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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Wahrheit?Ihre Antwort lautet: das, was andere glauben. Es gibt kein Wissen, so lehren sie, sondern nur Glauben: Eure Annahme, ihr würdet existieren, sei ein Akt des Glaubens, der nicht mehr Gültigkeit besitze als der Glaube eines anderen an sein Recht, euch zu töten; wissenschaftliche Axiome seien Akte des Glaubens, die nicht mehr Gültigkeit besäßen als der Glaube eines Mystikers an Offenbarungen; die Annahme, elektrisches Licht könne durch einen Generator erzeugt werden, sei ein Akt des Glaubens, der nicht mehr Gültigkeit besitze als der Glaube, es könne durch das Küssen einer Hasenpfote unter einer Leiter in einer Neumondnacht erzeugt werden – Wahrheit sei das, was die Leute für wahr erklären, und ‚Leute‘ seien alle außer euch; Wirklichkeit sei das, was die Leute für wirklich erklären, es gebe keine objektiven Tatsachen, sondern nur die willkürlichen Wünsche der Leute – jemand, der in einem Labor mit Reagenzgläsern und Logik hantiere, um Wissen zu erlangen, sei ein altmodischer, abergläubischer Narr; der wahre Wissenschaftler mache öffentliche Umfragen – und gäbe es nicht die selbstsüchtige Habgier der Hersteller von Stahlträgern, die aus Eigeninteresse den Fortschritt der Wissenschaft behindern, würdet ihr erfahren, dass die Stadt New York nicht existiert, weil einer Umfrage unter der Weltbevölkerung zufolge der Glaube einer überwältigenden Mehrheit ihre Existenz nicht erlaubt.
    Seit Jahrhunderten verkünden die Mystiker des Geistes, Glaube sei der Vernunft überlegen, doch haben sie es nicht gewagt, die Existenz der Vernunft zu leugnen. Ihre Erben und Produkte, die Mystiker der Muskeln, haben vollendet, was sie angefangen haben, und haben ihren Traum verwirklicht: Sie verkünden, alles sei Glaube, und nennen das eine Auflehnung gegen Gläubigkeit. In Auflehnung gegen unbewiesene Behauptungen erklären sie, nichts ließe sich beweisen; in Auflehnung gegen übernatürliche Erkenntnis erklären sie, keine Erkenntnis sei möglich; in Auflehnung gegen die Feinde der Wissenschaft erklären sie, Wissenschaft sei Aberglaube; in Auflehnung gegen die Versklavung des Verstandes erklären sie, es gebe keinen Verstand.
    Wenn ihr eure Wahrnehmungsfähigkeit aufgebt, wenn ihr das Kollektive anstelle des Objektiven als Maßstab akzeptiert und darauf wartet, dass die Menschheit euch sagt, was ihr zu denken habt, wird vor euren Augen, denen ihr abgeschworen habt, ein weiterer Tausch stattfinden: Eure Lehrer werden das Kollektiv beherrschen, und wenn ihr ihnen euren Gehorsam verweigert und protestiert, sie seien nicht die gesamte Menschheit, werden sie euch antworten: ‚Woher willst du wissen, dass wir es nicht sind? Sein , mein Freund? Woher hast du diesen altmodischen Begriff?‘
    Wenn ihr bezweifelt, dass das ihr Zweck ist, dann bedenkt, mit welcher leidenschaftlichen Beharrlichkeit die Mystiker der Muskeln euch vergessen machen wollen, dass der Begriff ‚Verstand‘ überhaupt jemals existiert hat. Achtet auf ihre nichtssagenden Phrasen, ihre dehnbaren Worte, ihre in der Schwebe gehaltenen Ausdrücke, durch die sie versuchen, den Begriff des ‚Denkens‘ zu umgehen. Euer Bewusstsein, so erklären sie, besteht aus ‚Reflexen‘, ‚Reaktionen‘, ‚Erfahrungen‘, ‚Zwängen‘ und ‚Trieben‘ – und sie weigern sich, die Mittel zu identifizieren, die ihnen zu dieser Erkenntnis verholfen haben, die Handlung zu identifizieren, die sie vollziehen, wenn sie es erklären, oder die ihr vollzieht, wenn ihr zuhört. Worte haben die Macht, euch zu ‚konditionieren‘, behaupten sie, und weigern sich, den Grund zu identifizieren, aus dem Worte die Macht haben, euer … ausgeblendet … zu verändern. Ein Student, der ein Buch liest, versteht das Gelesene durch einen Prozess des … ausgeblendet . Ein Wissenschaftler, der an einer Erfindung arbeitet, ist mit … ausgeblendet … beschäftigt. Ein Psychologe, der einem Neurotiker hilft, ein Problem und einen Konflikt zu lösen, tut das, indem er … ausgeblendet . Ein Industrieller … ausgeblendet – einen solchen gibt es nicht. Eine Fabrik ist eine ‚natürliche Ressource‘ wie ein Baum, ein Felsen oder eine Schlammpfütze.
    Das Problem der Produktion, so erzählen sie euch, sei gelöst und bedürfe keines weiteren Nachdenkens oder Kopfzerbrechens; das einzige Problem, das eure ‚Reflexe‘ noch lösen müssten, sei das der Verteilung. Wer hat das Problem der Produktion gelöst? Die Menschheit, antworten sie. Wie lautete die Lösung? Die

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