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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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vermöge der Tatsache, dass wir die Moral des Lebens vertreten. Sie, die großartigen Opfer, die sämtliche Wunder des kurzen Sommers der Menschheit hervorgebracht hatten, sie, die Industriellen, die Eroberer der Materie, hatten den Kern ihres Rechtsanspruchs nicht entdeckt. Sie wussten, dass sie die Kraft innehatten. Ich habe sie gelehrt, dass auch die Herrlichkeit ihnen gehörte.
    Ihr, die ihr es wagt, uns in moralischer Hinsicht geringer zu achten als irgendeinen Mystiker, der übersinnliche Wahrnehmungen zu haben behauptet; ihr, die ihr euch wie Geier um geplünderte Groschen rauft, aber einen Wahrsager höher achtet als jemanden, der ein Vermögen verdient; ihr, die ihr einen Geschäftsmann als unehrenhaft verhöhnt, aber jeden Möchtegernkünstler vergöttert – eure Wertmaßstäbe entstammen jenem mystischen Gifthauch, der aus dem Morast früherer Zeiten aufsteigt, jenem Todeskult, der einen Geschäftsmann für unmoralisch erklärt, weil er euch am Leben erhält. Euch, die ihr behauptet, über den groben Bedürfnissen des Leibes zu stehen, über der Schinderei zur Befriedigung bloßer körperlicher Belange, frage ich: Wer unterliegt der Sklaverei seiner körperlichen Bedürfnisse: der Hindu, der für eine Schale Reis von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang die Sterzen seines Pfluges führt, oder der Amerikaner, der einen Traktor fährt? Wer hat die physische Wirklichkeit erobert: derjenige, der auf einem Nagelbett schläft, oder derjenige, der auf einer Federkernmatratze schläft? Was ist ein Denkmal für den Sieg des menschlichen Geistes über die Materie: die verkeimten Hütten an den Ufern des Ganges oder die Skyline New Yorks vor der Atlantikküste?
    Wenn ihr die Antworten auf diese Fragen nicht herausfindet – und nicht lernt, vor den Errungenschaften des menschlichen Verstandes ehrfürchtig stillzustehen –, werdet ihr nicht mehr lang auf dieser Erde weilen, die wir lieben und die zu verdammen wir euch nicht gestatten. Ihr werdet euch nicht mit dem Rest eurer Lebenszeit davonschleichen. Ich habe den üblichen Verlauf der Geschichte abgekürzt und euch die Art der Besoldung vor Augen geführt, die ihr anderen aufzubürden gehofft habt. Nun ist es eure letzte verbleibende Lebenskraft, die aufgezehrt wird, um die Anbeter und Überbringer des Todes mit dem zu versorgen, was sie nicht verdient haben. Tut nicht so, als habe eine bösartige Wirklichkeit euch zu Fall gebracht – eure eigenen Abwehrmechanismen haben euch zu Fall gebracht. Tut nicht so, als würdet ihr um eines erhabenen Ideals willen zugrunde gehen – ihr werdet als Futter für Misanthropen zugrunde gehen.
    Doch denen unter euch, die sich noch einen Rest Würde bewahrt haben und die ihr Leben noch zu lieben gewillt sind, biete ich die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen. Entscheidet, ob ihr für eine Moral, an die ihr nie geglaubt und die ihr nie praktiziert habt, zugrunde gehen wollt. Haltet an der Schwelle zur Selbstzerstörung inne und hinterfragt eure Werte und euer Leben. Ihr wusstet, wie man eine Bestandsliste seines Vermögens erstellt. Erstellt nun eine Bestandsliste eures Verstandes.
    „Seit eurer Kindheit habt ihr mit schlechtem Gewissen verheimlicht, dass ihr nicht den Wunsch verspürt, moralisch zu sein oder euch aufzuopfern; dass ihr euren Kodex fürchtet und hasst, diesen Hass aber nicht einmal euch selbst einzugestehen wagt; dass euch jene moralischen ‚Instinkte‘, die andere zu haben behaupten, fehlen. Je weniger ihr sie gespürt habt, desto lauter habt ihr eure selbstlose Liebe und Dienstbereitschaft anderen gegenüber erklärt, aus Furcht, sie könnten euer wirkliches Selbst entdecken, das Selbst, das ihr betrogen habt, das Selbst, das ihr versteckt hieltet wie ein Skelett im Inneren eures Körpers. Und sie, die gleichzeitig von euch Betrogene und euch Betrügende waren, hörten euch beifällig zu, aus Furcht, ihr könntet entdecken, dass sie dasselbe Geheimnis hüten. Für euch ist Existenz eine gewaltige Täuschung, ein Spiel, das ihr euch gegenseitig vorspielt, wobei jeder glaubt, er sei der einzig Schuldige, jeder das Unerkennbare, das nur die anderen kennen, als moralische Autorität anerkennt, jeder die Wirklichkeit zu sehen vorgibt, die er seinem Gefühl nach zu sehen vorgeben soll, und keiner den Mut hat, den Teufelskreis zu durchbrechen.
    Ganz gleich, welchen unehrenhaften Kompromiss ihr mit eurem unerfüllbaren Glauben geschlossen habt, ganz gleich, welches jämmerliche Gleichgewicht – halb Zynismus,

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