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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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machte sich auf die Suche nach einem Snack-Automaten. Er nahm einen längeren Weg als nötig und nutzte einen freien Schreibtisch, um seine Anrufe und E-Mails zu checken. Er wollte sie erst ein bisschen schmoren lassen. Und ehe er und Devereaux mit der Vernehmung anfingen, benötigte er noch ein paar Informationen.
    Nachdem er einige Minuten durch die erste Etage gestreift war, fand er einen Pausenraum, in dem ein Automat stand. Er kaufte zwei Coca Cola: eine für sich und eine für Courtney Glass. Er war zwar überzeugt, dass sie Diet Coke trank, aber ihr Körper brauchte dringend etwas Zucker. Außerdem hatte er gelernt, keiner Frau ein Diätgetränk anzubieten, wenn sie nicht explizit danach verlangte.
    Mit den zwei Dosen in der Hand stieg er in den
Aufzug, fuhr nach oben und schlängelte sich durch ein Labyrinth aus Büroparzellen und Gängen in seine Abteilung. Dabei bemerkte er, dass ein Detective gegen den Türrahmen gelehnt vor dem Büro seines Lieutenant stand. Will näherte sich so leise wie möglich.
    »Ja, weil er noch Eierschalen hinter den Ohren hat.«
    Er erkannte Devereaux’ Stimme im Inneren des Büros.
    »Er ist neunundzwanzig.« Das kam vom Lieutenant. »Außerdem ist er Kriegsveteran.«
    »Es ist mir scheißegal, was er ist. Erfahrungen bei einem Mordfall hat er jedenfalls keine.«
    Will blieb vor dem Türrahmen stehen und überraschte dabei den Detective, Webb, den er gestern erst kennen gelernt hatte. Rasch versuchte er, die Mienen der Männer im Büro zu deuten. Sein Partner schien genervt, der Lieutenant ziemlich gestresst und Webb eher amüsiert.
    »Die Zeugin ist auf Zwei«, berichtete Will. »McElroy steht an der Tür.
    Lieutenant Cernak räusperte sich. »Jemand muss die Aussage des Mädchens aufnehmen. Übernehmen Sie das.«
    »Okay. Aber warum ich?«
    »Sie scheint Sie zu mögen. Außerdem wird Devereaux abgezogen.«
    Will warf seinem Partner einen kurzen Blick zu. Der biss sich auf die Lippen und sah zur Seite.
    »Sie hat nach einem Anwalt verlangt«, fuhr Cernak fort. »Sieht so aus, als möchte sie schnell nach Hause.
Sie müssen sie zum Reden bringen, und das protokollieren Sie dann bis ins kleinste Detail.«
    »Ja, Sir.«
    Devereaux verschränkte die Arme vor der Brust. »Vermassle das bloß nicht.«
    Will knirschte mit den Zähnen.
    »Von mir aus flirten Sie mit ihr«, sagte der Lieutenant. »Tun Sie alles, was Sie müssen, um Ihr Vertrauen zu gewinnen.«
    »Sollte ich nicht vorher erfahren, was los ist?«, fragte Will.
    Cernak sah Devereaux an.
    »Ihre Story ist ziemlich fragwürdig«, sagte der Lieutenant. »Die Schmauchspur-Analyse, der Notruf. Und bislang haben wir keinen Beweis, dass jemand mit einer Skimaske im Auto war.«
    »Glauben Sie, dass sie lügt?«
    Bei der Frage schien Devereaux zusammenzuzucken. Offenbar befand er sich in einem Interessenkonflikt, der nach Wills Vermutung etwas mit der Polizeizeichnerin zu tun hatte.
    »Ich sage nur, dass es einige Ungereimtheiten gibt.« Cernak strich mit einer fleischigen Hand über seinen Kopf, als ob es da noch etwas zu kämmen gäbe. »Das Opfer ist ein bekannter Staranwalt. Mit einer Frau aus dem Geldadel. Während die Schwester der Zeugin für uns zeichnet.«
    Will versuchte, diese Informationen einzuordnen. Handelte es sich um eine Dreiecksgeschichte? Oder war es das bittere Ende einer Affäre? Das Szenario eines zufälligen Raubüberfalls war so jedenfalls nicht
zu halten. Aber daran hatte er sowieso nicht geglaubt.
    Cernak erhob sich, was so viel hieß wie Ende der Durchsage. »Noch Fragen?«
    Aber sicher! »Nein, Sir.«
    »Bringen Sie sie zum Reden.« Er sah auf die Uhr. »Und zwar schnell. Möglichst bevor die Presse Wind davon bekommt und das Telefon ohne Unterlass klingelt.«
     
    McElroy stand mit verschränkten Armen vor der Tür und sah alles andere als glücklich aus. Er hatte einen beschissenen Nachmittag hinter sich, und ein Abend voll Papierkram lag vor ihm. Dabei kam heute Fußball im Fernsehen.
    Will gab ihm eine Cola.
    »Sie gehört dir.« Mit diesen Worten trabte McElroy davon.
    Will betrat das Verhörzimmer und sah augenblicklich, welche Veränderung in ihr vorgegangen war. Das war nicht mehr die völlig aufgelöste, verstörte Frau, die er am Tatort erlebt hatte. Vor ihm, auf einem Plastikstuhl am Besprechungstisch, saß eine andere, viel selbstbewusstere Courtney Glass. Sie hatte ihre attraktiven Beine übereinandergeschlagen und feilte sich mit einer Feile aus Sandpapier die Fingernägel. Es dauerte

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