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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Martial die Beiden – Jeanne und den jungen Mann – wohl ein wenig näher beobachtet habe.
    »Ja, ich versichere Ihnen, Herr Oberst, daß ich die strengsten Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte. Da gab es nur einen Jean, einen jungen Burschen aus der Bretagne, einen Neffen, dem sein Onkel, wenn auch nicht freudigen Herzens, nach diesem Lande der Wilden zu reisen gestattete. Es hat, wie es scheint, eben so sein sollen, daß Jacques Helloch und unsre liebe Tochter einander unterwegs kennen lernten. Ich habe Alles gethan, es zu verhindern… hab’ es aber nicht gekonnt. Da hat der Teufel seine Hand mit im Spiele gehabt!
    – O nein… doch Gott, mein braver Kriegsgefährte!« antwortete der Pater Esperante.
    Inzwischen verstrich die Zeit, und die Dinge kamen um keinen Schritt weiter. Warum zögerte eigentlich Jacques Helloch, sich offen auszusprechen? Meinte er vielleicht, sich doch zu täuschen?… O nein, weder über seine eigenen Gefühle, noch über die, die er Jeanne von Kermor eingeflößt hatte. Nur eine ihn gewiß ehrende Zurückhaltung gebot ihm Schweigen. Das Gegentheil hätte ja ausgesehen, als beanspruche er nun den Preis für die von ihm geleisteten Dienste.
    Sehr zu gelegener Zeit brachte Germain Paterne indeß »den Stein zum Rollen«, und eines Tages begann er zu seinem Freunde:
    »Nun… wann reisen wir denn wieder ab?
    – Sobald Du willst, Germain.
    – Das ist ja recht schön, nur wirst Du es nicht wollen, wenn ich es will…
    – O… warum denn?
    – Weil Fräulein von Kermor dann verheiratet sein wird…
    – Verheiratet!…
    – Ja… denn ich werde um ihre Hand anhalten.
    – Was kommt Dir in den Sinn? rief Jacques fast heftig.
    – Na, na, nur gelassen! Natürlich nicht für mich, sondern für Dich!«
    Und das that er denn auch, ohne sich durch Einwendungen, die ihm unangebracht erschienen, abhalten zu lassen.
    Jacques Helloch und Jeanne von Kermor traten in Gegenwart Germain Paterne’s und des Sergeanten Martial vor den Missionär, der sie nach ihrem Begehr fragte.
    »Jacques, begann das junge Mädchen mit tief erregter Stimme, ich bin bereit, die Ihrige zu werden… das wird in meinem ganzen Leben nicht genug sein, Ihnen meine Dankbarkeit zu bezeugen.
    – Jeanne, meine theure Jeanne, antwortete Jacques Helloch, ach, ich liebe Sie… ja, ich liebe Sie schon längst!
    – Nun, sage nichts weiter, lieber Freund, rief Germain Paterne. Etwas Besseres würdest Du doch nicht zu sagen finden!«
    Der Oberst von Kermor zog seine beiden Kinder an sich, die, an seinem Herzen liegend, den Bund für’s Erdenleben schlossen.
    Die Trauung des jungen Paares sollte in Santa-Juana nach Verlauf von vierzehn Tagen stattfinden. Nachdem der Pater Esperante als Standesbeamter in der Mission die Civiltrauung verrichtet hätte, würde er auch die kirchliche Einsegnung der Neuvermählten folgen lassen und ihnen dabei den väterlichen Segen ertheilen. Jacques Helloch, der völlig frei dastand und dessen Familie der Oberst von Kermor früher gekannt hatte, brauchte keine Genehmigung einzuholen. Sein Vermögen und das vom Sergeanten Martial verwaltete Vermögen Jeannes mußte den jungen Leuten ein reichliches Auskommen sichern. Einige Wochen nach der Hochzeit sollten sie abreisen und dann über Havana fahren, um dort die Familie Eridia aufzusuchen. Darauf würden sie nach Europa reisen, in Frankreich, in der Bretagne, ihre Angelegenheiten ordnen und schließlich nach Santa-Juana zum Oberst von Kermor und zu dem alten Soldaten zurückkehren.
    So lauteten die Bestimmungen, die allseitigen Beifall fanden, und am 25. November vollzog, im Beisein der festlich gekleideten Einwohnerschaft und in Gegenwart Germain Paterne’s und des Sergeanten Martial, die als Zeugen dienten, der Vater die civile und die kirchliche Trauung seiner Tochter Jeanne von Kermor mit dem überglücklichen Jacques Helloch.
    Es war eine ergreifende Feierlichkeit, die im Dorfe allgemeinster Theilnahme begegnete und eine tiefe Erregung zurückließ. Die wackern Guaharibos gaben dabei ihrer Freude in lautester Weise Ausdruck.
    Nahezu ein Monat ging noch dahin, dann kam Germain Paterne der Gedanke, daß es doch wohl Zeit wäre, der wissenschaftlichen Mission, womit sein Genosse und er vom Minister für öffentliche Aufklärung betraut worden waren, endlich Rechnung zu tragen. Man sieht, daß es immer der Minister war, den er als Vermittler seiner Absichten zu Hilfe nahm.
    »Schon jetzt?« antwortete ihm Jacques Helloch auf seine Erinnerung.
    Jacques

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