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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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gewaltsamen Tod und vor allem ohne das Pressespektakel, das Bellmann um diesen Tod inszeniert hatte, wäre die Nachfrage sicher nicht so überwältigend, dachte Rath, behielt seine Gedanken aber für sich.
    »Dank Eva Kröger schlagen Sie also gleich drei Fliegen mit einer Klappe«, sagte er stattdessen.
    »Wie meinen?«
    »Na, wenn sie als Betty-Double durchgeht, dann können Sie doch künftig alle Originalversionen mit ihr drehen. Und die englischen noch dazu.«
    »In der Tat«, sagte Bellmann ein wenig pikiert. »Mehrsprachigkeit ist eine der vielen Vorzüge, die Eva mit sich bringt.«
    »Und wahrscheinlich bekommt sie als Debütantin auch noch weniger Gage als die große Winter. Da haben Sie ja wirklich ein gutes Geschäft gemacht!«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen mit Ihren Unverschämtheiten, Herr Kommissar«, sagte Bellmann, der bei Raths letzten Worten rot angelaufen war. Seine Stimme klang ein wenig gepresst, so als traue er sich nicht, seiner Wut ein Ventil zu geben.
    »Aber wenn Sie mir hier irgendetwas unterstellen wollen, sollten Sie sich in Acht nehmen. Ich habe gute Anwälte.«
    Daran hegte Rath keinerlei Zweifel. Er zuckte mit den Schultern und schaute unschuldig. »Niemand möchte Ihnen etwas unterstellen. Es geht mir allein um Tatsachen. Sollte ich die Höhe der Gage falsch eingeschätzt haben, können Sie mir die Verträge gerne zeigen.«
    »Bevor Sie in meiner Firma herumschnüffeln, sollten Sie sich lieber mal den Laden von Oppenberg anschauen!« Nun hielt Bellmann seine Wut nicht länger im Zaum. »Dieser Jude kann unbehelligt Saboteure und Mörder bei mir einschleusen, während ich mich von Ihnen wie ein Verbrecher behandeln lassen muss!«
    »Gehören Sie zu den Leuten, die es schon als Verbrechen betrachten, wenn jemand Jude ist?«
    »Lenken Sie nicht vom Thema ab! Sie stellen mich an den Pranger, mich, den Geschädigten, und die eigentlichen Verbrecher lassen Sie unbehelligt, darum geht es! Auch Sie haben Vorgesetzte, Herr Rath! Ich lasse nicht alles mit mir machen! Sie sollten erkennen, wo Ihre Grenze ist!«
    »Ich gehe immer an meine Grenzen. Und manchmal darüber hinaus.«
    Rath schaute Bellmann direkt in die Augen. Er hatte es geschafft, ihn aus der Reserve zu locken. Dummerweise wurden sie gestört.
    »Sie wollen mich sprechen, Herr Kommissar?«
    Lüdenbach, der Oberbeleuchter, stand wie aus dem Boden gewachsen neben ihnen und schielte ein wenig irritiert auf seinen Chef, der den Kommissar anfunkelte wie ein zum Angriff bereiter Kampfhund. Man konnte sehen, wie Bellmann irgendwo in seinem Kopf einen Schalter umlegte, um sich wieder in den Griff zu bekommen.
    »Gut, Herr Kommissar, ich gebe Ihnen eine halbe Stunde«, sagte er. »Wenn Sie die Dreharbeiten länger unterbrechen, werde ich mich bei Ihren Vorgesetzten erkundigen, ob Sie hier nicht Ihre Kompetenzen überschreiten. Ich frage mich, nach was Sie bei uns überhaupt noch suchen.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Herr Bellmann«, sagte Rath und lächelte freundlich, »und haben Sie vielen Dank, ich weiß Ihre Kooperation zu schätzen. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen, ich möchte allein mit Herrn Lüdenbach sprechen.«
    Rath nahm den schmächtigen Oberbeleuchter bei der Schulter und entfernte sich mit ihm. Bellmann blickte ihnen beleidigt nach und rauschte schließlich ab. Wahrscheinlich um seinen Anwalt anzurufen.
    »Sie haben die Beleuchtungsanlage wieder in Ordnung gebracht, sehe ich«, sagte Rath. »Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen?«
    Der Beleuchter zog die Schultern hoch. »Wie meinen Sie das?« »Nun, fehlte außer den Gewindebolzen noch irgendein Teil?
    Oder war ein Teil an einem Platz, an den es nicht gehörte? Eine Stange, ein Draht, was weiß ich, irgendetwas Verdächtiges ... « »Ein Draht?«
    » Ja?«
    »Also, nicht direkt an den Scheinwerfern, aber oben im Laufgitter hing so was. Ein dünner Draht, kaum zu sehen. Ist erst aufgefallen, als die Kollegen unten gestern den Effekthebel kontrolliert haben. Der Draht hätte nämlich eigentlich die Donnermaschine auslösen sollen, aber irgendwie hat er sich wohl losgerissen, hatte sich wahrscheinlich irgendwo verhakt und unter Spannung gestanden und hat sich dann bis oben in die Beleuchtungsbrücken katapultiert. Kann mir nicht erklären, wie er sonst dahingekommen sein soll.«
    Rath horchte auf.
    »Können Sie mir das bitte mal zeigen, diesen Schalter? Und diesen Draht?«
    »Meinen Sie ... « Lüdenbach schüttelte den Kopf. »Nein, nein!
    Selbst

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