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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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über den Tisch und wandte sich ab, während er dachte, dass er sich nun nie mehr damit würde befassen müssen, und wünschte, er würde in eine Zeit versetzt, in der dieser Augenblick bereits weit hinter ihm lag.
    Paul Larkin griff zögerlich nach den Papieren und blickte schmeichlerisch hilflos drein. „Es ist nur eine rechtliche Formalität, Hank“, sagte er. „Du weißt, dass ich diese Erzbergwerke immer als die deinen betrachten werde.“
    Rearden schüttelte langsam den Kopf. Es waren nur seine Halsmuskeln, die sich bewegten, sein Gesicht schien unbeweglich, als spräche er mit einem Fremden. „Nein!“, sagte er. „Entweder gehört mir etwas, oder es gehört mir nicht.“
    „Aber … aber du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Du musst dich um deine Erzlieferungen nicht sorgen. Wir haben eine Abmachung. Du weißt, du kannst auf mich zählen.“
    „Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es.“
    „Aber ich habe dir doch mein Wort gegeben.“
    „Ich bin bisher nie auf das Wort irgendeiner Person angewiesen gewesen.“
    „Warum … warum sagst du so etwas? Wir sind doch Freunde. Ich werde alles tun, was du verlangst. Du bekommst meine gesamte Produktion. Die Minen gehören immer noch dir – so gut wie. Du hast nichts zu befürchten. Ich werde … Hank, was ist los?“
    „Sprich nicht weiter.“
    „Aber … was ist mit dir?“
    „Ich möchte keine Beteuerungen. Ich möchte nicht, dass du so tust, als wäre ich sicher. Das bin ich nicht. Wir haben eine Abmachung getroffen, die ich nicht geltend machen kann. Ich möchte, dass du weißt, dass ich mir meiner Position voll bewusst bin. Wenn du beabsichtigst, dein Wort zu halten, sprich nicht darüber, sondern tu es einfach.“
    „Warum siehst du mich an, als wäre es meine Schuld? Du weißt, wie schlecht es mir dabei geht. Ich habe die Minen nur gekauft, weil ich dachte, es würde dir helfen – ich meine, ich dachte, du würdest sie lieber einem Freund verkaufen als einem Fremden. Es ist nicht meine Schuld. Mir gefällt das verfluchte Chancengleichheitsgesetz nicht, ich weiß nicht, wer dahintersteckt, ich hätte mir nie träumen lassen, dass es durchgeht, es war so ein Schock für mich, als …“
    „Ist schon gut.“
    „Aber ich wollte doch nur …“
    „Warum bestehst du darauf, darüber zu reden?“
    „Ich …“ Larkins Stimme hatte einen flehenden Ton. „Ich habe dir den besten Preis geboten, Hank. Das Gesetz verlangte eine ‚angemessene Entschädigung‘. Mein Angebot war höher als alle anderen.“
    Rearden blickte auf die Papiere, die immer noch auf dem Tisch lagen. Er dachte an die Bezahlung, die diese Papiere für seine Erzbergwerke festlegten. Zwei Drittel davon bestanden aus Darlehen, die Larkin von der Regierung erhalten hatte. Das neue Gesetz sah solche Darlehen vor, um „den neuen Besitzern, die nie eine Chance gehabt haben, eine faire Möglichkeit zu bieten“. Zwei Drittel des Restbetrages stammten aus einem Darlehen, das er selbst Larkin gewährt hatte, eine Hypothek auf seine eigenen Minen. … Und das Regierungsgeld, dachte er plötzlich, das Geld, das er nun als Bezahlung für sein Eigentum erhielt, woher stammte es? Wessen Arbeit hatte es erwirtschaftet?
    „Du musst dir keine Sorgen machen, Hank“, sagte Larkin in diesem unverständlicherweise beharrlich flehenden Ton. „Es ist nur eine Formalität auf dem Papier.“
    Rearden fragte sich vage, was es war, das Larkin von ihm wollte. Er hatte das Gefühl, als wartete er auf etwas, das über den eigentlichen Akt des Verkaufs hinausging, auf einige Worte, die er, Rearden, sagen sollte, eine Geste der Vergebung, die von ihm erwartet wurde. In Larkins Augen lag in diesem Augenblick seines größten Glücks der abstoßende Blick eines Bettlers.
    „Warum bist du wütend, Hank? Es ist nur wieder eine neue Form gesetzlicher Bürokratie. Nur eine neue historische Gegebenheit. Gegen historische Gegebenheiten kann niemand etwas ausrichten. Niemand kann dafür verantwortlich gemacht werden. Aber es gibt immer einen Weg weiterzumachen. Sieh dir doch alle anderen an. Es macht ihnen nichts aus. Sie …“
    „Sie setzen Strohmänner ein, die sie kontrollieren können, damit sie das Eigentum, das ihnen entrissen wurde, für sie leiten. Ich …“
    „Aber warum musst du denn diese Worte benutzen?“
    „Ich kann es dir genauso gut sagen – aber ich glaube, du weißt es ohnehin –, dass ich Spielchen dieser Art nicht gut beherrsche. Ich habe weder Zeit noch Lust, mir eine Form der

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