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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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bedingungslos.
    Da erkannte ich, was mit der Welt nicht stimmt. Ich erkannte, was Menschen und Nationen vernichtet und wo der Kampf um das Leben ausgefochten werden musste. Ich erkannte, dass der Feind eine verkehrte Moral war – und dass nur meine Billigung ihr Macht verlieh. Ich erkannte, dass das Böse ohnmächtig war, dass das Böse das Irrationale, das Blinde und das der Wirklichkeit Entgegengesetzte war – und dass die einzige Waffe, die dem Bösen zum Sieg verhalf, die Bereitschaft der Guten war, ihm zu dienen. So, wie die Parasiten, die mich umgaben, erklärten, sie seien in ihrer Hilflosigkeit auf meinen Verstand angewiesen und erwarteten von mir, dass ich freiwillig ein Sklavendasein führte, zu dem sie mich nicht zwingen konnten; so, wie sie darauf vertrauten, dass ich mich selbst opfern würde, um ihnen die Mittel zur Ausführung ihres Vorhabens an die Hand zu geben – genauso sind es die Guten, die Fähigen und die Verstandesmenschen, die in der ganzen Welt und im gesamten Verlauf der Menschheitsgeschichte auf jede erdenkliche Art und Weise, angefangen mit der Erpressung durch faulenzende Verwandte bis hin zu den Gräueltaten kollektivierter Länder, den Bösen das Blut ihrer Tugenden übertragen und zulassen, dass diese ihnen das Gift der Zerstörung verabreichen, und so sichern sie dem Bösen seine Existenz und ihren eigenen Werten – den Tod. Ich erkannte, dass es in der Niederlage eines jeden tugendhaften Menschen einen Punkt gibt, an dem seine Einwilligung in einen Sieg des Bösen nötig ist – und dass keine Art der Verletzung, die andere ihm zufügen, erfolgreich sein kann, wenn er sich entschließt, seine Einwilligung zu verweigern. Ich erkannte, dass ich in der Lage war, euren Schandtaten ein Ende zu bereiten, indem ich in Gedanken ein einziges Wort aussprach. Ich sprach es aus. Das Wort lautete: ‚Nein‘.
    Ich verließ die Fabrik. Ich verließ eure Welt. Ich machte es mir zur Aufgabe, eure Opfer zu warnen und ihnen die Methode und die Waffe zu geben, um euch zu bekämpfen. Die Methode bestand in der Weigerung, eure Strafen auf sich zu nehmen. Die Waffe war Gerechtigkeit.
    Falls ihr wissen wollt, was euch abhanden kam, als ich und meine Streikenden eure Welt verließen, dann begebt euch in einen unbewohnten Landstrich in einer von Menschen unerforschten Einöde und stellt euch die Frage, wie und wie lange ihr überleben könnt, wenn ihr das Denken verweigert und niemand da ist, der euch anleitet, oder, wenn ihr euch zum Denken entschließt, wie viel euer Verstand zu entdecken in der Lage wäre; stellt euch die Frage, wie viele unabhängige Schlussfolgerungen ihr im Laufe eures Lebens gezogen habt und wie viel Zeit ihr mit der Ausführung dessen verbracht habt, was andere euch beigebracht haben; stellt euch die Frage, ob ihr in der Lage wärt herauszufinden, wie man den Boden bestellt und Nahrungsmittel anbaut, ob ihr in der Lage wärt, ein Rad, einen Hebel, eine Induktionsspule, einen Generator, eine Elektronenröhre zu erfinden – und dann entscheidet, ob leistungsfähige Menschen Ausbeuter sind, die sich von den Früchten eurer Arbeit nähren und euch der Reichtümer berauben, die ihr produziert, und ob ihr es wagen dürft anzunehmen, ihr hättet die Macht, sie zu versklaven. Lasst eure Frauen einen Blick auf eine Urwaldfrau mit ihrem runzligen Gesicht und ihren Hängebrüsten werfen, die mit einem Mörser Stunde um Stunde, Jahrhundert um Jahrhundert Getreide in einer Schüssel mahlt – dann sollen sie sich fragen, ob ihr ‚Instinkt zur Herstellung von Werkzeug‘ sie mit ihren elektrischen Kühlschränken, Waschmaschinen und Staubsaugern ausstatten würde, und wenn nicht, ob sie Wert darauf legen, diejenigen zu zerstören, die all das geschaffen haben, und zwar nicht ‚instinktiv‘.
    Schaut euch um, ihr Wilden, die ihr daherstammelt, Ideen würden durch die Produktionsmittel der Menschen geboren, eine Maschine sei nicht das Produkt menschlichen Denkens, sondern eine geheimnisvolle Macht, die ihrerseits menschliches Denken produziere. Ihr habt das Industriezeitalter nie entdeckt – und ihr klammert euch an die Moral der unzivilisierten Epochen, in denen Sklavenarbeit mit reiner Muskelkraft ein elendes menschliches Dasein ermöglicht hat. Seit jeher hat jeder Mystiker nach Sklaven verlangt, die ihn vor der gefürchteten materiellen Wirklichkeit schützen sollten. Doch ihr, ihr grotesken kleinen Atavisten, schaut mit blinden Augen die Wolkenkratzer und Schornsteine um euch herum an

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