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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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die Menschen die Wirklichkeit tatsächlich schaffen, indem sie sich damit einverstanden erklären, sie entsprechend seinem Kommando zu verfälschen.
    Indem der Mystiker in Bezug auf materielle Dinge ein Parasit ist, insofern er sich den von anderen geschaffenen Wohlstand aneignet; indem er in Bezug auf geistige Dinge ein Parasit ist, insofern er die Ideen anderer stiehlt – lässt er sich noch unter das Niveau eines Wahnsinnigen herab, der seine eigene verzerrte Wirklichkeit schafft, und begibt sich auf das eines Parasiten des Wahnsinns, insofern er auf eine von anderen vorgenommene Verzerrung erpicht ist.
    Es gibt nur einen einzigen Zustand, der des Mystikers Verlangen nach Unendlichkeit, Nichtkausalität und Nichtidentität erfüllt: den Tod. Ganz gleich, welche unverständlichen Ursachen er seinen nicht mitteilbaren Gefühlen zuschreiben mag, wer die Wirklichkeit ablehnt, lehnt die Existenz ab – und die Gefühle, die ihn von da an antreiben, sind Hass gegenüber sämtlichen Werten des menschlichen Lebens und Lust an allem Bösen, das dieses Leben zerstört. Ein Mystiker genießt den Anblick von Leid, Armut, Unterwürfigkeit und Schrecken; all das vermittelt ihm ein Gefühl des Triumphs, einen Beweis der Niederlage rationaler Wirklichkeit. Aber eine andere Wirklichkeit existiert nicht.
    Ganz gleich, wessen Wohl er im Sinn zu haben beteuert, sei es dasjenige Gottes oder dasjenige jener entkörperten Fratze, die er als ‚das Volk‘ bezeichnet, ganz gleich, welches Ideal er als übernatürliche Dimension verkündet – faktisch, in Wirklichkeit, auf Erden ist der Tod sein Ideal, sein Verlangen ist zu töten, seine einzige Befriedigung ist zu foltern.
    Zerstörung ist das einzige Ergebnis, zu dem der Glaube der Mystiker je geführt hat, und es ist das einzige Ergebnis, zu dem ihr ihn heute führen seht, und wenn die Verwüstungen, die ihre Taten angerichtet haben, sie nicht veranlasst haben, ihre Lehren in Frage zu stellen, wenn sie behaupten, von Liebe angetrieben zu sein, und sich dennoch nicht von Bergen menschlicher Leichen abschrecken lassen, dann deshalb, weil die Wahrheit über ihre Seelen noch schlimmer ist als jene abscheuliche Entschuldigung, die ihr ihnen zugebilligt habt, die Entschuldigung, dass der Zweck die Mittel heilige und sie ihre Schreckenstaten zu einem hehren Zweck verübten. In Wahrheit sind ebendiese Schreckenstaten ihr Zweck.
    Euch, die ihr lasterhaft genug seid zu glauben, ihr könntet euch der Diktatur eines Mystikers anpassen und ihn zufriedenstellen, indem ihr seinen Anordnungen gehorcht, sei gesagt: Ihr könnt ihn nicht zufriedenstellen; gehorcht ihr, wird er seine Befehle auf den Kopf stellen; er will Gehorsam um des Gehorsams und Zerstörung um der Zerstörung willen. Euch, die ihr feige genug seid zu glauben, ihr könntet euch mit einem Mystiker gut stellen, indem ihr euch von ihm erpressen lasst, sei gesagt: Ihr könnt ihn nicht bestechen; das Bestechungsgeld, das er will, ist euer Leben, so langsam oder rasch ihr es ihm auszuhändigen bereit seid – und das Ungeheuer, das er zu bestechen versucht, ist das, was er sich selbst gegenüber insgeheim ausblendet, das, was ihn zum Töten nötigt, damit er sich nicht eingestehen muss, dass der Tod, den er begehrt, sein eigener ist.
    Euch, die ihr unschuldig genug seid zu glauben, die entfesselten Kräfte in der heutigen Welt seien von Gier nach materiellem Plündergut angetrieben, sei gesagt: Das Gerangel der Mystiker nach Beute ist nur eine Fassade, mit der sie ihren wahren Beweggrund vor sich selbst verbergen. Wohlstand ist ein Mittel zum Leben, und sie äffen das Leben nach, indem sie nach Wohlstand schreien, um sich selbst vorzumachen, dass sie zu leben wünschten. Doch ihr Suhlen in geplündertem Luxus ist kein Vergnügen, sondern eine Flucht. Sie wollen euren Reichtum nicht besitzen, sondern wollen, dass ihr ihn verliert; sie wollen keinen Erfolg haben, sondern wollen, dass ihr scheitert; sie wollen nicht leben, sondern wollen, dass ihr sterbt; sie begehren nichts, sie hassen die Existenz, und jeder Einzelne von ihnen ist ständig auf der Flucht vor der Erkenntnis, dass er selbst der Gegenstand seines Hasses ist.
    Euch, die ihr das Wesen des Bösen nie begriffen habt, die ihr sie als ‚irregeführte Idealisten‘ bezeichnet – möge der Gott, den ihr ersonnen habt, euch vergeben! –, sei gesagt: Sie sind die Essenz des Bösen, sie, jene lebensfeindlichen Subjekte, die versuchen, die selbstlose Null in ihrer Seele auszufüllen,

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