Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
geschehen?«, drängte er sie und suchte nach Anzeichen einer Verletzung.
    Sie richtete sich auf und stopfte sich ein Kissen unter den Rücken. Nun zog sie die Bettdecke hoch und wickelte sie um sich. »Ich hatte ein bisschen im Internet recherchiert und bin dabei auf diesen Videoclip gestoßen -«
    »In einem Café wurdest du angegriffen?«
    »Direkt davor. Der schwarze Escalade kam angefahren -«
    »Verdammt noch mal, was hattest du denn da zu suchen?«
    »Ich habe was recherchiert.«
    Er biss die Zähne zusammen und versuchte, sein Temperament zu zügeln. Wenn er jetzt zu heftig reagierte, würde sie ihm nichts weiter erzählen. »Und was war dann?«
    Gespannt hörte er ihr zu und knirschte mit den Zähnen, als sie ihm von der Verfolgungsjagd durch Restaurants und kleine Gassen berichtete. Von dem Glück, einen Bus zu erwischen, ehe sie von so einem Schwein erschossen wurde – vermutlich von demselben Kerl, der das schon im Zilker Park versucht hatte. Will beobachtete sie, während sie erzählte, und wunderte sich, dass sie dabei so ruhig bleiben konnte. Er hätte am liebsten jemand niedergeschlagen.
    »Und deswegen bin ich hergekommen«, sagte sie nun. »Ich wollte nicht, dass sie mir zu Fiona folgen.
Oder zu Amy und Devon. Ich wollte nirgends anders hin als hierher.«
    »Du musst das melden. Wir müssen mit dem Lieutenant reden -«
    »Klar, das mach ich. Aber erst morgen, okay? Jetzt möchte ich nicht weiter daran denken. Ich möchte einfach hier sein.«
    Er schloss kurz die Augen. Ihm war klar geworden, wie kompliziert er diese Angelegenheit gemacht hatte. Er hatte sie persönlich werden lassen. Und jetzt würde der Job für ihn zur Hölle werden. Wie konnte er sie schützen oder gar ihre Unschuld beweisen, wenn er ihr nicht einmal zuhören konnte, ohne beinahe auszurasten, wenn er erkannte, in welcher Gefahr sie schwebte?
    Er packte sie an der Schulter. »Ich werde Personenschutz für dich beantragen.«
    »In Ordnung.«
    »Ich werde mit Cernak reden und sehen, was wir tun können, okay?« Und wenn er es selbst tun müsste, zusammen mit Nathan oder wen er sonst noch dazu bringen könnte – irgendwie würde er ihre Bewachung rund um die Uhr organisieren. »Das wird dir nicht noch einmal passieren.«
    »Okay.«
    Er besah sich ihr Gesicht im Schein der Lampe. Sie sah viel zu entspannt aus. Als ob es ganz egal wäre, was er tat.
    Sie beugte sich nach vorne, und dabei rutschte die Bettdecke von ihrem Körper. »Lass uns erst morgen wieder daran denken.« Dann küsste sie ihn.

    »Wir sollten es jetzt sofort tun.«
    »Morgen.« Sie küsste ihn erneut und glitt auf seinen Schoß.
    »Als Allererstes, Courtney. Im Ernst.«
    Sie setzte sich auf ihn und schlang die Arme um seine Schultern. »Als Allererstes.«
     
    Nathan war in Rekordzeit zurück. Als er sich wieder zu der hübschen Privatdetektivin an den Tisch setzte, bemerkte er, dass in ihrem Glas noch genauso viel Bier war wie zuvor. Sie hatte einen Dickschädel, und er wäre nicht überrascht, wenn sie es ganz unberührt lassen würde. Nur um ihn zu ärgern.
    »Ist das eine streng geheime Akte?«, fragte sie und deutete auf die dicke braune Mappe.
    »Eigentlich nicht.« Er holte ein paar Klarsichthüllen heraus, in denen Bögen gelblichen Gerichtspapiers steckten. Er nahm den ersten Brief, den er erhalten hatte, und legte ihn vor sie.
    »Verstehen Sie irgendwas von dem Kauderwelsch, das da steht?«
    Sie zog das Blatt heran und beugte sich, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, darüber. »› Reue? Fegefeuer? ‹« Was soll das denn bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ihr Finger glitt an das Ende des Blattes, wo jemand – vermutlich Martin Pembry – eine ganz annehmbare Zeichnung der Justitia platziert hatte. Sie hatte verbundene Augen und hielt eine Waage in der Hand.
    »› Lage egal, Madam, Lage egal! ‹«
    »Ich glaube, das bezieht sich auf die Waage«, sagte
Nathan nicht ohne Stolz, einen Zusammenhang gefunden zu haben.
    Mit gerunzelter Stirn starrte Alex auf das Blatt. Das war kein eigentlicher Brief, eher eine Ansammlung von Phrasen und Kritzeleien. Alle Nachrichten, die er von dem Professor erhalten hatte – zwei in der Arbeit und zwei zu Hause – waren ähnlich gewesen. Alle waren auf demselben gelblichen Papier geschrieben, zusammengefaltet in ganz normale Umschläge gesteckt und unter der gedruckten Anrede MR. DEVEREAUX, MORDDEZERNAT an die jeweilige Adresse versandt worden.
    Alex tippte auf etwas, das auf den Rand gekritzelt war und wie

Weitere Kostenlose Bücher