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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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uns fragen, warum Sie Ihren Arbeitsplatz Hals über Kopf verlassen haben. Warum haben Sie sich einfach aus dem Staub gemacht?«
    Es dauerte einen Moment, bis Krempin antwortete.
    »Weil ich aufgeflogen bin. Früher oder später musste das ja passieren, ich habe einfach viel zu lange gewartet. Und dann der falsche Name ... «
    Wieder verfiel der Mann in Schweigen.
    »Herr Krempin, Sie können mir alles erzählen. Ich habe mit Oppenberg gesprochen, ich weiß, dass er Sie ... «
    »Sie haben mit Manfred gesprochen?« Der Stimme war tatsächlich so etwas wie Erleichterung anzuhören. Als habe ihm jemand eine schwere Beichte abgenommen. »Dann wissen Sie ja auch, dass es nur darum ging, Bellmanns Dreharbeiten zu verzögern, nur deswegen habe ich mir das mit dem Scheinwerfer einfallen lassen. Die Kamera ist doch versichert, er hätte das ersetzt bekommen. Aber eben nicht so schnell, diese neuen, schalldicht eingekapselten Spezialkameras haben eine lange Lieferzeit, gerade im Moment. Ein, zwei Wochen Verzögerung, die hätten uns schon gereicht. Gerade jetzt, wo Vivian nicht auftaucht.«
    Oppenberg, diese Ratte! Hatte er ihn also doch angelogen! Krempin sprach von vorsätzlichen Sabotageplänen, von Manipulationen an der Beleuchtungsanlage, um die Tonfilmkamera zu zerstören.
    Rath merkte, dass er nicht mehr bei der Sache war. Zu viele Gedanken jagten plötzlich durch seinen Kopf und lenkten ihn ab. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er, um überhaupt etwas zu sagen. »Ich will Ihnen zeigen, dass ich mit offenen Karten spiele. Ich weiß, dass ich falsche Dinge getan habe, und ich will dafür geradestehen. Aber ich bin kein Mörder!«
    »Warum verstecken Sie sich dann?«
    »Weil Sie mich jagen.«
    Rath überlegte kurz. Hörte sich plausibel an. Wer als Mörder gejagt wird, versteckt sich. Das hatten sie nur diesen blöden Pressefritzen zu verdanken! »Mag sein«, sagte er, »dass es nur fahrlässige Tötung war. Dass sie nicht wollten, dass der Scheinwerfer einen Menschen tötet. Aber genau das ist passiert. Auch dazu sollten sie stehen.«
    »Ich habe den Draht doch wieder entfernt, bevor ich gegangen bin, die ganze Apparatur entschärft. Es konnte nichts mehr passieren! Die Sache ist mir ein Rätsel.«
    »Dann kommen Sie zu mir ins Präsidium! Lassen Sie uns in Ruhe miteinander reden und dieses Rätsel aufklären.«
    Krempin lachte ein kurzes bitteres Lachen. »Für wie blöd halten Sie mich?«, fragte er. »Wenn ich zu Ihnen komme, werden Sie mich festsetzen. Sie können gar nicht anders. Deswegen lassen Sie doch meine Wohnung überwachen.«
    »Sie haben mich schon einmal angerufen«, sagte Rath, »gestern, als ich in der Guerickestraße war.«
    »Kompliment, Herr Kommissar! Sie haben einen guten Instinkt!
    Aber rechnen Sie nicht damit, dass ich zum Alex komme, ich habe ebenfalls einen guten Instinkt.«
    »Dann sagen Sie mir, was Sie gemacht haben? Wie haben Sie den Scheinwerfer präpariert? Wann ... «
    Ein trockenes Klack, gefolgt von einem Dauertuten in der Leitung, sagte ihm unmissverständlich, dass Felix Krempin aufgelegt hatte.
    Rath behielt den Hörer in der Hand, er schlug nur kurz mit der Handkante auf die Gabel und ließ sich mit der Privatnummer verbinden, die auf Manfred Oppenbergs Karte stand. Ein Dienstmädchen sagte ihm, dass der gnädige Herr leider nicht zu Hause sei, sie erwarte ihn erst spät. Heute Abend müsse er an einer wichtigen Versammlung teilnehmen. Rath schluckte seine Wut für einen Moment hinunter und setzte all seinen Charme ein, bis das Mädchen ihm Adresse und Uhrzeit verraten hatte.
    Etwas Zeit blieb ihm, und die nutzte er, um noch einmal zur Guerickestraße zu fahren. Immer noch stand der grüne Opel vor der Tür, diesmal allerdings mit anderer Besetzung. Plisch und Plum höchstpersönlich saßen in dem Wagen und langweilten sich.
    »Was macht ihr denn hier«, wunderte sich Rath. »Ich dachte, ihr gehört zu meiner Ermittlungsgruppe.«
    »Deine Gruppe gibt's nicht mehr«, meinte Czerwinski, »die hat Böhm übernommen. Und uns gleich das Wochenende versaut. Der war übrigens stinksauer, als du nirgends aufzutreiben warst.«
    »Ich habe zu tun«, sagte Rath. »Außerdem bin ich doch jetzt hier.«
    »Mangelnden Einsatz kann man dir sicher nicht vorwerfen«, meinte Czerwinski, »eher das Gegenteil.« Er schaute Rath abschätzend an. »Was ist eigentlich in dich gefahren«, fragte er, »dass du Frank die Lippe blutig schlagen musstest?«
    Rath zuckte die Achseln. »Ging nicht anders,

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