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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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sie allein war, nahm sie darauf keine Rücksicht.
    Nur dass sie jetzt nicht allein war.
    Lautes Lachen drang aus dem Wohnzimmer, Kathis albernes Gekicher und ein tiefer Bass.
    Wen zum Teufel hatte sie da in die Wohnung geschleppt?
    Rath blieb in Hut und Mantel, nahm innerlich die Fäuste hoch und öffnete die Tür. Das immerhin hatte sie geschafft: Er war in der richtigen Stimmung, sie rauszuwerfen, bereit für eine gehörige Szene.
    Bis der Anblick ihres Besuchers seine Wut in eine ganz andere Richtung lenkte.
    Kathi hatte ihm den Rücken zugewandt und lachte immer noch über irgendeinen Witz. Ihr gegenüber saß ein älterer Herr mit einem gepflegten weißen Schnurrbart, der gerade ein Cognacglas hob. Ein Mann, den er seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, und der nun überrascht aufschaute und ihn erwartungsvoll anstrahlte.
    »Gereon«, sagte der Weißhaarige, »da bist du ja!«
    Rath antwortete nicht, er ging zum Plattenspieler und stellte das Gedudel ab.
    »Gereon«, sagte nun auch Kathi. Mehr nicht. Wegen des Plattenspielers schien sie ein schlechtes Gewissen zu haben. Normalerweise ließ er sie da nicht ran.
    Er sagte immer noch nichts, er legte erst mal eine andere Platte auf. Big Boy mit Beiderbecke am Kornett, ein Geschenk von Severin. Nach den ersten Takten drehte er lauter.
    Kathi spürte die Gewitterluft sofort. Sie stand eilig auf.
    »Ich kümmere mich dann mal um den Abwasch«, sagte sie und verschwand in der Küche. Die perfekte Hausfrau.
    Rath wartete, bis die Wohnzimmertür ins Schloss gefallen war, dann setzte er sich in den Sessel, der noch warm war von Kathi, und schaute den weißhaarigen Mann an.
    »'n Abend, Papa«, sagte er schließlich. »Fühl dich doch ganz wie zu Hause.«
    Engelbert Rath räusperte sich, bevor er sprach.
    »Können wir erst mal die Musik leiser machen?«, sagte er und stand auf, »bei diesem Lärm versteht man ja sein eigenes Wort nicht!«
    »So entspanne ich mich nach Feierabend.«
    Engelbert Rath stand auf. Es dauerte etwas, bis er den richtigen Knopf gefunden hatte und den Plattenspieler leiser drehen konnte. So leise, dass das Geräusch des einlaufenden Spülwassers aus der Küche zu hören war. Sein Blick blieb an der Plattensammlung unten im Regal hängen, und er schüttelte den Kopf. »Hörst du immer noch diese Negermusik?«, fragte er.
    »Bist du den weiten Weg gefahren, um mir das zu sagen?« »Schallplatten aus Amerika?«
    »Willst du wirklich über Amerika reden?«
    Engelbert Rath ging nicht darauf ein. »Du hast einen neuen Fall?
    Hat mir Fräulein Preußner erzählt.«
    Dann hatte ihr der Kellner im Uhlandeck also tatsächlich Bescheid gesagt.
    »Eine tote Schauspielerin«, sagte er, »im Filmatelier.«
    »Schade, dass du nicht in Düsseldorf dabei sein kannst.« Engelbert Rath kramte in seiner braunen Aktentasche. »Deine Mutter lässt dir schöne Grüße ausrichten. Sie hat mir was mitgegeben für dich. Hier ... « Er förderte etwas zutage, das mit bunten Bändern umwickelt und in Geschenkpapier geschlagen war. »Zum Geburtstag.«
    »Danke«, meinte Gereon und legte das Paket beiseite. »Das dauert ja noch ein paar Tage.«
    »Mutter meinte, ich sollte es dir schon einmal mitbringen. Ist sicherer als mit der Post.«
    »Ihr kommt mich also nicht besuchen?«
    Engelbert Rath zuckte die Achseln. »Mutter wäre gern gekommen«, sagte er, »aber du weißt ja, wie sie ist, sie setzt sich nicht allein in den Zug.« Er räusperte sich. »Und ich .,. Nun ja, ausgerechnet Aschermittwoch, unmöglich, an so einem Tag aus Köln wegzukommen. N ach der Frühmesse Empfang im Rathaus, und abends das Fischessen im Kasino kann ich wirklich unmöglich ... «
    »Schon gut. Du musst mir deinen Terminkalender nicht vorbeten.«
    Engelbert Rath zeigte auf das Paket. »Unser Geschenk hast du dann wenigstens schon mal«
    Er setzte sich wieder aufs Sofa. Die Männer schwiegen sich an.
    Aus der Küche war Gluckern und Porzellanklirren zu hören. Kathi erledigte alles, was sie tat, mit viel Elan.
    »Nett, deine Verlobte«, sagte Engelbert Rath schließlich. »Wir sind nicht verlobt.«
    Engelbert Rath schaute nur einen Augenblick überrascht. »Na, an die neuen Sitten werde ich mich nie gewöhnen«, sagte er. "Properes Mädel jedenfalls. Du hättest auch mal was erzählen können! Ich dachte schon, ich hätte mich in der Wohnung geirrt. Aber Fräulein Preußner hat gleich gewusst, wer ich bin!«
    »Wahrscheinlich weil dein Foto auf meinem Nachttisch steht.« Er hatte es geschafft,

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