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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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dass ich nicht um meine Frau trauere! Wir waren fast fünf Jahre verheiratet!«
    »Aber so richtig eng war die Ehe in der letzten Zeit schon nicht mehr, oder?«
    » Wie können Sie es wagen ... «
    »Sie haben sich mit Ihrer Frau gestritten. Am Morgen des achtundzwanzigsten Februar. An ihrem Todestag.«
    »Wer hat Ihnen denn das gesagt?«
    »Das tut doch nichts zur Sache. Haben Sie oder haben Sie nicht?«
    »Wer streitet sich nicht in einer Ehe? Na und? Deswegen bringt man sich doch nicht um!«
    »Aber sie wollte die La Belle Film verlassen. Und nicht mehr mit Ihnen drehen.«
    »Und deswegen bringe ich sie um? Damit sie wieder mit mir dreht oder wie? Wo bleibt denn da die Logik?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass Sie Ihre Frau umgebracht haben.« »Sie wissen, dass ich meine Frau getötet habe, und ich weiß es auch. Aber das war ein Versehen. Sie sollten denjenigen finden, der die Sache mit dem Scheinwerfer zu verantworten hat.«
    Rath stellte dem Strichmännchen einen Kritzelhund an die Seite, dunkel und wollig, mit lächelndem Gesicht.
    »Deswegen bin ich hier«, sagte er und malte dem Bleistifthund eine Leine. »Und deswegen muss ich Ihnen noch eine Frage stellen. Wo waren Sie ... «
    »Aber das wissen Sie doch! Ich habe neben ihr gestanden, als sie gestorben ist. Ich habe es mit eigenen Augen sehen müssen!« »Davon rede ich nicht. Ich rede vom Morgen des achtundzwanzigsten Februar. Können Sie mir sagen, was Sie da gemacht haben?«
    »Einen Film gedreht, das wissen Sie doch.«
    »Wann sind Sie von zu Hause aufgebrochen, wann im Atelier eingetroffen, wann hatten Sie Ihre erste Szene? Welche Szenen? Können Sie Uhrzeiten nennen?«
    »Nicht aus dem Stegreif. Da müsste ich erst einmal überlegen.
    Bettys Tod hat doch alles andere an diesem Tag überschattet.« Rath zückte den Bleistift und wartete gespannt.
    »Zu Hause los sind wir gegen halb neun«, sagte er schließlich, »wie immer. Gegen neun müssen wir dann im Studio gewesen sein.« »Sie sind zusammen mit Ihrer Frau gefahren.«
    »Ja. Ich habe ein Auto und habe sie meist mitgenommen.« »Was haben Sie gemacht, als Sie im Atelier angekommen sind?« »Das Übliche. Erst einmal alle begrüßt, uns ein bisschen unterhalten. Und dann haben wir uns den Drehplan angeguckt und sind noch einmal mit Dressler die Szenen durchgegangen, die anstanden.«
     
     
    "Und gleich im Anschluss haben Sie zu drehen begonnen?«
    "Ja. Das heißt, vorher mussten wir natürlich in die Maske. Die Schauspieler, meine ich.«
    Diesmal hatte Rath sich tatsächlich Notizen gemacht.
    "Vielen Dank, Herr Meisner«, sagte er und klappte das Buch zu, "das wär's fürs Erste von meiner Seite.« Er stand auf und nahm Kiries Leine. "Ich muss Sie dennoch bitten, morgen um zehn zum Präsidium zu kommen. Kriminalrat Gennat möchte Sie sprechen.«
    "Und die Dreharbeiten?«
    "Die meisten Ihrer Kol1egen werden morgen früh auch am Alex sein. Dressler hat den Drehplan bestimmt schon geändert.« Meisner seufzte und fuhr fort, die Reste der Theaterschminke aus seinem Gesicht zu reiben.
    "Ach, noch eine Frage«, sagte Rath, als er schon in der Tür stand, "Ihr Haarteil- ist das eigentlich ein Ersatztoupet oder mussten Sie sich ein neues besorgen?«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, er folgte Kirie, die schon heftig an der Leine zog, und schloss die Tür.
    Als er nach Hause fuhr, machte er einen Umweg über die Oranienstraße und holte im dortigen Aschinger das Abendessen für sich und den Hund. Diesmal ging er auf Nummer sicher und kaufte gleich ein halbes Dutzend Buletten. Und ein bisschen Kartoffelsalat. Da konnte er wenigstens sicher sein, dass Kirie ihm den nicht streitig machte.
    Die abendliche Runde durch die Grünanlage führte sie nur bis zum Oranienplatz, das reichte dem Hund diesmal. Dann holte Rath das Abendessen aus dem Auto und nahm das verfilzte Haarteil und das blaue Päckchen aus dem Handschuhfach. Das Präsent vom Funkturm. Charly und ihre Schnapsidee! Charly!
    Der Gedanke an sie versetzte ihm wieder einen Stich. Der Grinsemann an ihrer Tür. Scheiße.
    "Ihr Hunde habt's gut«, sagte Rath, als er die Aschinger-Tüte vor Kirie in Sicherheit bringen musste, "ihr denkt nur ans Fressen.« Kirie schaute ihn an und lächelte erwartungsvoll.
    "Na, komm«, sagte Rath, und der Hund trabte voran über den Hof, sich immer wieder nach der Essenstüte umschauend. Oben gab Rath dem Hund erst einmal ein paar Buletten und ein bisschen Hundefutter in den Napf. Er stellte Kirie frisches Wasser hin und

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