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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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die bereit waren, ihre Intelligenz zu verkaufen und sie in den zynischen Dienst der Gewalt zu stellen: die verächtliche Brut jener Mystiker der Wissenschaft, die Hingabe an irgendeine Art ‚reiner Erkenntnis‘ vorgeben, deren Reinheit darin besteht, dass sie erklärtermaßen keinem praktischen Zweck auf dieser Erde dient; die ihre Logik der unbelebten Materie vorbehalten, aber der Ansicht sind, die menschlichen Angelegenheiten erforderten und verdienten keine Rationalität; die Geld verachten und ihre Seelen für ein mit Plündergut ausgestattetes Labor verkaufen. Und da es weder ‚Erkenntnis ohne praktischen Nutzen‘ noch ‚uneigennützige‘ Handlungen gibt, da sie jede Anwendung ihrer Wissenschaft zum Zweck und Nutzen des Lebens verachten, stellen sie sie in den Dienst des Todes, in den Dienst des einzigen praktischen Zwecks, den sie für Plünderer haben kann: der Erfindung von Waffen zur Ausübung von Zwang und Zerstörung. Sie, die großen Geister, die moralischen Werten zu entkommen versuchen, sie sind die Verdammten dieser Erde, sie tragen unverzeihliche Schuld. Hören Sie mich, Dr. Robert Stadler?
    Aber an ihn möchte ich mich nicht wenden. Ich wende mich an diejenigen unter euch, die einen souveränen Rest ihrer Seele bewahrt haben, den sie nicht verkauft und mit dem Stempel ‚… an die Order anderer‘ haben versehen lassen. Wenn im Chaos der Beweggründe, die euch veranlasst haben, heute Abend das Radio einzuschalten, auch der ehrliche, rationale Wunsch zu erfahren, was mit der Welt nicht stimmt, eine Rolle gespielt hat, dann seid ihr diejenigen, an die ich mich wenden wollte. Nach den Regeln und Bedingungen meines Kodexes schuldet man denjenigen, die sich um Verständnis bemühen, eine rationale Erklärung. Diejenigen, die sich bemühen, mich nicht zu verstehen, sind mir gleichgültig.
    Ich wende mich an jene, die leben und die Ehre ihrer Seele wiedererlangen wollen. Da ihr nun die Wahrheit über eure Welt kennt, hört auf, eure eigenen Zerstörer zu unterstützen. Das Böse in der Welt ist nur dadurch möglich, dass ihr es billigt. Entzieht ihm eure Billigung. Verweigert eure Unterstützung. Versucht nicht, nach den Bedingungen eurer Feinde zu leben oder ein Spiel zu gewinnen, in dem sie die Regeln aufstellen. Strebt nicht nach der Gunst derer, die euch versklavt haben; bittet jene nicht um Almosen, die euch beraubt haben, sei es in Form von Beihilfen, von Darlehen oder von Arbeitsplätzen; schließt euch ihnen nicht an, um wiederzuerlangen, was sie euch genommen haben, indem ihr ihnen beim Ausrauben anderer helft. Man kann nicht hoffen, sein Leben zu erhalten, indem man sich dazu bestechen lässt, seine eigene Zerstörung hinzunehmen. Kämpft nicht um Gewinn, Erfolg oder Sicherheit um den Preis eines Pfandrechts auf euer Existenzrecht. Ein solches Pfandrecht lässt sich nicht auslösen; je mehr ihr ihnen bezahlt, desto mehr werden sie verlangen; je größer die Werte, die ihr erstrebt oder erreicht, desto verwundbarer und hilfloser werdet ihr. Ihr System der legitimen Erpressung ist darauf ausgelegt, euch zu schröpfen, nicht indem es an euren Sünden ansetzt, sondern indem es an eurer Liebe zum Dasein ansetzt.
    Versucht nicht, nach den Bedingungen der Plünderer aufzusteigen oder eine Leiter zu erklimmen, die sie halten. Lasst nicht zu, dass sie sich an der einzigen Macht vergreifen, die sie an der Macht hält: eurem Lebenseifer. Tretet in den Streik – wie ich es getan habe. Gebraucht euren Verstand und eure Sachkenntnis im Verborgenen; baut euer Wissen aus, entwickelt eure Fähigkeiten, aber teilt eure Errungenschaften nicht mit anderen. Versucht nicht, ein Vermögen zu erwirtschaften, solange ein Plünderer euch im Nacken sitzt. Bleibt auf der untersten Stufe ihrer Leiter; verdient nur das zum nackten Überleben Nötigste; erwirtschaftet keinen überschüssigen Pfifferling, um den Plündererstaat zu unterstützen. Da ihr gefangen seid, benehmt euch wie Gefangene und helft ihnen nicht, so zu tun, als wärt ihr frei. Seid der schweigende, unbestechliche Feind, den sie fürchten. Wenn sie euch zwingen, gehorcht – aber macht nicht freiwillig mit. Geht keinen freiwilligen Schritt, hegt keinen Wunsch, äußert keine Bitte, und verfolgt keinen Zweck in ihre Richtung. Helft einem bewaffneten Räuber nicht zu behaupten, er handle als euer Freund und Wohltäter. Helft euren Gefängniswärtern nicht, so zu tun, als sei ihr Gefängnis euer natürlicher Lebensraum. Helft ihnen nicht, die Wirklichkeit

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