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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Kommissar?«
    Rath drehte sich um. Ein junger Mann näherte sich und winkte mit einer Filmdose.
    »Der Kameramann«, soufflierte Gräf. »Harald Winkler.«
    »Herr Kommissar«, sagte Winkler, dessen Haar sich trotz seiner Jugend schon zu lichten begann, und zeigte auf die Filmdose, »ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.«
    »Was?«
    »Der Unfall. Wenn Sie wollen, können Sie sich selbst anschauen, wie alles passiert ist.« Der Kameramann hob die Filmdose. »Hier ist alles drauf.«
    »Sie haben den Unfall gefilmt?«
    »Ich habe die Szene gefilmt. Die Kamera ist weitergelaufen.
    Ich ... das war so was wie Instinkt, glaube ich. Ich hab einfach weiter draufgehalten. Bis das Licht ausging. Vielleicht nützt es Ihnen ja irgendwie. Gibt jedenfalls keinen besseren Augenzeugen als meine Kamera. Unbestechlich!«
    Rath nickte. »Und wann kann man sich das anschauen?« »Nicht vor Montag. Muss erst noch ins Kopierwerk. Wenn Sie wollen, reserviere ich uns einen Vorführraum.« Winkler reichte Rath eine Karte. »Rufen Sie mich an ... «
    Der Kameramann blickte ihm plötzlich nicht mehr in die Augen, sondern über die Schulter. Auch Gräf schaute zur Seite. Rath drehte den Kopf und blickte in ein halbes Dutzend Objektive.
    Ein ganzes Rudel Reporter musste es irgendwie geschafft haben, an dem Schupo draußen vorbeizukommen. Bevor einer der Beamten eingreifen konnte, flackerte das Blitzlichtgewitter los. Wenigstens war die Leiche schon zugedeckt.
    »Wer hat diese Bande hier reingelassen?«, zischte Rath seinem Kriminalsekretär zu.
    Gräf trat sofort in Aktion. »Das ist ein Tatort und kein Presseclub, meine Herren«, schimpfte er und gab einem Schupo mit einer eindeutigen Kopfbewegung ein Zeichen. Unnötig, die Blauen hatten schon damit begonnen, die Reporter zur Tür zu drängen. Erste Proteste wurden laut.
    »Halt! Das können Sie mit uns nicht machen!«
    Der richtige Moment für ein paar höfliche Worte. Rath stellte sich auf. »Ich darf Sie bitten, den Raum zu verlassen und die Ermittlungsarbeiten nicht zu stören«, sagte er. »Und bitte unterlassen Sie das Fotografieren!«
    Er lächelte freundlich in die zurückweichende Menge, die gegen
    die Uniformierten keine Chance hatte.
    Einige schossen noch im Rückzug ihre Fragen ab. »War es ein Unfall oder ist es Mord?«
    »Wer hat Betty Winter auf dem Gewissen?«
    Sie plapperten wild durcheinander, während sie unbarmherzig zum Ausgang gedrängt wurden. Die Blauen leisteten gute Arbeit.
    »Meine Herren«, sagte Rath, »ich danke Ihnen für Ihr Verständnis. Wir werden Sie rechtzeitig über den Fortgang der Ermittlungen informieren. «
    »Soll das heißen: gleich auf der Pressekonferenz?«, fragte ein Reporter, der gerade durch die Tür nach draußen geschoben wurde. Ein letztes Blitzlicht flammte auf, es traf Rath genau in die Augen und blendete ihn für ein paar Sekunden, dann schlug die Stahltür zu, und der Tumult war vorüber.
    »Wie sind diese Leute hier reingekommen?«, fragte Rath. »Ich dachte, die Tür ist bewacht!«
    »Ist sie auch«, meinte Gräf. »Die müssen durch einen Hintereingang gekommen sein.«
    »Und warum steht da keiner?«
    Bellmann war näher gekommen und mischte sich ein. »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, Ihre Kollegen wussten nichts davon. Ich habe vergessen, sie darauf hinzuweisen.«
    »Und woher kennen diese Journalisten den Hintereingang? Woher wussten die überhaupt Bescheid?«
    Bellmann zuckte die Achseln. »Berliner Reporter sind eben findig. Solche Geschichten können Sie nicht unter der Decke halten. Deswegen habe ich auch eine Pressekonferenz anberaumt. Gleich nebenan. Es würde mich freuen, wenn Sie und Ihr Kollege daran teil.. .«
    »Sie haben was?« Rath konnte es nicht glauben. »Hier ist ein Mensch gestorben, und Sie denken nur daran, wie Sie damit in die Zeitung kommen können?«
    Bellmann wirkte ein wenig beleidigt. »Na, erlauben Sie mal, Herr Kommissar! Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was heute passiert ist? Die große Betty Winter ist tot! Ihr Publikum hat ein Recht, das zu erfahren.«
    Rath schaute dem Produzenten fest in die Augen. »Noch so eine Eigenmächtigkeit, und ich mache Ihnen gewaltigen Ärger, mein Lieber!«
    »Ob und wie ich in meinen Räumen die Presse informiere, das ist doch wohl meine Sache«, meinte Bellmann.
    »0 ja«, sagte Rath und lächelte den Produzenten an. »Und ob ich Ihnen Ärger mache oder nicht, das ist ganz allein meine Sache!«

Kapitel 5
    Er ruft den Kellner und bestellt noch einen Eiswein. Er

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