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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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auch so schnell wie möglich ins Kino bringen. Bevor die Montana mit ihrer Zeusgeschichte rauskommt ... «
    »Vom Blitz getroffen? Das ist eine Zeusgeschichte?«
    Krieg nickte. »Nach allem, was man hört. Ist vom selben Autor.
    Sind zwar zwei verschiedene Geschichten, aber mit ein und derselben Grundidee. Und da gilt mehr noch als sonst: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
    »Oder: Den Letzten beißen die Hunde.«
    Krieg nickte. »Als das mit Betty passiert ist, hab ich zuerst gedacht, jetzt ist alles aus, du kannst dir eine neue Stelle suchen. Aber die fehlenden Szenen hat Dressler einfach mit Eva gedreht, ich hab die Muster noch nicht gesehen, aber es war gespenstisch, wie echt sie wirkte, sogar Bettys Stimme konnte sie nachahmen. Für den armen Victor muss es nicht einfach gewesen sein, aber er ist Schauspieler und weiß seine Rolle zu spielen, ganz gleich, wie er sich fühlt.«
    »Meisner hat schon wieder gedreht?« »Gestern.«
    »Und wo ist er heute?«
    »Alles im Kasten, der Chef hat ihm freigegeben. Muss er nicht ins Präsidium? Hab so was gehört.«
    Rath nickte. Weder Bellmann noch Oppenberg hatten ihm die ganze Wahrheit gesagt über ihren Konkurrenzkampf. Und Victor Meisner? Der war heute fällig! Wer drehen kann, der kann auch aussagen!
    »Gut«, sagte er zu dem Bühnentechniker, »dann zeigen Sie mir doch mal, wo Sie den Draht gefunden haben.«
    Sie mussten wieder nach oben. Max Krieg war deutlich schwerer als der schmächtige Oberbeleuchter, entsprechend wackelten die Beleuchtungsbrücken. Der Bühnentechniker ging in die Hocke und zeigte ihm eine Stelle im Gitterrost. »Hier ungefähr hing das Ende fest. War kaum zu erkennen - außer wenn man auf allen vieren hier entlangkrabbelte. «
    »Und wie haben Sie es gefunden?«
    »Ganz einfach: Als wir gestern Morgen mit Victor und Eva drehten, klemmte der Effekthebel, und der Donner wurde nicht ausgelöst. Da ist uns erst eingefallen, dass er schon bei Bettys letzter Szene nicht funktioniert hat. Ich hab mir die Donnermaschine angeschaut, der Draht fehlte, also habe ich ihn vom Hebel aus verfolgt bis an diese Stelle. Da hing er.«
    Sie standen nicht weit entfernt von der Stelle, wo sich der Fluter verabschiedet hatte.
    »Wie kam der Draht hierhin?«
    Der Bühnentechniker zuckte mit den Schultern. »Wird ge- klemmt haben und hat sich dann losgerissen. So ein Draht unter Spannung, wenn der reißt, der fliegt ganz schön weit. Hing noch ein kleiner Splint dran, an dem hatte er sich wohl verhakt.«
    »Das heißt, normalerweise führt der Draht nicht über dieses Laufgitter?«
    »Nein. Ein paar Meter weiter, der Steg parallel zu diesem. Könnense nicht sehen, wegen der Tücher. Da steht die Donnermaschine.«
    Rath untersuchte den Metallrost, auf dem sie hockten. Plötzlich stutzte er. »Und warum sind dann auf diesem Steg auch Ösen angebracht?«
    Rath zeigte auf die Stelle. Außen an der Beleuchtungsbrücke waren Ösen befestigt, durch ganz ähnliche wurde der Effektdraht an der Wand nach oben geführt.
    Der Bühnentechniker guckte erstaunt. »Scheiße«, sagte er. »Das sehe ich jetzt erst!«
    Sie suchten weiter und fanden an einer Ecke sogar eine Umlenktolle. Die Reihe der Ösen führte bis zu der Stelle, wo der Fluter vor drei Tagen eine Lücke in die Scheinwerferbatterie gerissen hatte.
    »Ich verstehe nicht viel von Technik«, sagte Rath, »aber kann es sein ... «
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen«, meinte Krieg. »J a. Der Scheinwerfer kam in dem Moment runter, als es eigentlich donnern sollte.«
    »Und wer stand am Hebel?«
    Der Techniker schaute so geknickt, wie ein Mann seiner Statur nur dreinschauen konnte.
    »Ich fürchte«, sagte er, »das war ich.«

Kapitel 18
    Das Freizeichen tutete bereits in der Leitung, als Rath bewusst wurde, dass er Gräf heute Morgen im Stich gelassen hatte.
    Zu spät.
    »Schön, dass du dich mal meldest«, hörte er den Kriminalsekretär. »Wolltest du uns heute nicht beim Papierkram helfen?«
    »Tut mit leid, läuft alles etwas anders als geplant, du musst ... « »Gereon«, zischte Gräf in den Hörer, »bist du verrückt geworden?
    Wo treibst du dich rum? Hier ist die Hölle lost«
    Rath konnte sich die Stimmung am Alex lebhaft vorstellen. »Ich hatte heute Morgen so eine Idee«, sagte er, »und bin noch mal nach Marienfelde rausgefahren, ins Atelier.«
    »Und da hattest du keine Zeit, vorher ins Präsidium zu kommen und deine Ideen mit uns zu teilen? Böhm ist außer sich. Gleich ist eine Besprechung im Fall Winter

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