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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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ja auch nicht geändert.« Heyer nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. »Aber aus irgendeinem Grund war Oppenberg wohl der Meinung, ich könne keine Dialoge schreiben. Jedenfalls hat er es einem anderen überlassen, irgend so einem Schnösel vom Theater. Und das Schlimmste: Dessen Name soll im Vorspann laufen, von meinem Kreativschweiß zeugt nur noch die ebenso schöne wie schnöde Formulierung: Nach einer Idee von Willi Heyer.«
    »Haben Sie denn nicht mit Oppenberg darüber geredet?«
    »Was heißt geredet? Zu Kreuze gekrochen bin ich! Aber alles vergebens, der Mann kann knochenhart sein. Ich habe mit all meinen Forderungen und Wünschen nur auf Granit gebissen. Oppenberg hat mir gezeigt, was Drehbuchautoren in diesem Geschäft wert sind: nichts.« Wie zur Bekräftigung drückte Heyer die Zigarette aus. »Und da«, fuhr er fort, »hat mich die Wut gepackt, und ich habe gedacht: Dem zeige ich noch, dass ich Dialoge schreiben kann. Und so habe ich meine Zeusgeschichte kurzerhand in den nordischen Götterhimmel verlegt und sie Bellmann angeboten. Mit sprechenden Figuren.«
    »Liebesgewitter mit Thor, dem Donnergott, statt Zeus, dem Olympier ... « Rath nickte. »Und Bellmann hat gleich zugegriffen?« Heyer grinste. »Natürlich. Wenn er Oppenberg schaden kann, ist der sofort dabei, der alte Antisemit. Ich muss gestehen, ich mag Bellmann nicht besonders, Oppenberg ist mir als Produzent und Mensch tausendmal lieber, aber in diesem Fall konnte ich darauf keine Rücksicht nehmen! Ich hoffe immer noch, Liebesgewitter wird ein Riesenerfolg, und Vom Blitz getroffen geht an den Kinokassen baden. So viel Gehässigkeit muss erlaubt sein. Jedenfalls wird Oppenberg dann merken, wer die besseren Dialoge schreibt! Und wie wichtig ein Drehbuch für einen gelungenen Film ist, beim sprechenden Film noch tausendmal mehr als beim stummen.«
    »Leider nur hat Bellmanns Hauptdarstellerin die Dreharbeiten nicht überlebt«, meinte Rath.
    »Aber das dürfte dem Erfolg des Films keinen Abbruch tun«, sagte Weinert, der bislang nur an seinem Wein genippt hatte. »Im Gegenteil. Bellmann nutzt die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihr Tod hervorgerufen hat. In fast jedem Zeitungsartikel wurde der Filmtitel bislang genannt, ein paar Mal hat er es sogar in die Überschrift geschafft.«
    Rath nickte. »Ein Todesfall als Propagandamittel.«
    »So kann man es sehen«, meinte Heyer, »aber Sie glauben doch nicht, dass Bellmann dahintersteckt? Dass er diesen Beleuchter bezahlt hat, um die Winter umzubringen?«
    »Wenn er ihren Tod wollte, dann hat er niemanden bezahlt, dann hat er es selbst gemacht«, sagte Rath. »Felix Krempin hat den tödlichen Mechanismus zwar erdacht, ausgelöst hat ihn aber jemand anders. Jemand, der das Drehbuch kannte.«
    Weinert nickte beipflichtend. Das Mindeste, was er tun konnte, fand Rath.
    »Aber dass Bellmann dieser Unbekannte war, kann ich mir nicht vorstellen. Auch wenn er ein Arschloch ist, über Leichen geht er nicht. Zumindest nicht über die von Betty Winter. Seine beste Schauspielerin! Jetzt hat er nur noch den Meisner, aber dessen große Zeiten sind vorbei, fürchte ich.«
    »Bellmann hat Winters Nachfolgerin schon an der Hand«, sagte Rath. »Eva Kröger. Schon mal gehört?«
    Heyer zog eine nachdenkliche Grimasse und schüttelte den Kopf. »Die muss neu in der Branche sein.«
    »Braucht auch noch einen Künstlernamen«, sagte Rath. »Vielleicht fällt Ihnen ja einer ein. Können Sie Bellmann verkaufen.«
    »Für so was zahlt der kein Geld. Namen kann sich ja jeder ausdenken. Ich glaube nicht, dass das rechtlich geschützt ist.«
    "Eine Geschichte auch nicht?«, fragte Rath. "Die können Sie einfach so zweimal verkaufen? Das ist rechtlich nicht anfechtbar?«
    "Darüber streiten sich gerade die Anwälte. Aber es sieht schlecht aus für Oppenberg, wie mir Bellmann vor ein paar Tagen erst sagte. Weil ich Oppenberg ein Stummfilmmanuskript verkauft habe und Bellmann einen Sprechfilm. Das sind ganz unterschiedliche Dinge, allein schon vom Seitenumfang her. Außerdem war es dämlich von Oppenberg, dass er den Titel geändert hat. Wie es aussieht, wird sich das Rennen doch an den Kinokassen entscheiden und nicht im Gerichtssaal«
    "Kennen Sie eigentlich Vivian Franck?«, fragte Rath. Zeit für einen Themenwechsel.
    Heyer nickte. "Für die habe ich schon einige Filme geschrieben.
    Leider nicht ihren Tonfilm. Verrucht hat Oppenberg von diesem Stümper, der dann auch mein Buch verhunzt hat.«
    "Sie wissen, dass Vivian

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