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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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paar weitere Schachteln aus dem Ofen und stellte sie nebeneinander auf die Ablage. »Ich habe ihr gesagt, dass heute unser Jahrestag ist und ich dich überraschen will.«

    Will warf die Schlüssel neben die Pappkartons auf die Ablage. »Und das hat sie dir geglaubt? Sie hat dich doch noch nie gesehen.«
    Courtney lächelte ihn an. »Wenn ich will, kann ich ziemlich überzeugend wirken.«
    Verärgert und doch beeindruckt betrachtete er sie. Er ärgerte sich darüber, dass sie hier war, in seiner Küche, und sich so kokett gab. Aber es beeindruckte ihn auch, dass sie seine Adresse herausgefunden hatte.
    »Wie bist du an meine Adresse gekommen?«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Also, das war viel schwerer. Du stehst ja nicht im Telefonbuch.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe einen Detektiv engagiert.«
    »Im Ernst, wie hast du mich gefunden?«
    »Im Ernst, das wirst du nie erfahren.« Sie begann, die Kartons aufzumachen. »Für dich habe ich was mit Rindfleisch mitgebracht, aber wenn du das nicht magst, können wir uns auch mein Hühnchen teilen. Außerdem gibt es Frühlingsrollen und Wantan-Suppe.«
    »Courtney.«
    Sie drehte sich um und öffnete den Schrank über der Kaffeemaschine. »Wo sind deine Teller?«
    »Courtney, du kannst nicht hierbleiben.«
    Sie fand die Teller – ganze vier Stück. Zwei davon holte sie heraus, und auch noch zwei Müslischalen. »Möchtest du Reis dazu?«
    Er packte sie am Ellenbogen und drehte sie um, um sie anzusehen. Allein diese Berührung machte ihm klar, warum sie wieder gehen musste. »Du kannst nicht hierbleiben.«

    »Wer hat denn was von hierbleiben gesagt? Das ist doch nur ein Abendessen. Betrachte es als kleines Dankeschön für die Baseball-Karten.«
    Irgendwas stimmte nicht. Heute Morgen war sie total zickig gewesen, und jetzt servierte sie ihm das Abendessen.
    Und brachte ihre Klamotten in sein Schlafzimmer.
    Unter anderen Umständen hätte ihm das auch nichts ausgemacht. Im Gegenteil, in Anbetracht seiner schon etwas sehr langen Durststrecke wäre er eigentlich überglücklich, wenn er von der Arbeit nach Hause käme und dort eine halbnackte Frau anträfe, die auf ihn wartete.
    Aber sie war nicht irgendeine Frau. Und die Arbeit heute war auch nicht wie an anderen Tagen gewesen. Er hatte miese Laune. Er war fertig. Seine Geduld hatte den Tiefststand erreicht, genauso wie seine innere Einstellung.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Nichts.«
    Er knirschte mit den Zähnen. Zählte leise bis drei. »Und warum bist du dann nicht bei deiner Schwester?«
    Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff und durchsuchte ein paar Schubladen, bis sie das Besteck fand. »Ich kann da heute Nacht nicht bleiben. Ich fühle mich nicht sicher.«
    »Erzähl mir doch, was passiert ist.«
    Sie löffelte Hühnchen auf beide Teller. »Lass uns nachher darüber reden. Ich muss mich erst einmal entspannen.«
    Sie musste sich entspannen. Aber er musste sie dazu
bringen, dass sie seine Wohnung verließ. Will leerte den Inhalt seiner Hosentaschen auf die Ablage und seufzte.
    »Wenn du was trinken möchtest«, sagte sie, »Bier ist im Kühlschrank.«
    »Weiß ich. Ich hab es ja selbst reingelegt.«
    »Nimm dir doch eins. Ich habe erfahren, dass du heute einen harten Tag hattest.«
    Will rieb sich den Nacken, um etwas von seiner Anspannung loszuwerden. Sie hatte also mit Devereaux gesprochen. Oder mit Fiona. Aber wahrscheinlich mit Devereaux, und der Scheißkerl hatte ihr auch die Adresse gegeben.
    Sie holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Sie benutzte ihr Sweatshirt, um den Deckel aufzudrehen, und reichte ihm die Flasche.
    »Heute kommt ein Astros-Spiel im Fernsehen. Ich schätze, es hat sogar schon angefangen.«
    »Courtney.« Er stellte das Bier auf die Ablage. »Das ist kein Hotel. Wir können zusammen zu Abend essen, aber danach bringe ich dich zu deiner Schwester.«
    Jetzt hatte er es gesagt. Sie würde nicht hier übernachten, ganz egal wie gut sie in diesem Reißverschlussteil aussah.
    »Okay.« Sie zuckte mit den Achseln, als ob ihr das ganz egal wäre. Sie nahm einen Teller und trug ihn ins Wohnzimmer. Dort setzte sie sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein.
    Erleichtert und zugleich enttäuscht, dass sie ihm nicht widersprochen hatte, blies er Luft durch die Backen. »Ich muss erst mal duschen.«

    Aus dem Schlafzimmer holte er sich etwas zum Anziehen und ging ins Bad. Die Luft dort war noch dampfig von ihr. Außerdem roch es nach Parfüm. Das hob seine Laune auch nicht gerade.

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