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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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«
    »Ich bin Schauspieler ... «
    » ... und Sie arbeiten für Manfred Oppenberg.« Czerny nickte.
    »Sehen Sie: ich auch«, sagte Rath. »Wenigstens vorübergehend.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ihr Chef möchte, dass ich ihm seine Hauptdarstellerin zurückbringe ... «
    Czerny sagte nichts, als Rath mit dem Weitersprechen zögerte, doch war ihm anzusehen, dass er Vivians Namen am liebsten laut hinausgeschrien hätte.
    » ... Ihre Geliebte.«
    Der Schauspieler erbleichte, als habe Rath gerade sein Todesurteil verkündet. »Deswegen also schickt Oppenberg Sie zu mir«, sagte er nach einer Weile. »Weil ich mit Vivian ins Bett gehe. Vor einer halben Stunde habe ich ihn noch gesehen. Warum sagt er mir das nicht ins Gesicht?«
    »Weil es darum nicht geht«, sagte Rath, »Herr Oppenberg hat Verständnis dafür, dass Vivian sich ab und an jüngere Liebhaber hält ... «
    »Ab und an.« Czerny lächelte säuerlich. »Hat er Ihnen das erzählt? Ja, der Herr Produzent gefällt sich in der Rolle des liberalen Gentleman, der seinem Lieblingsspielzeug den nötigen Auslauf lässt. Aber glauben Sie mir, seine Liberalität hat Grenzen! Ihr würde er einen Seitensprung natürlich niemals übel nehmen - solange sie sein Spielzeug bleibt. Aber mich würde er auf der Stelle auf die Straße setzen, wenn ich sie auch nur einmal öfter anfasse, als im Drehbuch steht.«
    »Aber genau das haben Sie, nicht wahr?« »Ich denke, darum geht es nicht!«
    »Keine Angst, von mir muss Herr Oppenberg nichts erfahren. Solange Sie sich kooperativ zeigen, sehe ich hierfür keinen Grund ... «
    »Wie überaus freundlich von Ihnen«, meinte Czerny, »aber ich lasse mich nicht erpressen. Und außerdem bin ich nicht der Einzige, mit dem Vivian ... «
    »Ich weiß«, sagte Rath, »ich habe sie auch mal kennengelernt.« Czerny schaute ihn mit großen Augen an. Rath beobachtete, wie die Eifersucht in dem Mann hochkroch und nach einem Ausweg suchte. Dass er Vivians Avancen seinerzeit zurückgewiesen hatte, musste er dem Schauspieler ja vorerst nicht erzählen. Czerny lief rot an, bevor er explodierte.
    »Niemand kennt Vivian wirklich!«, brach es aus ihm heraus. »Alle glauben es, aber niemand weiß, wer sie ist, wie es in ihr aussieht, wie sie ... «
    »Aber Sie wissen es«, unterbrach ihn Rath.
    Czerny schaute ihn an. Er wurde wieder leiser. »Ich habe es wenigstens eine Zeit lang geglaubt«, sagte er. »Ich habe Seiten an ihr gesehen, die kein anderer gesehen hat, die ihr niemand zutrauen würde, die man ihr nicht einmal in ihre Drehbücher schreiben würde. Das ist doch überhaupt das Problem: Die meisten verwechseln sie mit ihren Filmen!«
    »Und Sie?«
    »Ich habe sie geliebt.« Offenbar wurde ihm bewusst, dass er klang wie eine seiner Rollen. »Das hört sich kitschig an, ich weiß«, sagte er, »und irgendwie auch naiv. Aber so war es.«
    »War?«
    »Sie hat mich sitzen lassen. Mit gepackten Koffern habe ich auf sie gewartet, am Anhalter Bahnhof, und sie ist nicht gekommen. Wir wollten zusammen nach Davos, zwei unbeschwerte Wochen im Schnee. Herzlichen Glückwunsch! Ich hab mich in den Bergen noch nie so beschissen gefühlt.«
    »Nun holen Sie uns doch erst mal was zu trinken und setzen sich«, meinte Rath. »Und dann erzählen Sie mir in aller Ruhe, was passiert ist.«
    Czerny schien sich langsam daran gewöhnt zu haben, dass da ein Besucher in seinem Sessel saß. Er nickte, holte zwei Gläser und eine Flasche Whisky aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch.
    »Ich brauch jetzt einen«, meinte er und schenkte ein.
    »Danke, für mich lieber ein Wasser«, sagte Rath. Czerny ging in die Küche und kehrte mit einem Krug zurück.
    »Bitte, bedienen Sie sich«, sagte er und setzte sich.
    »Danke. Dann legen Sie mal los. Sie sind also trotzdem in die Schweiz gefahren? Ohne sie?«
    »Was sollte ich denn tun? Es war doch alles gebucht. Als sie nicht erschien und ich sie nirgends erreichen konnte, hab ich mich einfach in den nächsten Zug gesetzt. Von ihrem Portier wusste ich doch, dass sie mit ihren Koffern ins Taxi gestiegen ist; ich habe gedacht, vielleicht hat sie einen anderen Zug genommen und ist schon da. Oder kommt noch nach.«
    »Das ist sie aber nicht?«
    Czerny schüttelte den Kopf. »Ich habe Vivian seit fast vier Wochen nicht mehr gesehen. Und nichts von ihr gehört.«
    »Haben Sie sich denn keine Sorgen gemacht?«
    Czerny zuckte die Achseln. »Was heißt Sorgen? Man muss den Wahrheiten ins Auge schauen. Nach drei, vier Tagen Warten im

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