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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Gräf.
    »Meine Schwester arbeitet im Personalbüro«, sagte Erika Voss. »Das Datum stimmt jedenfalls«, sagte Rath. »Da hat Ihre Schwester Sie richtig informiert.«
    »Wir dachten, du verschweigst deinen Geburtstag, weil du keinen ausgeben willst«, meinte Gräf. »Aber damit kommst du bei uns nicht durch!«
    »Hätte ich mir denken sollen«, meinte Rath und gab sich zerknirscht.
    »Erst einmal gibt es jetzt etwas von uns, Herr Kommissar!« Erika Voss holte ein knallrotes Päckchen aus den Tiefen ihres Schreibtischs und reichte es Rath. »Von uns allen«, sagte sie.
    Rath riss an dem roten Papier und förderte ein schlichtes metallenes Feuerzeug zutage. Und ein dazu passendes Zigarettenetui. Normalerweise rauchte er direkt aus der Schachtel, aber es konnte nicht schaden, auch mal etwas Schickeres zu haben. Für solche Fälle wie gestern Abend zum Beispiel.
    »Danke«, sagte er. »Hat sich aber schnell herumgesprochen, dass ich wieder rauche.«
    »Was wir nach Kräften unterstützen wollen«, sagte Gräf. »Als Raucher bist du weniger reizbar.«
    »Na, im Moment seid ihr mich ja sowieso los - bis auf Fräulein Voss. Wie kommt es überhaupt, dass ihr hier seid? Müsst ihr nicht für Böhm buckeln?«
    »Passte ganz gut, wir waren gerade sowieso alle hier«, sagte Henning. »Wir bauen natürlich darauf, dass du Böhm nicht auf die Nase bindest, wo wir nach der Besprechung waren.«
    »Ach, heute war wieder Besprechung?«
    Gräf zuckte die Achseln. »Macht Böhm jetzt jeden Tag. Will den Fall Winter bald zum Abschluss bringen.«
    »Er hat sogar eine Belohnung auf Krempin ausgesetzt, habe ich gehört.«
    Czerwinski nickte. »Wenn wir den kriegen, ist der Fall gelöst.
    Wenn wir den nicht kriegen, sieht's duster aus.«
    »Heißt das, kein Mensch ermittelt mehr, sondern alle suchen den armen Krempin?«
    »Was heißt hier arm?« Czerwinski hob seine Schultern. »Hätte er niemanden umgebracht, würde ihn auch keiner jagen.«
    »Na dann, viel Erfolg«, wünschte Rath. »Dass ihr Krempin bekommt, meine ich. Und dann irgendwann vielleicht auch den Mörder.«
    »Du stehst mit deiner Theorie ziemlich allein da, Gereon«, sagte Gräf. »Die meisten Kollegen glauben, dass er es war.«
    »Deswegen versteckt er sich ja auch. Weil er weiß, dass er keine Chance hätte gegen eure Vorurteile.«
    »Wir kriegen ihn«, sagte Czerwinski, »dann wird sich ja zeigen, was die Wahrheit ist.«
    Rath merkte, dass die drei Kriminalbeamten langsam unruhig wurden. »Ihr müsst los«, sagte er. »Ich möchte nicht schuld daran sein, dass ihr Ärger mit Böhm bekommt.«
    Kurz darauf saß er wieder am Schreibtisch und bastelte an seinem Bericht. Richtig voran kam er nicht. Aber er hatte eine Idee.
    »Ihre Schwester, Fräulein Voss«, fragte er seine Sekretärin, »hat die nicht auch Zugriff auf Krankmeldungen und Atteste und so etwas?«
    »Kann schon sein. Müsste ich fragen.«
    » Tun Sie das doch mal. Aber diskret bitte. Ich müsste wissen, was für Verletzungen der Kollege Brenner hat.«
    »Warum? Ich weiß nicht, ob ich das darf.«
    »Ich ... ich möchte mich entschuldigen. Tut mir leid, was ich ihm angetan habe. Das hab ich nicht gewollt.«
    Sie schaute immer noch skeptisch.
    »Ich müsste ja nur kurz Einblick haben, das genügt schon, ich will nur wissen, wie es ihm geht.«
    »Ich werde Franzi fragen. Ich seh sie gleich in der Kantine. Aber versprechen kann ich nichts.«

Kapitel 27
    Der Portier, der hinter der Drehtür in seiner Loge saß, musterte ihn kurz und sortierte ihn als unbekannt aus.
    »Ich bin verabredet«, sagte Rath und überlegte, welcher Name hier wohl mehr Eindruck schinden mochte, »mit Herrn ... Heyer ... «, der Portier runzelte die Stirn, und Rath schob den zweiten Namen nach, » ... und Herrn Weinert.«
    Der Portier zuckte die Achseln. »Tut mir leid, diese Herren kenne ich nicht«, sagte er, »vielleicht suchen Sie bei den Nichtschwimmern.« Er zeigte in den großen Raum rechts des Eingangs, in dem es brechend voll war. Rath legte Hut und Mantel ab und schaute sich um. Weniger Literaten als Schaulustige, die Literaten sehen wollten, diesen Eindruck hatte er. Weinert war noch nirgends zu sehen, und ob es sich bei einer der Gestalten, die an den Tischen saßen und sich unterhielten, Zeitung lasen oder einfach nur in die Gegend starrten, vor allem aber in ihre Notizbücher und Quarthefte schrieben oder kritzelten, um Willi Heyer handelte, konnte Rath nicht sagen.
    So suchte er sich einen Tisch auf der verglasten Veranda, hier

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