Der Sturm
verkauft, an ein dänisches Paar mit einem kleinen Hund.«
»Und das ist kein Märchen aus deiner kommunistischen Vergangenheit?« Pelle Larsson klang höhnisch.
»Komm, lass das. Du kannst ja in der Gemeindeverwaltung anrufen, wenn du willst. Ich könnte um drei Uhr in Kristianstad sein.«
»Im Nostalgia Coffee House, in Östra Storgatan, ganz hinten? Der Laden ist was für Leute wie dich. Aber der Kaffee ist gut. Und er ist meistens nicht so voll.«
»Ist das nicht das Café mit den Filmbildern aus den fünfziger Jahren an den Wänden?«
»Kann sein. Nicht darauf geachtet.«
Ronny schrieb den Artikel über das dänische Paar, das sich betrogen fühlte, weil es unbedingt im Bunker wohnen wollte, die Gemeinde aber darauf bestand, dass der Betonbau nicht als Wohnraum deklariert sei. Er hatte sich auch darum gekümmert, dass die beiden mit ihrem kleinen weißen Terrier vor dem Bunker fotografiert wurden, mit ihrem Wohnmobil im Hintergrund. Ein süßes Tier, mit seinen schwarzen Knopfaugen, fand sogar Ronny. Dann setzte er sich in seinen Toyota, fuhr nach Kristianstad und war um ein paar Minuten vor drei im Nostalgia Coffee House. Pelle Larsson saß schon an einem Tisch unter dem Bild von Jean Gabin in der Rolle des Kommissars Maigret und rührte in einem Cappuccino. Ronny musste lachen, als er den dicken Polizisten aus Kristianstad unter diesem Plakat sah, aber Pelle verstand das Lachen falsch: Er hielt es offenbar für Verlegenheit.
»Du treibst dich ja viel herum.« Pelle begann das Gespräch, wie Ronny es von ihm kannte, mit einer kleinen Pöbelei.
»Wie kommst du darauf?«
»Dein Abenteuer mit dem Belgier, ist doch klar.«
»Ach so, hätte ich mir denken können. Habt ihr eigentlich eine Spur?«
»Vielleicht.«
»Also noch nichts Konkretes?«
»Warte ab. Wie geht es eigentlich deiner Mutter?« Pelle wendete das Gespräch unerwartet ins Persönliche.
»Besser, als man denkt. Sie wollte zuerst nicht ins Altenheim. Jetzt hat sie dort ihre halbe Schulklasse wiedergefunden. Es gibt sechsmal am Tag Kaffee, es wird vorgelesen, und einmal in der Woche kommt der Pfarrer mit der Gitarre vorbei. Sie hat sich vermutlich seit vielen Jahren nicht mehr so gut unterhalten, wie sie das jetzt im Altenheim tut. Im Augenblick trägt sie aber die rechte Hand in Gips, weil sie zu viel herumgeturnt ist.«
»Ich habe auch so eine Mutter. Sie hat Diabetes. Sie will aber nicht weg von zu Hause. Neulich hat sie eine Hand auf die glühende Kochplatte gelegt. Sie hat es nicht gemerkt. Jetzt will die Wunde nicht heilen.«
»Du hast ja Geschwister.«
Pelle nickte.
»Das macht es einfacher.«
»Nicht unbedingt.«
In das Schweigen hinein brachte die Kellnerin einen zweiten Cappuccino. Pelle Larsson nahm das Gespräch wieder auf.
»Zur Sache, Ronny.«
»Es geht um die Leiche in Visseltofta. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe den Mann schon einmal gesehen.«
»Als Leiche?«
»Nein«, Ronny wurde ein wenig ungehalten, »den lebenden Mann natürlich.«
»Und wo?«
»Ein paar Tage vorher, an einer Tankstelle auf der Reichsstraße 23 , hinter Älmhult, an der Abzweigung nach Ljungby. Du kennst diesen Schuppen, der so amerikanisch aussieht, wie ein alter Diner. Er nennt sich ›Moondance‹.«
Pelle Larsson schüttelte den Kopf: »Das ist Småland. Dafür sind die Kollegen aus Ljungby zuständig.«
»Es war nicht viel. Er tankte, ging bezahlen und nahm eine Cola mit. Seine Schuhe fielen mir auf. Und dass er ungeduldig war. Die Schuhe waren dieselben wie bei dem Toten in der Scheune.«
»Kannst du ihn beschreiben?«
»Ich habe ihn nur kurz gesehen. Nicht groß, nicht klein. Nicht dick, nicht dünn. Ein dichter Lockenkopf, blond oder nein, eher dunkelblond. So um die fünfzig, er könnte aber auch jünger gewesen sein. Und dann die Kleidung, wie bei der Leiche in Visseltofta, dunkelblaues Sakko, graue Hose, wie ein Geschäftsmann.«
»Ein Schwede?«
»Das konnte ich nicht hören. Aber das Auto habe ich gesehen, einen großen, dunkelblauen BMW , ziemlich neu. Bei der Nummer bin ich mir nicht so sicher, weil mir der Mann ja erst beim Bezahlen auffiel. Aber ich glaube, es war eine deutsche Nummer. Aber ich weiß es nicht wirklich.«
»Und warum erzählst du mir das erst jetzt?«
»Es ist mir erst später eingefallen.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Du kannst es ja bleibenlassen.« Ronny schwieg. »Mmh.«
»Bist du sicher?«
»Mmh.«
»Das mit dem Auto ist neu. Hast du sonst was
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