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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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guten Namen dafür ein, dass die Ehre unserer Stadt und unseres Oberbürgermeisters nicht besudelt wird!«
    Warum sollen deine Ehre und dein Name nicht auch einmal ein bisschen besudelt werden, dachte Gereon.
    »Ich werde mir die Fordwerke in den nächsten Tagen anschauen«, sagte er brav, »wahrscheinlich läuft der Erpresser da irgendwo rum.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    »Wer sonst sollte ein Interesse daran haben, die Firma Ford um jeden Preis in Berlin zu halten?«
    »Vielleicht ist die Erpressung nur eine Finte. Um uns auf die falsche Spur zu locken. Komads politische Gegner haben ein Interesse daran, einen der fähigsten Männer unserer Partei für immer aus dem politischen Geschäft zu drängen, vielleicht sogar der ganzen katholischen Sache großen Schaden zuzufügen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Mal im Ernst: Wie soll ein Ford-Arbeiter, selbst wenn es der Betriebsleiter ist oder ein Geschäftsführer, an solch geheime Informationen aus der Deutschen Bank kommen? Das spricht doch für einen ganz anderen Personenkreis. «
    »Mag sein. Erst einmal müssten wir die undichte Stelle kennen.
    Adenauer könnte mir einmal alle Personen auflisten, die von den geheimen Vereinbarungen zwischen ihm und der Bank wissen.« »Das hat er schon gemacht. Alles integre Leute.«
    Natürlich!
    »Du hast so eine Namensliste schon?«
    »Das ist doch das Erste, was man in so einem Fall unternimmt.«
    »Wie wäre es dann, wenn du sie mir einmal schickst?«
    »Gut, mein Junge. Lasse ich dir umgehend zukommen. Aber dann sorge auch dafür, dass diese Affäre aus der Welt ist. So schnell wie möglich.«
    »Wenn es wirklich seine politischen Gegner sind, wie soll ich verhindern, dass die ihr Wissen irgendwann ausplaudern?«
    »Wenn du erst einmal Namen hast, lässt sich alles Weitere regeln. Jeder hat so seine schmutzigen Geheimnisse.«
    Rath legte auf. Wieso vergaß er eigentlich immer wieder, dass sein Vater eher Politiker als Polizist war?
    Aber in einem hatte er recht: In jedem Fall musste der Erpresser über gute Kontakte zur Deutschen Bank verfügen. Irgendjemand musste im Vertrauen ein paar Geheimnisse ausgeplaudert haben, ein zufällig oder absichtlich mitgehörtes Gespräch.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Rath riss den Hörer von der Gabel. »Was denn noch?«
    Nicht sein Vater.
    Am anderen Ende hörte Rath nur leises Atmen.
    Dann endlich eine Stimme. Eine Männerstimme. »Kommissar Rath?«
    Keine Stimme, die er kannte. »Am Apparat«, sagte er.
    »Sie sind der Kommissar, der im Fall Winter ermittelt, nicht wahr?«
    »Wie kommen Sie darauf?« »Steht in der Zeitung, ich ... «
    »Worum geht es bitte?«, unterbrach Rath den Anrufer. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand nicht zur Sache kam. Und ihn zu Hause mit dienstlichen Belangen belästigte.
    »Der Fall Winter, wie ich schon sagte.« Der Anrufer räusperte sich, bevor er weitersprach. »Herr Kommissar, Sie suchen den Falschen.«
    »Krempin, sind Sie das?«
    Es dauerte einen Moment, ehe die Antwort aus dem Hörer kam. »Sie müssen mir glauben, sonst hat es überhaupt keinen Zweck, dass ich weiterspreche.«
    »Es ist gut, dass Sie mich anrufen. Sie sind ein wichtiger Zeuge.« »Erzählen Sie keinen Quatsch! Ich bin kein Zeuge, ich bin Ihr Hauptverdächtiger. «
    Blöd war der Mann nicht. Rath hielt den Hörer in der Hand und überlegte fieberhaft, wie er Krempin einwickeln könnte. Erst einmal hinhalten.
    »Also«, fuhr Krempin fort, »glauben Sie mir?«
    »Wie soll ich das wissen, bevor ich weiß, was Sie mir überhaupt erzählen wollen?«
    »Es geht darum, ob Sie mir vertrauen. Und ob ich Ihnen vertrauen kann.«
    »Ich kann Ihnen nur eines versprechen: Wenn Sie unschuldig sind, haben Sie nichts zu befürchten. Dann werde ich mich mit aller Macht für Sie einsetzen.«
    Krempin wartete einen Moment, bevor er weitersprach.
    »Ich habe Betty Winter nicht umgebracht, das ist das Wichtigste.
    Das müssen Sie mir glauben! Das sind alles dumme Zufälle, niemand wollte, dass sie stirbt!«
    »Warum sind Sie dann nach dem Unfall aus dem Atelier verschwunden?«
    »Das stimmt eben nicht! Ich bin nicht nach dem Unfall gegangen, sondern vor dem Unfall. Als es passierte, da saß ich doch schon seit Stunden zu Hause.«
    »Und woher wissen Sie dann, wann es passiert ist?«
    »Aus der Zeitung, woher denn sonst? Was meinen Sie, woher ich weiß, dass Sie derjenige sind, der mich jagt? Woher ich überhaupt weiß, dass ich gejagt werde?«
    »Wundem Sie sich, dass wir Sie suchen? Weil wir

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