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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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nicht vom Dienst reden, heute ist Sonntag.«
    Endlich drehte sich Charly um und setzte sich. Sie wollte Rath einen kurzen Begrüßungskuss geben, er hielt sie fest, um den Kuss zu verlängern, wurde jedoch von Hundegebell unterbrochen.
    »Aus«, schimpfte Rath.
    Charly musste lachen. »Du hast einen Anstandswauwau mitgebracht! «
    »Wahrscheinlich denkt sie nur, wir hätten da was zu essen, und will auch etwas.«
    »Ich hoffe, es gibt heute auch noch etwas zu essen.«
    »Natürlich«, sagte Rath. »Und die Dame darf wählen, in welchem Teil der Stadt. Wohin soll's denn gehen?«
    »Welche Dame? Kirie ist auch eine Dame, hast du gesagt.«
    »Ich dachte an die zweibeinige. Wenn es nach der vierbeinigen geht, müssen wir den Tag mit Knochenausbuddeln oder Katzenjagen verbringen.«
    »Wie wär's mit einem langen Spaziergang am Wannsee? Davon hat Kirie wenigstens auch etwas. Vielleicht können wir zur Pfaueninsel rüber. Und in Nikolskoe essen wir eine Kleinigkeit.«
    Rath nickte. »Gute Wahl«, sagte er, »dann leisten wir uns zur Feier des Tages aber auch die Avus.«
    Sie waren nicht allein mit ihrer Idee. Durch Moabit ging es noch gut voran, auf der Charlottenburger Chaussee aber war die Hölle los. Das Thermometer zeigte zwölf Grad, der erste schöne Sonntag des Jahres zog halb Berlin ins Grüne. Vor einem Jahr hatte der März die Berliner noch mit Minustemperaturen gepeinigt.
    »Ich wusste gar nicht, dass so viele Leute ein Auto haben«, meinte Charly.
    Sie passierten das Apartment von Vivian Franck am Kaiserdamm, und Rath musste an die tote Schauspielerin denken. Welcher Teufel hatte ihr das angetan? Rath schaute Charly an. Wie würde er fühlen, was tun, täte ihr jemand so etwas an? Er konnte es sich nicht vorstellen und schüttelte den Gedanken ab.
    »Frierst du?«, fragte Charly.
    Er hatte gar nicht gemerkt, wie er den Kopf bewegt hatte.
    Noch vor dem Reichskanzlerplatz bogen sie links ab. Hinter dem Messegelände ging es auf die Avus. Rath freute sich schon darauf, den Wagen wieder auszufahren, doch bevor sie die Mautstelle erreichten, fragte Charly: »Sollen wir nicht mal auf den Funkturm?«
    »Wie?«
    »Auf den Funkturm.«
    Rath fuhr rechts ran. »Wegen des Toten, von dem ich dir erzählt habe?«, fragte er.
    »Natürlich nicht! Für wen hältst du mich?«
    »Für eine Kriminalbeamtin mit Leib und Seele, auch wenn du Jura studierst und in der Burg als Stenotypistin geführt wirst.« »Vielleicht wäre ich nicht auf die Idee gekommen, wenn du mir nicht von diesem Krempin erzählt hättest, mag sein. Aber meinst du allen Ernstes, ich will da oben Spuren sichern und Zeugen befragen?« Sie klang ernsthaft empört. »Heute ist so schönes Wetter, und ich war noch nie dort oben! Na, komm schon! Nur eine Tasse Kaffee trinken, ein bisschen gucken und dann weiter! Die Dame wählt! Hast du gesagt!«
    Sie schaute ihn so an, dass er gar nicht Nein sagen konnte.
    Rath seufzte. »Na gut«, sagte er und wendete den Wagen. »Auf eine Tasse Kaffee. Länger können wir den Hund auch nicht allein lassen, der bleibt nicht gern im Auto. Und mit rauf darf der da bestimmt nicht.«
    Kirie machte zwar wieder Theater, als sie allein im Auto bleiben sollte, aber Charly redete ihr gut zu und hatte damit Erfolg. Der Andrang am Funkturm war deutlich größer als vor zwei Tagen, an der Kasse mussten sie Schlange stehen, und vor dem Aufzug schon wieder. Während sie sich hinten anstellten, bemerkte Rath, wie der Mann im Kassenhäuschen telefonierte, kaum hatte er ihnen die Karten verkauft, und die zwei Amerikaner hinter ihnen in der Reihe ignorierte, obwohl die Amis sich lautstark bemerkbar machten, die Frau noch mehr als der Mann. Irgendetwas stimmte hier nicht. Rath fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, er wähnte sich von dem Kassierer beobachtet, und so war es auch: Der Mann starrte ihn ununterbrochen an, während er telefonierte. Als er merkte, dass Rath zu ihm schaute, drehte er schnell den Kopf weg, was die Amis endgültig auf die Palme brachte.
    »Da oben scheint es Freibier zu geben«, meinte Charly, »die Schlange wird immer länger.«
    Rath lächelte und zuckte die Achseln. »Jedenfalls irgendetwas, das amerikanische Touristen ungeduldig werden lässt.«
    Er stieg mit Charly in den Aufzug. Den Fahrstuhlführer kannte er zum Glück noch nicht. Es war eng in der Kabine und roch nach zu vielen fremden Menschen, Rath war froh, als sie endlich wieder aussteigen konnten.
    Ein Herr in einem leicht zerknitterten dunklen Anzug empfing

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