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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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es.« Sie umklammerte seine Hand und versuchte, sie nach unten zu drücken. Er hielt dagegen. Sie zuckte zusammen, und er entdeckte lila Striemen auf ihrem Handgelenk.
    »Dann fiel noch ein Schuss. Und ich zog das Pfefferspray raus und zielte auf sein Gesicht.« Sie machte es mit der linken Hand vor.
    »Wo war seine zweite Hand?«
    »Sie zog die Brauen nach oben. »Wie?«
    »Seine Linke? Wo war die, als Sie um die Waffe kämpften?«
    »Keine Ahnung. Die Windschutzscheibe zersprang, ich sprayte in sein Gesicht, und er ließ mich los. Ich dachte nur ›Raus aus dem Auto!‹.«
    Sie ließ die Hände sinken und rückte ihren Stuhl ein wenig zur Seite. Dann stieß sie hörbar Atem aus und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Will rutschte mit seinem Stuhl wieder so herum, dass er ihr gegenübersaß. Seine Knie berührten beinahe
ihre. Er machte eine Kopfbewegung zu den Abschürfungen darauf.
    »Und die stammen von …?«
    »Vom Kies. Ich bekam die Tür auf und fiel hinaus auf den Parkplatz. Er fluchte und stöhnte. Dann hörte ich, wie die Hintertür aufging, und bin losgerannt.«
    »Zur Notrufsäule.«
    »Ja. Ich rannte ins Gebüsch. Ich stolperte über die Ranken und was weiß ich und hab meine Schuhe verloren. Aber es war sowieso leichter, ohne zu laufen, und so rannte ich, bis ich den Notruf entdeckte.«
    »Sind Sie direkt dorthin gelaufen? Oder haben Sie zwischendrin angehalten, vielleicht um Ihre Schuhe zu suchen?«
    Sie schürzte die Lippen. »Hinter mir war ein bewaffneter Verrückter. Meine Schuhe waren mir so was von egal.«
    Er nickte und lehnte sich zurück. Sie schien erleichtert, dass er ihr mehr Raum ließ.
    »Und was geschah dann?«
    »Ich rief die Polizei. Und erzählte, was passiert war. Danach wartete ich dort, bis ich das Blaulicht hörte.«
    »Haben Sie daran gedacht, zum Auto zurückzugehen? Um zu sehen, ob Sie David erste Hilfe leisten können?« Das war ein plumper Versuch, aber er wollte sehen, wie sie reagierte.
    »Er war tot.« Ihre Stimme zitterte, aber sie sah ihm unverwandt in die Augen. »Das war mir klar. Und ich wusste auch nicht, wo der Typ mit der Skimaske war. Also wartete ich lieber auf die Polizei. Ich habe mich sogar versteckt. In einem Baumdickicht.«

    »Sie haben sich versteckt.«
    »Ja, verdammt noch mal! Ich hab mich versteckt. Ich hatte Angst um mein Leben, verstehen Sie das nicht? Laufen Sie mal vor einem bewaffneten Psychopathen davon, der hinter Ihnen her ist! Ich wollte aus der Schusslinie sein.«
    Will schaute sie genau an. Falls ihre Geschichte stimmte, hatte sie das Nächstliegende getan. Aber nur wenn sie stimmte.
    »Was passierte als Nächstes?«
    »Als ich die Polizeisirenen laut hörte und annahm, dass viele Polizisten da waren, bin ich zurück zu meinem Auto.«
    Sie griff nach ihrer Cola und nahm einen großen Schluck. Als sie trank, bemerkte er zahlreiche Kratzer auf ihrem schlanken Hals. Auch ihre Arme waren zerschunden. Das unterstrich zumindest einen Teil des Gesagten. Dennoch wies die Geschichte sehr viele Lücken auf.
    Sie stellte die Dose wieder auf dem Tisch ab.
    Er stand auf und schaltete das Aufnahmegerät ab. »Okay, ich glaube, das genügt.«
    Sie riss die Brauen nach oben. »Das ist alles?«
    »Einstweilen ja.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Wir brauchen nur noch ein paar Unterschriften, dann dürfen Sie nach Hause.« Er half ihr, ihren Stuhl zurückzuschieben. Die Windjacke mit dem Austin-Police-Department-Aufdruck hing über der Lehne, und er nahm sich vor, in der Jackentasche nach dem blutigen Taschentuch zu suchen.

    Erleichtert, aber auch verwirrt wandte sie sich an ihn. »Okay, danke.«
    »Ach, eins noch.« Er griff hinter sie, um ihr die Tür zu öffnen.
    »Das wäre?«
    »Planen Sie erst mal keine größere Reise.«
     
    Courtney fuhr mit der Hand hinter das Abflussrohr, das von der Regenrinne herunterführte, und ertastete die magnetische Dose mit ihrem Ersatzschlüssel. Sie öffnete die Tür auf ihrer Seite des kleinen Zweifamilienhauses und trat in den Windfang. Das erste Mal seit Stunden schien sie wieder Atem zu schöpfen.
    Sie spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel, als sie aus den Flip-Flops schlüpfte und den Rucksack zu Boden fallen ließ. Sie ging ins Wohnzimmer. Alles hier war so vertraut – der Duft der Wandelröschen vorm Fenster, der weiche Teppich unter den Füßen, das Summen des Fernsehers der Nachbarn auf der anderen Seite.
    Während der ganzen Busfahrt nach Hause hatte sich Courtney nach einem Glas eiskalten Wassers

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