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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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kriegen, Junge!«
    Rath warf der Voss einen entschuldigend grimmigen Blick zu, und sie antwortete mit einem achselzuckenden Lächeln. Er machte sich lang, um die Tür zu schließen. »Vater! Und ich denke, weiß Gott, was los ist!«
     
     
    »Du hast recht gehabt, mein Junge!« »Wie?«
    Es kam selten vor, dass Engelbert Rath seinem Sohn recht gab. »Der Name! Hagedorn! Ein Volltreffer: Eine Gertrud Hagedorn
    arbeitete von neunzehnhundertsiebenundzwanzig bis neunundzwanzig als Sekretärin im Vorstand der Deutschen Bank in Köln und war bei allen Aufsichtsratssitzungen zugegen, an denen Konrad mit Bankchef Brüning über diese Dinge - du weißt schon welche gesprochen hat. Und dann ist dieses Fräulein Hagedorn ... «
    » ... vor einem halben Jahr nach Berlin gezogen.« »Du weißt das schon?«
    »Ich hab auch schon gehandelt. Du kannst dem Oberbürgermeister sagen, die Sache ist vom Tisch.«
    »Hast du den Absender der Briefe ermittelt?«
    »Vor allem habe ich ihn zum Schweigen gebracht.«
    »Mensch, Junge, manchmal überraschst du mich wirklich! Da passiert tagelang gar nichts, und ich frage mich schon, ob es ein Fehler war, dir diese wichtige Sache anzuvertrauen, und dann kriegst du doch noch die Kurve.«
    »Ich habe nicht die Kurve gekriegt, ich habe ein schwieriges Problem gelöst und dir und dem Oberbürgermeister einen großen Gefallen getan!«
    »Wer war es denn, doch nicht diese Hagedorn selbst?«
    »Ihr Verlobter. Ein Fordarbeiter. Der Name tut nichts zur Sache.«
    »Bist du sicher, dass der uns ... also, den Oberbürgermeister, nicht mehr belästigen wird?«
    »Ganz sicher.«
    »Nicht dass er jetzt womöglich mit seinem Wissen zur Presse läuft!«
    »Sag dem Oberbürgermeister, er muss sich keine Sorgen machen um seinen guten Ruf.«
    »Dann will ich mal nur hoffen, dass du recht behältst.«
    »Musst du eigentlich alles in Zweifel ziehen, was ich tue? Kannst du mir nicht einfach mal glauben? Mir vertrauen, wenn ich dir sage, die Sache ist geregelt?«
    »Nun sei doch nicht so empfindlich! Ich frage mich doch nur, wie du dir bei so einer heiklen Sache so sicher sein kannst.«
    »Wie ich das Ganze geregelt habe, das lass mal meine Sorge sein!
    Ich habe es geregelt!«
    »Gut. Um das Fräulein Hagedorn werden wir uns dann kümmern.
    Besser gesagt: die Deutsche Bank.«
    »Bloß nicht! Lasst die besser unbehelligt! Wenn die Bank sie auf die Straße setzt, weckt das womöglich bloß Rachegedanken! Es reicht, wenn die Dame nie wieder zu vertraulichen Gesprächen hinzugezogen wird. Und wenn man ihr zu verstehen gibt, dass man sie für eventuelle Indiskretionen im Zusammenhang mit der American Glanzstof[ verantwortlich macht.«
    »Wir sollen sie ungeschoren davonkommen lassen?«
    »Angst vor Arbeitslosigkeit ist wirkungsvoller als Arbeitslosigkeit selbst. Solange Gertrud Hagedorn ihre Stelle behält, kann der Oberbürgermeister ruhig schlafen. Ich hoffe nur, er hält sein Wort, was mich angeht.«
    »Natürlich, mein Junge!«

Kapitel 47
    Was für ein Sauwetter! Rath musste die Scheibenwischer einschalten. Heute Mittag noch hatte die Sonne geschienen, jetzt goss es wie aus Kübeln. Und dann trommelten auch noch Graupelkörner auf das Autodach. Er sah, wie einige Passanten in der Leipziger Straße vom Regen überrascht wurden und mangels eines Regenschirms den Hut in die Stirn zogen oder ihre Aktentasche über den Kopf hielten.
    Er wusste nicht einmal, ob seine Fahrt einen Sinn hatte, aber die Sekretärin der La Belle Filmproduktion hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Kaum hatte die freundliche Dame gemerkt, dass sie mit der Polizei sprach, hatte sich ihre Stimme mit einer Eiskruste überzogen.
    »Da muss ich Sie leider enttäuschen«, hatte sie gesagt, obschon sie gerade wahrscheinlich nichts lieber tat als das, »aber ich habe keine Ahnung, wo Sie Herrn Meisner heute
    »Sämtliche Drehpläne befinden sich am Alexanderplatz. Bei Ihnen im Präsidium. Schauen Sie doch dort nach.«
    Rath hatte etwas anderes getan: Er hatte sich Kirie geschnappt und sich ins Auto gesetzt.
    »Wohin geht's denn?«, hatte die Voss gefragt. »Einen Schauspieler suchen.«
    »Dann haben Sie ja den richtigen Suchhund dabei.«
    Die Frage war nur, wo anfangen? Meisners Privatadresse oder das Atelier in Marienfelde? Rath entschied sich für die Privatwohnung.
    Victor Meisner wohnte am Lietzensee, eine schöne Wohnlage, nah an der Kantstraße, und dennoch direkt am Seeufer mit Blick auf den Park und die Schwäne. Das Haus hatte sogar einen

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