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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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hat mich provoziert.«
    »Mir hat er erzählt, du hättest aus heiterem Himmel auf ihn eingeprügelt.« »Er lügt.«
    »Der war vielleicht sauer!«
    »Hat er sich denn wieder beruhigt?«
    »Keine Ahnung. Den mach ich fertig, oder so ähnlich hat er noch gesagt, dann ist er hinter dir her.«
    »Hat mich aber nicht gekriegt.«
    »Mensch, Gereon«, meinte Czerwinski und schüttelte den Kopf, »du hast sowieso nicht viele Freunde in der Burg, und mit so was machst du dir das Leben nicht gerade leichter. Frank ist stinksauer, der will dich bluten sehen. Und er hat gute Chancen, dass es so weit kommt, er hat einen guten Draht zu Böhm.«
    »Und ich hab einen guten Draht zum Polizeipräsidenten.«
    »Wie ich sage: Du machst dir nicht gerade Freunde in der Burg!
    Ein bisschen mehr Kollegialität wäre angeraten, wenn ich das mal sagen darf. So unter Kollegen.«
    Rath zog die Schultern hoch. »Ich bin doch kollegial«, sagte er, »besuche euch hier draußen. Und ich hab euch sogar etwas mitgebracht.« Er reichte dem Dicken den Henkelmann, in den er vorhin Kathis aufgewärmten Eintopf gefüllt hatte. »Hier«, sagte er und zückte zwei Löffel, »Linseneintopf nach schlesischem Rezept. Zwei Portionen müssten noch drin sein. Wenn ihr gerecht teilt.«
    »Klar«, sagte Czerwinski, »abgestuft nach Dienstgrad.«
    »Und nach Körpergewicht«, hörte man Henning aus dem Wageninnern.
    »Bist du nur hier, um deine Leute zu versorgen?«
    »Nee, ich hab da so 'ne Idee. Lasst ihr euch erst mal die Suppe schmecken und passt schön auf. Bin gleich wieder da.«
    Zwei Häuser kamen infrage, Rath entschied sich zunächst für das linke. Er fing im Erdgeschoss an. Ein grauhaariger Mann öffnete und schaute ihn misstrauisch an.
    »Kriminalpolizei«, sagte Rath und wurde gleich unterbrochen. »Wat wollense denn noch? Ick hab nüscht jesehen, det hab ick doch schon jesaacht! Ick kiek doch nich den halben Taach uff det Haus jejenüber!«
    Rath blieb freundlich. »Es geht nicht um das Haus gegenüber, es geht um dieses Haus. Ist Ihnen da etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Vor allem in den letzten zwei Tagen?«
    Der Mann schaute ihn von oben bis unten an.
    »Nee«, sagte er dann und knallte die Tür zu.
    In den übrigen Wohnungen war die Ausbeute kaum ergiebiger.
    Wenn die Leute dort auch freundlicher waren, die Auskünfte waren ähnlich mager. Und jemanden, dem er zugetraut hätte, Felix Krempin bei sich zu verstecken, fand er auch nicht.
    »Meinen Sie etwa, der ist hier bei einem untergeschlüpft?«, fragte ihn ein bebrilltes Männlein in einer grauen Strickjacke, bei dem Rath im dritten Stock geklingelt hatte. »Sparense sich die Arbeit. So blöd ist hier keiner. Fragense lieber mal nebenan.«
    Das tat Rath dann auch. Wieder arbeitete er sich vom Erdgeschoss langsam nach oben und musste sich ähnliche Antworten anhören wie im Haus zuvor.
    Im zweiten Stock schien eine Klingel kaputt zu sein. Rath klopfte an, niemand antwortete. Er klopfte noch einmal.
    »Da könnense lange klopfen, da macht Ihnen keener uff.«
    Rath drehte sich um. In der Wohnungstür gegenüber stand eine Frau mit wachen Augen in einem etwas fülligen Gesicht. »Wieso?«
    »Da wohnt niemand mehr.«
    Rath wurde hellhörig. »Da wohnt niemand? Seit wann?«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Vor zwei, drei Wochen ungefähr ist die Polente gekommen und hat die Seyfrieds vor die Tür gesetzt. Die hatten schon seit Monaten keine Miete mehr bezahlt.«
    »Und noch kein Nachmieter?«
    »Wenn der Oppenberg für die Bruchbude jenauso viel haben will wie für unsere, denn wundert mich det ooch nich, muss ick Ihnen sagen.«
    »Oppenberg ... «
     
     
    »Der Vermieter.« Rath nickte.
    »Ist Ihnen vielleicht in den letzten Tagen etwas aufgefallen? War
    vielleicht jemand in der leeren Wohnung?« »Nicht dass ick wüsste. Warum fragense?« Rath zeigte seine Marke.
    Die Frau schaute überrascht. »Meenense der, dense suchen? Ick weeß nich, det wär aber janz schön frech, wa? Sich im Haus jejenüber zu verstecken. Aber wie soll denn der hier rinjekommen sein?« Rath rappelte am Türgriff, und die Antwort erübrigte sich: Die Wohnungstür war nicht abgeschlossen.
    Die Frau lugte immer noch neugierig herüber. »Vielen Dank«, sagte Rath, »Sie haben mir sehr geholfen.«
    Sie brauchte etwas, bis sie verstand, dann zog sie sich in ihre Wohnung zurück und schloss langsam die Tür.
    Rath öffnete die Tür ganz und ging hinein. In dieser Wohnung stand wirklich kein einziges Möbelstück mehr, nur ein

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