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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Kommunisten. «
    »Etwas genauer müsste ich es schon wissen. Wenn ich Ihnen
    helfen soll, müssen Sie mir sagen, um was es geht.«
    Adenauer räusperte sich. »Jlanzstoffaktien«, sagte er.
    »Aktien der American Glanzstoff«, erklärte Engelbert Rath. Adenauer nickte. »Ich besitze jroße Mengen davon«, sagte er.
    »Sehr jroße Mengen. Millionenwerte ... Dat heißt: Als ich sie vor zwei Jahren jekauft habe, waren sie noch Millionen wert. Mein janzes Vermöjen steckt darin. Und noch mehr. Ein Kredit der Deutschen Bank ... «
    »Verstehe«, meinte Rath. »Und seit Oktober geht die Aktie in den Keller.«
    »Im Keller war sie da schon längst. Ich hätte nie jedacht, dass sie noch tiefer abrutschen kann, hatte immer jehofft, se wööd sich wieder aufrappeln. Aber die letzten Monate ... Kurz jesacht: Meine Schulden bei der Bank sind mittlerweile höher als der Kurswert meiner Aktien. Erheblich höher ...«
    »Mit anderen Worten: Sie sind ruiniert«, meinte Rath und registrierte zufrieden den bösen Seitenblick seines Vaters. »Wie will man Sie denn da noch erpressen, wenn Sie ohnehin schon am Boden sind?«
    »Von wejen ruiniert! Dat kriejen wer schon jerejelt! Ich hab Freunde in der Bank, die wollen mer helfen«, sagte der Oberbürgermeister. »Dat darf nur nit an die jroße Jlocke jehangen werden.« »Und genau das drohen Ihnen diese anonymen Briefe an ... « »Auf so was warten meine Jeechner doch nur, linke wie rechte.
    Dat wär für die ein jefundenes Fressen. Jerade in diesen Zeiten!« »Und warum geben Sie den Fall nicht an die Polizei?«
    »Sie wissen doch selbst, dass leider Jottes nicht überall vertrauenswürdige Beamte sitzen. So etwas muss janz diskret abjewickelt werden. Von erfahrenen Polizisten, aber nicht von der Polizei.« Rath nickte. »Eins verstehe ich aber noch immer nicht«, meinte er. »Warum soll ausgerechnet ich Ihnen helfen? Mein Vater hat doch viel mehr Erfahrung in der Polizeiarbeit.«
    »Die Briefe kommen aus Berlin, da bin ich sicher. Nicht nur weil sie bislang nur an mein Berliner Büro jeschickt wurden. Der Erpresser sitzt hier irjendwo in der Stadt. Aber sehense selbst ... « Er holte ein kleines Bündel Papier aus der Innentasche seines Jacketts und reichte Rath ein Blatt daraus. »Hier.«
    Roter Farbstift. Große Blockschrift. Krakelige Buchstaben, aber gut lesbar. Fast wirkte es wie ein kleines selbst gemaltes Plakat.
    FORD BLEIBT IN BERLIN, stand da, ODER ADENAUER GEHT IN DEN KNAST!
    »Was soll denn das?«, fragte Rath.
    »Das ist der Preis«, sagte der Oberbürgermeister. »Der Erpresser will kein Jeld, dem jeht et um wat anderes. Der will die Fordproduktion am Westhafen retten.«
    »Die Autofabrik?«
    Adenauer nickte. »Nur leider sind deren Taare jezählt. Da is nix mehr zu machen.«
    »Ich kenne mich da nicht so aus, das müssen Sie mir schon erklären.«
    »Ford zieht nach Köln«, sagte Adenauer. »Alles unterschrieben, dieses Jahr noch lejen wir in Riehl den Jrundstein. Dat modernste Autowerk Europas. Dajejen sieht Berlin dann alt aus. Dann jehen am Westhafen die Lichter aus.«
    »Und das will der Erpresser verhindern.«
    Adenauer nickte. »Sieht janz danach aus. Nur hat er sich den falschen Mann ausjesucht. Ein Adenauer lässt sich nicht erpressen! Aber selbst wenn ich wollte, könnte ich nichts tun! Jenauso wenig wie der Berliner Oberbürjermeister.«
    »Herr Böß hat im Moment ohnehin eigene Sorgen«, sagte Gereon.
    »Wem saarense dat! Der Einzije, der da wat tun könnte, heißt Henry Ford. Aber der wird kein einzijes Auto in Berlin mehr vom Band rollen lassen, wenn der Betrieb in Riehl erst mal läuft, da könnense sicher sein.«
    »Und in Berlin gibt es dann noch ein paar Arbeitslose mehr.« Adenauer zuckte die Achseln. »Wat wollen Se denn machen?
    Dafür werden in Köln Hunderte Arbeitsplätze jeschaffen. So ist dat eben! Dat is der Lauf der Welt! Und mit Erpressung kann man den nit aufhalten, dat saare ich Ihnen!«
    »Aber dennoch - oder gerade deswegen - könnte der Erpresser Schaden anrichten, und das soll ich verhindern.«
    Adenauer nickte. »Schnelle Auffassungsjabe, dein Sohn«, sagte er zu Engelbert Rath.
    Gereon fühlte sich so ähnlich wie damals, als seine Mutter vor dem versammelten Kaffeekränzchen die Schulnoten ihres Sohnes lobte. »Und woher wissen Sie«, fragte er, »dass der Erpresser die Informationen, mit denen er Ihnen droht, auch wirklich hat?«
    »Lesen Sie.« Adenauer reichte ihm ein weiteres Blatt. »Der erste Erpresserbrief - die zweite

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