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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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räusperte sich, um die Frau, die dahinter an einem Schreibtisch saß, auf sich aufmerksam zu machen.
    »Entschuldigung. Ich suche nach einem Unfallbericht von dieser Woche.«
    Die Frau erhob sich und kam näher. »Wie lauten Datum und Adresse?«, leierte sie herunter. »Und wenn Sie auch noch das Aktenzeichen hätten, wäre das hilfreich.«
    »Das habe ich leider nicht.«
    »Dann das Datum und die Adresse.«
    »Es geht um das Verschwinden einer Person, Dr. Pembry. Wissen Sie, wo ich dazu etwas finden kann?«

    Auf einmal wurde der Blick der Frau aufmerksamer, und sie sah an Alex vorbei zu den Informationssammlern hinüber.
    »Setzen Sie sich doch einen Augenblick.« Mit einem Nicken lud sie Alex ein, auf der Stuhlreihe neben der Tür Platz zu nehmen. Sie verschwand in einen Gang. Alex schlenderte zurück zu den ausliegenden Berichten. Bemüht, nicht allzu gelangweilt zu blicken, blätterte sie wieder durch die Papierstapel.
    Ein Schauer des Unbehangens durchzuckte Alex, und sie drehte sich um. Ein dunkelhaariger Mann lehnte an einem Türrahmen in ihrer Nähe und beobachtete sie. Nun kam er auf sie zu.
    »Hallo.«
    »Hallo«, sagte auch sie. Brauchte man einen Presseausweis, um hier zu sein? Aber sie war ziemlich sicher, dass dieser Raum für die Öffentlichkeit zugänglich war.
    »Ich bin Nathan Devereaux.« Er streckte ihr die Hand entgegen. Durch die Bewegung sah sie kurz den Holster unter seiner Jacke. »Alex Lovell.« Sie drückte seine Hand, und er lächelte.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Alex.« Er nickte kurz in Richtung eines Ganges. »Da entlang.«
    Sie folgte ihm und nutzte die Gelegenheit, um ihn genauer zu mustern. Er hatte dickes, schwarzes und um die Ohren ein wenig struppiges Haar und trug ein blaues Jackett, das seine besten Zeiten schon hinter sich hatte, aber seinen muskulösen Rücken immer noch gut zur Geltung brachte. Er war nicht sehr groß, aber sein Gang wirkte sehr selbstbewusst.
    Allerdings blieb sie, als er sie nach rechts und durch
eine Seitentür hinaus auf eine einfache Betontreppe führen wollte, abrupt stehen. Da hielt er ebenfalls an und drehte sich beiläufig um.
    »Ich meine, wir sollten etwas frische Luft schnappen. Ein bisschen stickig hier drin, finden Sie nicht? Das kommt von den vielen Menschen hier.«
    Er hatte einen Südstaaten-Akzent, und sie vermutete, dass er ihn gern dazu benutzte, sein Gegenüber in Sicherheit zu wiegen. Bei ihr funktionierte das jedoch nicht.
    »Was wollen Sie, Mr. Devereaux?«
    »Einfach Nathan. Ja, und ich dachte, dass wir vielleicht etwas trinken gehen.« Mit dem Kopf deutete er auf die Red River Street, wo das Schild eines eher mittelprächtigen Grillrestaurants leuchtete.
    »Warum sollte ich das denn tun?«
    Ein feines Lächeln überzog sein Gesicht. »Weil ich etwas weiß, was Sie interessiert.«
    Das war entweder die übelste Anmache in der Geschichte der Menschheit, oder er wusste wirklich etwas über Martin Pembry.
    Sie zuckte die Achseln. »Na gut.« Das Lokal war in Sichtweite des Polizeipräsidiums, und sie stieg auch nicht mit ihm ins Auto. Was sollte also schon passieren?
    Sie gingen im Gleichschritt, und Alex wurde sich plötzlich ihres Aussehens bewusst. Sie trug dieselben Sachen, die sie angehabt hatte, als Courtney Glass zu ihr gekommen war – ausgewaschene Jeans, ein bequemes T-Shirt mit einem Aufdruck des Austin Music Festivals und ausgelatschte Turnschuhe. Aber das Smokin’
Pig sah auch nicht nach Edelrestaurant aus. Innen roch es allerdings verführerisch nach Grillduft und Rauch.
    Er hielt ihr die Tür auf, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass er eher ein Kriminalbeamter als ein einfacher Polizist sein musste. Mit seinem billigen Anzug und den wachen blauen Augen, die alles registrierten, ohne eine Reaktion zu zeigen, wirkte er jedenfalls so.
    Sie steuerte auf einen Zweiertisch im Barbereich zu.
    Er hielt ihr den Stuhl hin, und sie schmunzelte. »Wird das etwa ein Date?«
    »Doch nicht mit einer Detektivin.« Er setzte sich ihr gegenüber.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na, sind Sie denn keine Privatdetektivin?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe gefragt, wie Sie darauf gekommen sind?«
    Er zuckte die Achseln. »Macht die Erfahrung. Vielleicht ist es der abgebrühte Blick, der mir sagt, dass Sie nicht allzu viel von Regeln halten. Und außerdem haben Sie die Handtasche voller netter Spielsachen.«
    Überrascht richtete sie sich kerzengerade auf. »Wieso wissen Sie, was ich in meiner Handtasche

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