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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Kamera sind sie abgebrüht, und im richtigen Leben brechen sie zusammen.
    An der Wand hing ein Telefon, und Rath ließ sich mit Erika Voss verbinden. Sie hatte dieselbe Platte aufgelegt wie Gräf.
    »Herr Kommissar, ein Segen, dass Sie anrufen! Wo sind Sie denn? Oberkommissar Böhm hat schon hundertmal nach Ihnen fragen lass ... «
    »Erika, seien Sie doch so nett und bringen Sie die Akte Winter
    bis heute Nachmittag auf den neuesten Stand, ich möchte ... « »Die Akte ist bei Böhm. Herr Kommissar, ich ... «
    »Dann holen Sie die Akte zurück.«
    »Oberkommissar Böhm leitet jetzt die Ermittlungen, Herr Kommissar! Sie sollten dringend ins Präsidium kommen. Kriminalrat Gennat ließ auch schon nach Ihnen fragen, Fräulein Steiner war sogar persönlich hier und ... «
    »Hallo? Hallo?« »Herr Kommissar?«
    »Was sagen Sie? Die Verbindung ist so schlecht. Verstehen Sie mich noch? Hallo?«
    Rath hämmerte mehrmals mit dem Zeigefinger auf die Gabel und hängte ein.
    Die Geier kreisten schon über ihm, wie es aussah, und sie zogen immer engere Kreise. Im Büro konnte er sich vorerst nicht blicken lassen, Schreibmaschine hin oder her. Nur eine Frage der Zeit, bis herauskam, wer Vernehmungsraum B bis dreizehn Uhr belegt hatte.
    Rath packte seine Sachen zusammen und beschloss, alle weiteren Überlegungen gleich bei Aschinger anzustellen. Aber in der Leipziger Straße. Da war das Risiko, auf einen Kollegen zu treffen, deutlich geringer als in der Aschinger-Filiale am Alex.
    In den Gängen war er keinem Bekannten begegnet, im Lichthof wäre er tatsächlich beinahe noch mit Brenner zusammengerasselt, konnte sich aber noch rechtzeitig hinter ein Einsatzfahrzeug ducken. Ausgerechnet Brenner! Ein paar Schupos, die er nicht kannte, schauten neugierig zu ihm herüber, und Rath machte beschwichtigende Handzeichen. Brenner humpelte und trug einen Arm in der Schlinge, obwohl Rath sich nicht erinnern konnte, dem Mann irgendetwas gebrochen zu haben. Er war jetzt schon gespannt auf die Atteste, die der dicke Kommissar gegen ihn ins Feld führen würde. Brenner war einer der Kollegen, die gerne mal krankfeierten, was auf einen besonders umgänglichen Arzt schließen ließ. Rath wartete, bis Brenner im Treppenhaus verschwunden war, ging dann auf dem kürzesten Weg hinaus auf die Straße, stieg in sein Auto und fuhr los.
    Das Aschinger-Publikum in der Leipziger Straße war ein anderes als das am Alex. Keine Kleinkriminellen, keine Polizisten. Überwiegend Büroangestellte, ein paar Journalisten aus dem nahen Zeitungsviertel, ansonsten Einkaufsbummler, die zwischen zwei Geschäften eine Pause eingelegt hatten. Rath fühlte sich in dieser Gesellschaft, in der ihn unter Garantie niemand kannte, gleich wohler, er bestellte eine Gulaschsuppe und blätterte im Drehbuch. Der Donnereffekt tauchte rund ein Dutzend Mal auf, Rath verglich die Bildnummern mit dem Drehplan: Alle Donnerszenen waren schon abgedreht, bei keiner hatte es einen Zwischenfall gegeben. Außer bei der letzten.
    »Guten Appetit«, sagte jemand, »sind Sie nicht Kommissar Rath?«
    Rath schaute auf. An seinem Tisch stand ein kleinwüchsiger Mann, der aussah wie einer, der flink mit dem Messer umgehen kann. Das war zwar höchstwahrscheinlich nicht der Fall, denn es war kein Ganove und auch kein Kollege, aber gefährlich wirkte er gleichwohl. Instinktiv war Rath auf der Hut.
    »Wer möchte das wissen?«
    Der Kleine legte eine Visitenkarte neben die Suppentasse. »Fink, B.Z. am Mittag. Sie erlauben?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zog der Mann einen Stuhl heran und setzte sich. Rath löffelte unbeirrt seine Suppe weiter. Jetzt wusste er wenigstens wieder, woher er den Mann kannte: einer von denen, die ihn bei Bellmanns Pressekonferenz mit Fragen gelöchert hatten.
    »Ich wundere mich«, sagte Fink, »dass es im Fall Winter überhaupt keine Neuigkeiten gibt. Hat sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um Sabotage handelt? Ihre Kollegen sind ziemlich zugeknöpft, man hat mich an einen Kommissar Böhm verwiesen, aber der hat mich nur angeschnauzt.«
    "Oberkommissar«, verbesserte Rath und wischte die letzten Suppenreste mit einer halben Schrippe auf.
    »Und der leitet die Ermittlungen?«
    Rath zuckte die Achseln. »Einer trägt immer die Verantwortung«, sagte er, »und die anderen machen die Arbeit.«
    »Wusste ich doch, dass ich bei Ihnen richtig bin!« Fink schien sich aufrichtig zu freuen. »Sie lassen nach einem Mann fahnden«, sagte er, »wissen Sie also schon, wer der Mörder

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