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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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indem sie die Welt verschlingen. Es ist nicht euer Vermögen, hinter dem sie her sind. Sie haben sich gegen den Verstand verschworen, das heißt: gegen das Leben und den Menschen.
    Diese Verschwörung hat weder einen Anführer noch eine Ausrichtung, und die zufälligen kleinen Ganoven, die sich gerade an den Qualen des einen oder anderen Landes bereichern, sind beliebiger Abschaum, der seit Jahrhunderten auf den Fluten schwimmt, die aus den gebrochenen Dämmen der Kloaken strömen, aus dem Sammelbecken des Hasses gegen Vernunft, gegen Logik, gegen Können, gegen Leistung und gegen Freude in jedem winselnden Antimenschen, der je die Überlegenheit des ‚Herzens‘ gegenüber dem Verstand gepredigt hat.
    Es ist eine Verschwörung all derer, die nicht leben, sondern nur mit dem Leben davonkommen wollen, derer, die nur ein kleines Stück Wirklichkeit ausblenden wollen und sich zu denen hingezogen fühlen, die mit dem Ausblenden anderer Stücke beschäftigt sind – eine Verschwörung, die durch Abwehrmechanismen all diejenigen miteinander verbindet, die eine Null als Wert anstreben: den Professor, der Vergnügen an der Verstümmelung des Verstandes seiner Studenten findet, weil er selbst nicht denken kann; den Geschäftsmann, der Vergnügen an der Behinderung der Leistungsfähigkeit seiner Konkurrenten findet, um seine eigenen stagnierenden Geschäfte zu schützen; den Neurotiker, der Vergnügen am Brechen von Menschen mit Selbstachtung findet, um seine Selbstverachtung zu verteidigen; den Inkompetenten, der Vergnügen an der Zerstörung von Größe findet; den Eunuchen, der Vergnügen an der Kastration aller Formen von Genuss findet – und alle, die sie mit geistiger Munition versorgen, all jene, die predigen, das Opfern von Tugendhaftigkeit werde Laster in Tugenden verwandeln. Der Tod ist die ihren Theorien zugrunde liegende Prämisse, der Tod ist das Ziel ihrer Praktiken – und ihr seid ihre letzten Opfer.
    Wir, die wir als lebendige Schutzschilder zwischen euch und dem Wesen eures Glaubens gedient haben, sind nicht mehr da, um euch vor den Auswirkungen eurer selbsterwählten Glaubensansichten zu retten. Wir sind nicht mehr bereit, mit unserem Leben die Schulden zu bezahlen, die ihr in eurem Leben angehäuft habt, oder das moralische Defizit, das sich über all die Generationen vor euch aufgetürmt hat. Ihr habt von geborgter Zeit gelebt – und ich bin der Mensch, der den Kredit aufgekündigt hat.
    Ich bin der Mensch, dessen Existenz ihr ausblenden wolltet, deshalb habt ihr euch geweigert zu sehen. Ich bin der Mensch, den ihr weder leben noch sterben lassen wolltet. Ihr wolltet nicht, dass ich lebe, weil ihr Angst vor der Einsicht hattet, dass ich die Verantwortung trug, die ihr abgeschüttelt habt, und dass euer Leben von mir abhing; ihr wolltet nicht, dass ich sterbe, weil ihr es wusstet.
    Vor zwölf Jahren, als ich noch in eurer Welt gearbeitet habe, war ich ein Erfinder. Ich war ein Vertreter der jüngsten Berufsgruppe in der Geschichte der Menschheit, die zugleich auf dem Weg zurück zum Vormenschen als erste aussterben wird. Ein Erfinder ist ein Mensch, der mit Blick auf das Universum die Frage nach dem Warum stellt und zwischen der Antwort und seinem Verstand keine Hindernisse duldet.
    Wie der Mann, der die Nutzung von Dampf entdeckt hat, oder der Mann, der die Nutzung von Öl entdeckt hat, habe ich eine Energiequelle entdeckt, die seit der Geburtsstunde der Erde zur Verfügung stand, die der Mensch jedoch nicht anders zu nutzen wusste denn als Gegenstand der Verehrung, des Schreckens und der Legenden über einen Donnergott. Ich habe das Versuchsmodell eines Motors geschaffen, der mir und meinen Arbeitgebern ein Vermögen eingebracht hätte, eines Motors, der die Effizienz eines jeden von Menschen gemachten elektrischen Geräts gesteigert und jeder der Stunden, die ihr aufwendet, um euren Lebensunterhalt zu verdienen, eine höhere Produktivität verliehen hätte.
    Doch eines Abends hörte ich bei einer Betriebsversammlung, wie ich infolge meiner Leistung zum Tode verurteilt wurde. Ich hörte, wie drei Parasiten behaupteten, mein Kopf und mein Leben gehörten ihnen, mein Recht zu existieren sei bedingt und hinge von der Befriedigung ihrer Wünsche ab. Der Zweck meiner Fähigkeiten bestehe darin, die Bedürfnisse derer zu stillen, die weniger leisten könnten. Infolge meiner Lebenstüchtigkeit hätte ich kein Recht zu leben, sagten sie; ihr Lebensrecht hingegen sei infolge ihrer Untüchtigkeit

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