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Der strahlende Tod

Der strahlende Tod

Titel: Der strahlende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton und Robert Artner
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aufbrechen und diese Aufgabe erfüllen. Das geht vor. Solange das nicht erledigt ist, ist unsere Aufbauarbeit gefährdet.«
    Zimmermann zündete sich eine Zigarette an.
    »Ja«, sagte er langsam und blies den Rauch aus, »so werden wir es machen. Wir werden unser Land säubern. Und ich kann mir gut vorstellen, daß die Menschen in den anderen Ländern ähnlich reagieren. Die Überlebenden.«
    Buchanan nickte zustimmend.
    »Ich wollte eigentlich gar nicht so schnell damit herausrücken«, sagte er, »aber da Sie schon mal danach fragten, war es ja wohl kein Fehler.«
    »Nein«, sagte Zimmermann mit fester Stimme, »es war bestimmt kein Fehler.«
     
    *
     
    Zimmermann blieb noch lange im »Club«. Gibson Kemp, der Mick die Gitarre repariert hatte, redete noch lange mit ihm, und die Unterhaltung mit diesem jungen Mann machte ihm Spaß. Kemp war Engländer; zur Zeit der Katastrophe war er gerade in Amerika auf Tournee mit seiner Gruppe gewesen, einer sehr erfolgreichen Kombination von jungen Musikern, die eine Musik machten, die entfernt an den Beat der sechziger Jahre erinnerte. Die Katastrophe hatte ihn in einer größeren Stadt in der Nähe von Jackville überrascht; seine Freunde hatten beschlossen, sich zu einer Küstenstadt durchzuschlagen, er selbst hatte sich einer Gruppe angeschlossen, die nach Jackville gezogen war.
    Kemp war ein äußerst vielseitiger und intelligenter junger Mann. Er gehörte bald zu Buchanans Vertrauten. Zimmermann redete mit ihm über Bücher und literarische Probleme, als ob nie etwas geschehen wäre. Hinzu kam, daß sie im Laufe des Gesprächs feststellten, daß sie eine ganze Reihe von gemeinsamen Bekannten in London hatten.
    Zimmermann freute sich, daß sich Mick und Kemp so schnell angefreundet hatten, obwohl ihre Ansichten über Musik recht differierten. Mick bevorzugte die Rhythm and Blues-Music mit einer Textbotschaft; Kemp tat das etwas verächtlich als »antiquierten Quatsch« ab und vertrat einen mehr ästhetischen Standpunkt. Trotz dieser Unterschiede waren sich die beiden auf Anhieb sympathisch gewesen.
    »Was haben sie denn erreicht mit ihren Weltverbesserungsvorschlägen in den Texten?« fragte Kemp, »nichts, gar nichts. Anfangs, gebe ich zu, war’s vielleicht sogar ehrlich gemeint; dann aber, als sie merkten, daß es ein gutes Geschäft wurde, haben sie es so kommerzialisiert, daß diese Lieder von der übrigen Pop-Musik nicht mehr zu unterscheiden waren.«
    »Alles richtig«, sagte Mick, »ich finde nur: Wenn Lieder mit einigermaßen intelligenten Texten in das große Geschäft kommen, so ist es mir immer noch lieber als die übliche Herz-Schmerz-Verlogenheit.«
    Als Zimmermann die beiden reden hörte, spürte er noch einmal den gewaltigen Riß, den diese Welt über Nacht bekommen hatte. Ein Gespräch, das sich heute, unter diesen Lebensbedingungen, nicht um die primitiven materiellen Dinge, um Nahrung, Wohnung und Überleben drehte, mutete geradezu absurd und absonderlich an.
    Zimmermann ging hinüber ins Haus von Mrs. Kirchherr. Als er über die Straße ging, sah er, daß überall noch Menschen in Gruppen zusammenstanden und diskutierten. Als er vorüberging, grüßten sie ihn.
    Er sah, daß in Mrs. Kirchherrs Zimmer noch Licht war. Er ging in sein Zimmer und zog sich die Jacke aus. Sein Arm schmerzte kaum noch. Zimmermann zündete sich eine Zigarette an und setzte sich auf sein Bett. Er versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Er versuchte, an sein und Buchanans Vorhaben zu denken; er versuchte, Pläne für die Zeitung zu schmieden, die er gründen wollte, aber es schob sich immer etwas davor, was er nicht vertreiben konnte. Es war das Bild, wie sich eine Frau über ihn beugte, um nach seinem Verband am Arm zu sehen: das Gesicht einer Frau, das eingerahmt war von langen, blonden Haaren. Und jedesmal, wenn er den Gedanken gewaltsam vertreiben wollte, dachte er daran, daß diese Frau mit ihm in demselben Haus war, wenige Schritte entfernt. Ihr Mann war vom ersten Kriegstag an verschollen, hatte er gehört. Sie war aus einer der großen Städte gekommen und hatte sich hier mit ihrem kleinen Sohn niedergelassen. Janet Kirchherr war vielleicht nicht das, was man eine schöne Frau nannte; sie war weder klein noch zierlich, noch war ihr Gesicht besonders regelmäßig geschnitten. Um ehrlich zu sein, dachte Zimmermann, sie war sogar recht groß und kräftig gebaut; sie hatte ein festes, energisches Kinn, das mit den vollen, weichen Lippen in

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