Der stumme Tod
Winter auf Zelluloid.«
»Die haben das gefilmt!?«
»Die Sache ist während der Dreharbeiten passiert.« »Nun erzähl schon.«
» Wir machen es wie immer. Ich sage dir alles, was ich weiß, aber du wartest mit der Veröffentlichung, bis ich dir grünes Licht gebe.« »Damit lässt sich leben.«
»Und du achtest darauf, dass mein Name an den richtigen Stellen fällt und ich dennoch nicht wie derjenige wirke, der dir alles verraten hat ... «
»Ich mache das nicht zum ersten Mal.«
Sie waren inzwischen am Wassertorplatz angekommen. Rath parkte den Buick direkt vor dem Nassen Dreieck.
»Lust auf ein Bier?«, fragte er.
Weinert nickte, und kurz darauf saßen sie am Tresen. Um diese Zeit waren sie die einzigen Gäste im Dreieck, und Rath vermutete, dass er es seinem Stammgastbonus zu verdanken hatte, dass Schorsch, der Wirt, sie überhaupt bediente. Er hatte nicht mal alle Stühle runtergestellt, und der Ofen schien auch noch nicht lange zu heizen. Glücklicherweise war die Gaststube nicht besonders groß, es wurde schnell warm.
Rath hatte sein Gepäck schon aus dem Auto geholt, Schreibmaschine, Filmrollen und Drehbuch hatte er nacheinander auf den Tresen gepackt. Schorsch war das nur einen kurzen Seitenblick wert, dann hatte er ohne zu fragen zwei Bier und zwei Kurze vor seine frühen Gäste gestellt und weiter Gläser poliert.
Die Männer prosteten sich zu, kippten die Kurzen hinunter und spülten mit Bier nach.
»Witziger Laden«, meinte Weinert, »bist du öfters hier?«
Rath nickte. »Seit ich umgezogen bin. Wusstest du übrigens, dass Zille regelmäßig hierhingekommen ist?«
»Na, jetzt wohl nicht mehr.« Weinert hob das Bierglas. »Friede seiner Asche.«
»Kennst du einen Joumalisten namens Fink?«, fragte Rath. »Von der B.Z. am Mittag?«
»Wollte der dich anzapfen?« Weinert schüttelte den Kopf. »Vorsicht, Vorsicht, sage ich dir. Solche Vereinbarungen wie mit mir kannst du mit dem nicht treffen. Ein ganz harter Hund. Sensation geht dem vor Wahrheit.«
»Ich dachte, das ist der Wahlspruch aller Journalisten.«
Weinert lachte. »Du solltest deine Meinung über unseren Berufsstand ein wenig revidieren. Außer bei Stefan Fink vielleicht. Also, dann: Wer hat Betty Winter auf dem Gewissen?«
»So weit bin ich leider noch nicht. Aber es gibt eine ganze Menge Neuigkeiten. Schau mal, was du daraus machst.«
Und Rath erzählte Weinert all die Dinge, die er morgen Böhm in schriftlicher Form auf den Schreibtisch legen wollte. Nur die Anrufe Felix Krempins unterschlug er. Aber die wollte er ohnehin niemandem auf die Nase binden, auch nicht den Kollegen in der Burg.
Weinert hörte aufmerksam zu.
»Und was willst du mit dem Drehbuch hier?«, fragte er.
»Hier steht drin, wann und in welchen Szenen der Donnereffekt ausgelöst werden soll. Der Mörder hat das Drehbuch gekannt und bewusst eine Szene gewählt, in der die Winter unter dem Scheinwerfer stand.«
Weinert nahm das Drehbuch in die Hand und schaute es nachdenklich an. »Ein unschuldiges Drehbuch als Zeitplan für einen Mörder?«
»Den Zeitplan dürfte wohl eher der Drehplan vorgegeben haben.
Aber im Grunde hast du recht.«
Der Journalist stutzte, als er den Namen auf der Titelseite las. »Ein Skript von Heyer«, sagte er und nickte anerkennend. »Der ist nicht der Schlechteste.«
»Du kennst ihn?«
»Willi Heyer war früher auch Journalist. Wir haben uns mal getroffen, ich brauchte ein paar handwerkliche Tipps für meinen ersten Film.«
»Du schreibst Drehbücher?«
»Der Mensch muss sehen, wo er bleibt. Verkauft habe ich noch keins. Aber ein paar liegen auf Produzentenschreibtischen und harren der Entdeckung. Das Problem ist: Wenn du keinen Namen hast, liest kein Schwein dein Buch, und einen Namen hast du erst, wenn deine Bücher es auf die Leinwand geschafft haben. Schwer, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.«
»Ich könnte dich mit ein paar Produzenten bekannt machen«, meinte Rath.
»Im Ernst?«
»Bellmann ist nicht so gut auf mich zu sprechen, aber bei Manfred Oppenberg könnte ich vielleicht etwas erreichen. Und wenn Oppenberg dich will, ist Bellmann wahrscheinlich auch scharf auf dich.«
»Hört sich gut an«, meinte Weinert.
»Wenn du mich im Gegenzug mit diesem Heyer bekannt machen könntest?«
»Meinst du, er schreibt Drehbücher, nach denen man morden kann, oder warum?«
»Das wohl ohne Absicht. Nein, er könnte mir vielleicht etwas über die Hintergründe der Rivalität von Bellmann und Oppenberg verraten, hoffe
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