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Der Stundenzaehler

Der Stundenzaehler

Titel: Der Stundenzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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umklammerten.
    Das konnte wohl nur ein Traum sein.
    Ein unbekannter Raum? Ein alter Typ im Bademantel, der auf dem Boden schlief?
    Sie fühlte sich gut, nicht einmal benommen vom Alkohol, und seltsam leicht und frei, wie man sich in Träumen vom Fliegen fühlt.
    Sarah stand auf und sah sich um.
    Moment mal …
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. Spürte den Boden nicht.
    Moment mal …
    Wo war die Garage?
    Das Auto?
    Der Song?
    Plötzlich erinnerte sie sich an die Dunkelheit, die sich auf sie gesenkt hatte, so erdrückend, dass sie sterben wollte.
    Aber war sie nun tatsächlich tot?
    Und wo war sie gelandet?
    Sarah verließ das Lagerhaus, ging einen Korridor entlang, blickte in einen anderen, kleineren Raum. Schrak entsetzt zurück. Dort standen vier Männer um eine große Wanne herum – aber niemand bewegte sich. Und alles war vollkommen still. Sarah kam sich plötzlich vor wie in einem Zombie-Alptraum und lief rasch zurück in die Halle, in der sie erwacht war. Wo der alte Typ inzwischen aufgestanden war und umherwanderte.
    Â»Wer sind Sie?«, kreischte Sarah.
    Er starrte sie aufgebracht an.
    Â»Und wer bist du?«, fauchte er. »Wie bist du hier reingekommen?«
    Sarah hatte nicht mit einer Antwort gerechnet – und schon gar nicht mit einer erbosten. Ihr wurde angst und bange.
    Wenn das nun gar kein Traum war?
    Was hatte sie getan?
    Neben einer Laderampe entdeckte sie eine Tür, die offen stand. Panisch rannte Sarah hinaus in die Winternacht.
    Auf der Straße stand ein Auto. Die Scheinwerfer waren eingeschaltet, aber es bewegte sich nicht. Die Tankstelle in der Nähe schien geöffnet zu haben, aber der Mann an der Zapfsäule hielt den Tankstutzen hoch wie ein Wachmann sein Gewehr und rührte sich nicht. Doch am verwirrendsten waren die Schneeflocken: Sie hingen reglos in der Luft, und als Sarah sie berührte, spürte sie rein gar nichts.
    Sie sank zu Boden und rollte sich ein, hielt sich die Augen zu, versuchte zu begreifen, ob sie lebendig oder tot war.

66
    Victor fragte sich, ob er in einem Zwischenreich gelandet war.
    Er kannte Schilderungen von Nahtoderlebnissen. Vielleicht durchlief man so etwas, wenn man sich lebendig einfrieren ließ. Der Körper leblos, aber die Seele wanderte umher. Kein Rollstuhl? Keine Krücken? Es fühlte sich durchaus nicht schlecht an, Fleisch und Knochen losgeworden zu sein, bis die Wissenschaft zum zweiten Akt aufrufen würde.
    Doch zweierlei passte nicht ins Bild:
    Er befand sich spürbar noch in seinem Körper.
    Und was hatte es mit diesem Mädchen auf sich?
    Sie trug ein grünes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose und kam ihm nicht im Entferntesten bekannt vor.
    Vielleicht eine sonderbare Assoziation?
    Eines dieser Gesichter, die man im Traum sieht, aber nicht zuordnen kann?
    Jetzt war das Mädchen jedenfalls verschwunden. Victor ging an den mit Flüssigstickstoff gefüllten Behältern vorbei und überlegte, ob er vielleicht bereits in einem davon lag.
    Das mochte eine Erklärung sein.
    Sein Körper befand sich in dem Behälter, aber seine Seele war noch draußen.
    Und wie verging die Zeit anderswo, wenn sie hier stehen blieb?
    Victor versuchte die Behälter zu berühren, spürte aber nichts. Als er eine Leiter anfasste, konnte er sie nicht greifen. Offenbar konnte er nichts von all dem fühlen, was er sah. Als versuche man sein eigenes Spiegelbild anzufassen.
    Â»Was ist das für ein Ort?«
    Victor fuhr herum.
    Das Mädchen war zurückgekehrt. Schlang die Arme um sich, als sei ihr kalt.
    Â»Wieso bin ich hier?« Sie zitterte am ganzen Körper. »Und wer sind Sie ?«
    Nun war Victor ratlos. Wenn es sich um rein seelische Vorgänge handelte, ließ sich diese andere Person, die auch hier war und Fragen stellte, kaum erklären.
    Es sei denn …
    Es sei denn, sie war auch eingefroren worden und befand sich in einem dieser Behälter?
    Â»Was ist das für ein Ort?«, wiederholte das Mädchen.
    Â»Das weißt du nicht?«
    Â»Ich war noch nie hier.«
    Â»Das ist ein Labor.«
    Â»Wofür?«
    Â»Zur Lagerung von Menschen.«
    Â»Lagerung …?«
    Â»Sie werden hier eingefroren.«
    Das Mädchen riss entsetzt die Augen auf und wich zurück. »Ich will nicht … ich will nicht …«
    Â»Es geht hier nicht um dich«, stellte Victor klar.
    Er trat erneut zu einem der Behälter und versuchte ihn zu

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