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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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bemerkt?«
    »Er trat ziemlich fest auf. Die Bude dröhnte unter seinen Schritten. Und er bezahlte mit Kreditkarte – sag mal, heißt das nicht, dass ihr ihn leicht finden könnt?«
    »Mal sehen. Du kommst jetzt mit, Ronny, hinüber ins Polizeigebäude, fürs Protokoll. «
    Pelle winkte die Kellnerin herbei und zahlte, für sich. Ronny war für seinen eigenen Cappuccino verantwortlich.
    Sie gingen zu Fuß bis zu dem großen roten Klinkerbau auf dem ehemaligen Kasernengelände am anderen Ende von Östra Storgatan, in dem das Polizeipräsidium für den Nordosten Schonens untergebracht war. Kaum hatten sie in Pelles Büro ihre Jacken abgelegt, als zwei Kollegen eintraten.
    »Habt ihr etwas Neues?«, fragte Pelle die Polizisten.
    »Leider nein.«
    »Ich aber. Schaut euch den an.« Pelle zeigte auf Ronny.
    »Nun erzähl mal das Ganze, von vorn.«
    Als Ronny seine Geschichte beendet hatte, seufzte der Ältere der beiden, drehte die Augen nach oben und wandte sich dann dem Journalisten zu:
    »Hör mal. Du magst dich ja für einen schlauen Kerl halten. Aber ich sage dir jetzt einmal, was du bist: Du bist ein altes Aas, ein elender Besserwisser. Wir haben in der Scheune das Unterste zu oberst gekehrt, auf dem ganzen Hof, wir haben tiefe Löcher gegraben und tagelang gearbeitet, wir haben geschuftet, bis wir umfielen – und da läufst du herum, machst ein pfiffiges Gesicht und lässt uns im Dunkeln tappen. Wir wären um Tage weiter, wenn du geredet hättest. Falls es stimmt, was du da sagst, aber das nehme ich jetzt mal an.«

Dreizehn
    Fast zwei Wochen hatte das schöne Wetter angehalten. Die Anemonen waren verblüht, und die Birken hatten kleine hellgrüne Blätter bekommen. Das Gras war gewachsen, mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Schneller als das Gras aber waren die Nesseln gewesen. Bertil Cederblad kehrte mit bangen Gefühlen zum Hof zurück. Doch wenn er das Haus nicht endgültig im Gestrüpp untergehen lassen wollte, musste er jetzt etwas tun, mit oder ohne Beklemmungen. Er hatte einen schweren Rasenmäher gekauft, mit eigenem Antrieb, geeignet für unebenes Gelände und hohen Bewuchs. Mit knapper Not hatte er ihn, bei umgeklappter Rückenlehne, in den Gepäckraum seines Golfs wuchten können. Doch jetzt regnete es in Strömen. An Mähen war nicht zu denken. Als Bertil Cederblad in den Hof einbog, sah er, dass die weißblauen Bänder noch immer hingen, und noch immer leuchtete das Schild »avspärrat«, während das Wasser entlang der Scheunenwände in großen Pfützen gurgelte.
    Bertil Cederblad setzte einen Kaffee auf und rief seinen Nachbarn an.
    »Hast du Zeit?«
    »Eigentlich wollte ich gerade mit der Gülle hinaus. Die Tanks sind voll. Aber der Traktor ist kaputt. Die Anhängerkupplung ist gebrochen. Die neue kommt morgen. Und es soll ja weiterregnen. Ich komme dann gleich.«
    Bertil brauchte jetzt Gesellschaft. Und der Bauer, sein Großcousin, war bei ihm gewesen, nachdem er die Leiche gefunden hatte, er hatte neben ihm gestanden, als die Polizei gekommen war, er hatte ihn nicht verlassen, als der ganze Hof von einem Trupp Kriminalisten auf den Kopf gestellt wurde, zwei Tage lang. Was eine Familie ist, dachte Bertil, sieht auf dem Land doch ganz anders aus als in der Stadt. Es dauerte keine fünf Minuten, und der Bauer rumpelte in seinem Saab auf den Hof.
    »Hast du eigentlich Großvater noch gekannt?«
    »Klar, keiner hat hier so geschuftet wie er. Mein Vater sagte immer: Der will wieder Herr über das ganze Tal sein, so wie Urgroßvater. Aber die Kinder wollten ja alle weg. Dann ging der Hof an den Pächter. Das war nicht gut.«
    »Seltsam, denn er war ja nicht arm. Kennst du das Bild mit dem Elch, der auf einem Leiterwagen liegt? Meine Mutter hat mir einmal ein Fotoalbum mit Familienbildern gemacht. Das Bild mit dem Elch ist das schönste.«
    »Sicher. Dein Großvater ist darauf und mein Großvater und Urgroßvater auch. Das Bild muss aus den Zwanzigern sein«, sagte der Bauer.
    »Wie findest du eigentlich den Journalisten?«
    »Den von ›Skåneposten‹? Komisch, dass er Ronny heißt, wie ein Bauernjunge. Ich kannte seinen Vater, den alten Bo. Er war Lehrer in Osby. Alle kannten ihn. Der Sohn war lange fort. Er hat studiert, glaube ich, und war im Ausland, in Frankreich, glaube ich. Ein seltsamer Vogel, nicht wahr?«
    »Den Eindruck hatte ich auch. Es muss schwierig sein, hierher zurückzukehren, wenn man lange fort war.«
    »Hat wohl kein Glück gehabt.«
    »Manchmal ist es besser, zu Hause zu

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