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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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die sie anstreben, ist die Freiheit von der Tatsache, dass ein A ein A bleibt, wie sehr sie auch weinen und toben mögen; dass ihnen kein Fluss von Milch zufließen wird, wie viel Hunger sie auch haben mögen; dass Wasser nicht bergauf fließen wird, wie sehr es ihnen das Leben auch erleichtern würde; dass, wenn sie es zur Spitze eines Wolkenkratzers befördern wollen, geistiger und körperlicher Einsatz erforderlich sind und dass es dabei auf die Beschaffenheit eines jeden Zentimeters einer Rohrleitung ankommt, nicht aber auf ihre Gefühle; dass ihre Gefühle nicht fähig sind, den Weg eines einzigen Staubkörnchens im All oder das Wesen irgendeiner ihrer begangenen Taten zu ändern.
    Diejenigen, die euch sagen, der Mensch sei nicht in der Lage, die Wirklichkeit wahrzunehmen, ohne sie durch seine Sinne zu verzerren, meinen damit, dass sie nicht willens sind, die Wirklichkeit wahrzunehmen, ohne sie durch ihre Gefühle zu verzerren. ‚Dinge an sich‘ sind die Dinge, wie sie von eurem Verstand wahrgenommen werden; losgelöst von der Vernunft werden sie zu ‚Dingen, wie sie von euren Wünschen wahrgenommen werden‘.
    Es gibt keine ehrliche Revolte gegen die Vernunft, und wenn ihr irgendeinen Teil ihres Glaubens akzeptiert, dann tut ihr es, um mit etwas davonzukommen, das euer Verstand euch nicht einmal versuchen lassen würde. Die Freiheit, die ihr sucht, ist die Freiheit von der Tatsache, dass einer, der seinen Reichtum gestohlen hat, ein Gauner ist, egal wie viel Geld er für wohltätige Zwecke spendet oder wie viele Gebete er aufsagt; dass einer, der mit Dirnen schläft, ein unwürdiger Ehemann ist, egal wie sehr ihm am Morgen danach bewusst wird, dass er seine Frau liebt; dass ihr Entitäten seid und nicht eine Reihe beliebiger Bruchstücke, die in einer Welt verteilt sind, in der nichts bleibt und nichts einen zu irgendetwas verpflichtet, der Welt eines kindlichen Albtraums, in der Identitäten sich wandeln und verschwimmen, in der der Lump und der Heros austauschbare Rollen sind, die beliebig angenommen werden; dass ihr Menschen seid, dass ihr Entitäten seid, dass ihr seid.
    Wie eifrig ihr auch behaupten mögt, euer mystisches Wunschdenken sei auf eine höhere Lebensform ausgerichtet, verbirgt sich hinter dem Widerstand gegen Identität doch der Wunsch nach Nichtexistenz. Das Verlangen, nichts Bestimmtes zu sein, ist das Verlangen, nicht zu sein.
    Eure Lehrer, die Mystiker beider Schulen, haben in ihrem Bewusstsein die Kausalität verkehrt und versuchen, sie auch in der Wirklichkeit zu verkehren. Sie halten ihre Emotionen für Ursachen und ihren Verstand für eine passive Wirkung. Sie machen ihre Gefühle zu Werkzeugen der Wahrnehmung von Wirklichkeit. Sie halten ihre Wünsche für ein irreduzibles Primäres, für eine Tatsache, die alle anderen Tatsachen ersetzt. Ein ehrlicher Mensch entwickelt kein Verlangen, ehe er den Gegenstand seines Verlangens identifiziert hat. Er sagt: ‚Es ist, also will ich es.‘ Sie sagen: ‚Ich will es, also ist es.‘
    Sie wollen das Axiom der Existenz und des Bewusstseins hintergehen, sie wollen, dass ihr Bewusstsein ein Instrument zur Schaffung von Existenz sei anstatt zu ihrer Wahrnehmung und dass Existenz nicht das Objekt , sondern das Subjekt ihres Bewusstseins sei; sie wollen jener Gott sein, den sie nach ihrem Bilde und nach ihrem Gleichnis geschaffen haben, der aus einer beliebigen Laune heraus eine Welt aus dem Nichts schafft. Aber die Wirklichkeit lässt sich nicht hintergehen. Sie erreichen das Gegenteil dessen, was sie sich wünschen. Sie wollen Allmacht über die Existenz; stattdessen verlieren sie die Macht ihres Bewusstseins. Indem sie sich weigern zu wissen, stürzen sie sich selbst in das Grauen eines ewig Unbekannten.
    Die irrationalen Wünsche, die ihren Glauben für euch anziehend machen, die Emotionen, die ihr als Götzen anbetet und auf deren Altar ihr die Erde opfert, jene dunkle, unklare Leidenschaft in euch, die ihr für die Stimme Gottes oder eurer Eingeweide haltet, all das ist lediglich der Leichnam eures Verstandes. Ein Gefühl, das eurem Verstand zuwiderläuft, ein Gefühl, das ihr weder erklären noch beherrschen könnt, ist nur der Kadaver jenes abgedroschenen Denkens, das zu überprüfen ihr eurem Verstand untersagt habt.
    Als ihr die Übeltat begangen habt, das Denken und Sehen zu verweigern und irgendeinen eurer kleinen Wünsche von der absoluten Wirklichkeit auszunehmen; als ihr euch entschlossen habt zu sagen: Ich will die Kekse, die ich

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