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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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anberaumt, und du bist unauffindbar. Der Fall gehört dir nicht mehr, er hat die Leitung übernommen, wir sind jetzt einfach ein Teil seiner Ermittlungsgruppe. Zurück ins Glied, lautet der Befehl. Nur dass dieser Befehl dich noch nicht erreicht hat.«
    »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
    »Und wie man sich bettet, so schallt es heraus. Lass die Sprichwörter.«
    »Wir sind schon so weit gekommen, und dann nimmt Böhm uns alles wieder weg? Findest du das etwa richtig?«
    »Es geht nicht darum, was ich richtig finde. Ich bin Kriminalsekretär, und Böhm ist Oberkommissar. Und du nur Kommissar.« »Danke, ich kenne die Hierarchien.«
    »Dann handle auch danach.«
    »Ein Kriminalsekretär gibt einem Kriminalkommissar Befehle?
    Was hat denn das mit Hierarchie zu tun?«
    »Keine Witze, Gereon, die Sache ist ernst. So viele Freunde hast du nicht in der Burg, da ist es nicht gerade hilfreich, wenn du auch noch einen Kollegen zusammenschlägst. Da solltest du dich erst recht mal blicken lassen.«
    »Macht die Geschichte auch schon die Runde?« »Was glaubst denn du?«
    »Zusammenschlagen ist ein wenig übertrieben. Ich habe ihm ein paar verpasst, das war's schon. Und Brenner hat förmlich darum gebettelt.«
    »Ich mag dieses Arschloch genauso wenig wie du. Aber schlagen geht zu weit. Und dann noch vor Zeugen! Hier kursieren die schlimmsten Geschichten!«
    »Verbreitet Czerwinski etwa die Geschichten, von denen du da sprichst? Dabei habe ich ihm und Henning gestern noch einen Gefallen getan!«
    »Nein, der Dicke nimmt dich eher noch in Schutz. Obwohl er mit Brenner auch ganz gut befreundet ist.«
    »Versucht halt, sich mit jedem gutzustellen, der im Dienstrang über ihm steht. Und das sind eine ganze Menge.«
    »Mach dich nicht über ihn lustig, du hast ihn in eine beschissene Situation gebracht! Warum gibst du Brenner solch eine Vorlage? Das Arschloch hat doch immer schon bei Böhm gegen uns intrigiert. Nun kann er überall rumerzählen, was für ein brutaler Kerl du bist.«
    Auf das Warum fiel Rath auch keine Antwort ein. Zumindest keine, die er Gräf hätte mitteilen können.
    »Gereon, du musst dich bald hier blicken lassen, du kannst nicht ewig davonlaufen! Das sieht nicht gut aus.«
    »Wer läuft denn weg? Ich ermittle.«
    »Du bist kein Privatdetektiv! Wir sind eine Behörde, die nennt sich Kriminalpolizei. Darf ich dich daran erinnern? Da ist jeder von uns nur ein kleines Rädchen im Getriebe, wir arbeiten alle zusammen, und die mit den höchsten Dienstgraden haben am meisten zu sagen.«
    »Ist das so?«
    »Gereon, du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Wenn du nicht bald hier erscheinst, reißt Böhm dir den Kopf ab. In zehn Minuten beginnt die Dienstbesprechung. Was soll ich ihm dann sagen, wo du dich rumtreibst?«
    »Ganz einfach: Du hast keine Ahnung. Aber du kannst ihm sagen, dass wir das ED noch einmal hier in Marienfelde brauchen.«
    »Wenn ich das ED alarmiere, wird sich nicht verhindern lassen, dass Böhm mit rausfährt.«
    »Soll er ruhig. Hauptsache, du bist auch mit von der Partie. Du weißt wenigstens, um was es geht.«
    »Um elf kommt Victor Meisner. Hat eben angerufen und den Termin bestätigt. Das heißt, eigentlich wollte er sich drücken, aber ich hab mich stur gestellt.«
    »Das sind noch über zwei Stunden. Überlass den mir.«
    »Du wartest also nicht im Atelier auf mich?«
    »Du wolltest doch, dass ich ins Präsidium komme.«
    »Langsam habe ich den Eindruck, du gehst mir aus dem Weg.« »Nimm es nicht persönlich.«
    Rath erklärte dem Kriminalsekretär kurz, was er auf der Beleuchtungsbrücke gefunden hatte. Von Krempins Anruf erzählte er nichts.
    Heinrich Bellmann machte ein schiefes Gesicht, als er erfuhr, dass die Polizei sein Atelier gleich wieder für mehrere Stunden lahm legen würde.
    »Sie werden's schon verkraften«, meinte Rath. »Sie sind doch schnell. Ihren Kameramann muss ich sowieso für ein Stündchen entführen.«
    Zwanzig Minuten später stand Rath mit Harald Winkler und Ja Dressler vor einem niedrigen Tresen im Kopierwerk Tempelhof und wartete. Der Regisseur hatte sich ihnen angeschlossen, um sich »gleich die übrigen Muster anzuschauen«, wie er Bellmann gesagt hatte. Beide, der Kameramann und der Regisseur, schienen froh darüber zu sein, Bellmanns schlechter Laune für eine Weile entkommen zu können.
    Auf der kurzen Fahrt nach Tempelhof hatten sie kaum gesprochen, und auch jetzt schauten die drei Männer schweigend auf die Tür, in der ein

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