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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Schnee habe ich mich damit abgefunden, dass Vivian mich schlicht und einfach abserviert hat.«
    Rath nickte nachdenklich. »Wenn das so ist, sind Sie nicht der Einzige. Manfred Oppenberg hätte sie dann ebenfalls abserviert. Nur dass der daran nicht glauben mag.«
    »Dass sie nicht zum Dreh kommt, einfach so, ist wirklich nicht
    ihre Art. Vivian ist zuverlässiger, als Sie glauben.« »Beruflich jedenfalls.«
    »Ich kenne nur wenige Kollegen, die so hart arbeiten wie sie.« »Und dann schwänzt sie die Dreharbeiten zu einem Film, den Oppenberg nur macht, um ihr eine goldene Brücke in die Zukunft zu bauen? Warum? Nur um Ihnen und ihrem Gönner Oppenberg nicht mehr über den Weg laufen zu müssen? Nein, das passt doch nicht. Deswegen die Karriere aufs Spiel zu setzen!«
    »Das tut sie ja auch nicht. Vom Blitz getroffen ist ihr zweiter Sprechfilm! Dass sie es kann, hat sie in Verrucht schon gezeigt, dass sie keine dieser alten Diven ist, die den Tonfilm fürchten, weil er ihre Sprachfehler und ihre schauspielerischen Unfähigkeiten offenbart.«
    »Was glauben Sie? Wo ist Vivian?«
    Czerny zuckte die Achseln. »Was weiß ich?«
    »Sagen Sie's mir einfach. Sagen Sie mir alles, was Sie wissen.« Rath spürte, dass der Mann mit irgendwas hinter dem Berg hielt. »Und alles, was Sie glauben zu wissen.«
    Der Schauspieler zögerte nur einen kleinen Moment. »Da war ... also, sie hat mir vor einiger Zeit schon erzählt, dass sie da jemanden kennengelernt hat.«
    »Einen Liebhaber.«
    »Nein, dann hätte sie mir das nicht erzählt. Einen Produzenten.«
    »Sie meinen, Vivian könnte Oppenberg da untreu geworden sein, wo es ihm wirklich wehtut?«
    Czerny zuckte die Schultern. »Jedenfalls würde ihn das mehr treffen, als wenn sie mit einem jungen Liebhaber durchgebrannt wäre, glaube ich. Er setzt auf sie. Hat eine ganze Menge in sie investiert und erwartet, dass sich das bald rentiert.«
    »Und warum sollte sie dann weggehen?«
    »Es gibt immer etwas Besseres als das, was man gerade hat.« »Oppenberg scheint mit dieser Möglichkeit überhaupt nicht zu rechnen.«
    »Vivian hat noch einen Vertrag mit Oppenberg, er weiß, dass sie da nicht so ohne Weiteres raus kann.«
    »Und trotzdem halten Sie das für möglich.«
    »Wenn sie irgendwo ist, wo kein deutscher Rechtsanwalt sie erreichen kann ... « »In Hollywood ... «
    »Keine Ahnung. Ihr Englisch ist jedenfalls gut genug.«
    Rath nickte nachdenklich und trank einen Schluck Wasser. »Gut«, sagte er nach einer Weile.
    »Was meinen Sie?« Czerny schenkte sich selbst etwas Whisky nach. »Werden Sie Vivian finden?«
    Rath zuckte die Achseln. »Wenn Sie mir die entscheidende Frage beantworten: Wohin ist sie gefahren, nachdem sie in dieses Taxi gestiegen ist?«
    »Jedenfalls nicht zum Anhalter Bahnhof«, sagte Czerny.
    »Dann müssen wir wohl den Taxifahrer fragen. Haben Sie die
    Rufnummer von Vivians Apartment zur Hand?« »Schon, aber ... «
    »Rufen Sie dort an, ich muss den Portier sprechen.«
    Kurz darauf hatte Rath den Alten aus dem Marmorfoyer an der Strippe. Der schien wirklich ein gutes Gedächtnis zu haben.
    »Das Taxi, mit dem Frau Franck weggefahren ist?«, sagte er. »War'n Großtarifwagen, meine ich, doppeltes Karoband.«
    »Das muss am achten Februar gewesen sein«, half Rath ihm auf die Sprünge.
    »Sind Sie sicher? Warten Sie, ich schau mal eben schnell nach.« Rath hörte ein hohles Poltern, als der Hörer auf den Tresen knallte, und dann Papier rascheln. »Also, hier steht tatsächlich was. Na, uff'en ollen Panske is Verlass, wal«
    Rath bemühte sich um Geduld. »Sie haben sich also Notizen gemacht?«, fragte er freundlich.
    »Sag ich doch! Ich hab den Wagen um neune bestellt, 'ne halbe Stunde später stand er vor der Tür.«
    »Können Sie sich auch noch an den Fahrer erinnern?«
    »Nicht genau, weiß nur, dass er nicht der Kräftigste war. Und dann die schweren Koffer! Der arme Kerl!«
    Die Dame in der Taxizentrale war weniger auskunftsfreudig. »Natürlich können wir das feststellen«, sagte sie, »wenn Sie die genaue Zeit und die genaue Adresse noch kennen. Aber woher weiß ich, dass Sie wirklich von der Polizei sind? Kann ich Sie im Präsidium zurückrufen?«
    »Das geht leider nicht, ich bin gerade im Außendienst.«
    »Dann kann ich Ihnen auch nichts sagen, da müssen Sie sich wohl herbequemen. Belle-Alliance-Straße sechzehn.«
    »Suchen Sie doch bitte schon mal alles für mich raus. Ich komme
    dann gleich persönlich vorbei.« »Da könnte ja jeder

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