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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Johansson
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Magnus soll der Beste gewesen sein.«
    »Seit wir bei Wille waren, auf Ekeby Gård, frage ich mich, wofür er solche Kapazitäten braucht. Doch nicht, um eine Partei zu führen. Dafür reicht die Kapazität eines gewöhnlichen Notebooks aus.«
    »Es muss irgendeine Art von Geschäft sein, falls es nur das ist«, sagte Ronny.
    »Vielleicht stellt er seine Server anderen Organisationen zur Verfügung. So wie Wikileaks, die ja auch ihre Server in Stockholm stehen hatten, in einem ehemaligen Atombunker dreißig Meter unter Södermalm. Ich weiß gar nicht, ob Wikileaks nicht immer noch da ist. Wahrscheinlich haben sie gar kein Geld mehr. Und die ›Pirate Bay‹ – standen deren Server nicht auch zuerst irgendwo in Schweden, bis ein Schwarm von dezentralen Servern geschaffen wurde, so eine Art Rhizom?«
    »Die meisten solcher Organisationen lagern ja wohl ihre Daten auf möglichst vielen Servern, damit sie nicht von irgendwoher einfach abgeschaltet werden können. Vielleicht ist Willes Anlage ein Teil des Schwarms?«
    »Könnte durchaus sein. Das würde zumindest ihre Größe erklären. Und«, fragte Lorenz neugierig, »willst du jetzt herausbekommen, was da eigentlich los ist? Gehst du jetzt auch auf die Suche nach dem Notebook?«
    »Ich glaube nicht, dass ich so viel Ärger brauchen kann«, antwortete Ronny. »Ich wüsste auch nicht, warum. Es soll übrigens schlechtes Wetter geben.«
    Lorenz lachte.

Fünfunddreißig
    »Ich bin’s.« Seit Wochen, seit der Konferenz und dem völlig aus der Fassung geratenen Abendessen auf Ekeby Gård, hatte Ronny Gustavsson diesen Anruf erwartet. Er wusste genau, dass er kommen würde, und das hatte ihn gequält. Er wusste noch genau, wie Benigna Klint den jungen Mann aus dem Zeltlager angesehen hatte. Er hatte auch den Mann auf den Fotografien aus Asolo nicht vergessen. Jetzt bekam Ronny Herzklopfen. Der Schweiß brach ihm aus. Sie ruft nicht einfach so an, dachte er, sie ruft nie einfach so an. Sie will etwas.
    »Ja.«
    »Ronny, kannst du mal kommen? Wir haben uns zwar gesehen, bei Wille, aber lange nicht gesprochen. Gleich heute Abend?«
    »Ich habe viel zu tun.«
    »Kommst du?«
    »Ich habe wirklich sehr viel zu tun.«
    »Kommst du, bitte?«
    »Es ist sehr windig draußen. Und es soll noch schlechteres Wetter geben heute Abend, sogar Sturm.«
    »Ach, hör auf, seit wann redest du vom Wetter? Und die Vorhersagen werden immer hysterischer, das weißt du. Wenn es nach dem Wetterbericht ginge, wäre alle drei Tage Katastrophenalarm, und alle blieben zu Hause. Musst du morgen arbeiten?«
    »Am Samstag? Nein.«
    »Dann kannst du ja etwas trinken und hier schlafen. Ich richte dir eines der Gästezimmer her.«
    Benigna klang so freundlich, so warm und vertraut, dass Ronny die Enttäuschungen der vergangenen Monate, die tiefblauen Augen ihrer Tochter und den jungen Mann aus dem Zeltlager vergessen wollte. Besser nicht daran denken, sagte er sich, das hat jetzt nichts mit mir zu tun.
    »Gut, um sieben Uhr? Und – soll ich etwas mitbringen: Werkzeug, Software, Adapter?«
    »Nein«, lachte Benigna, »ich will mit dir reden, ernsthaft, es ist in der letzten Zeit so viel passiert. Ich kann ja niemandem vertrauen. Also komm um sechs. Wir sind Bauern, du weißt, und Bauern essen früh, gehen früh schlafen und stehen früh auf.«
    Als Ronny sich auf den Weg machte, eine Stunde vor der angegebenen Zeit, hatte der Wind stark zugenommen. Schon hatte er das restliche Laub aus den Kronen gefegt, die Äste bogen sich, die Straße lag voller kleiner Zweige. Ronny konnte nur langsam fahren. Immer wieder musste er eine Bö am Lenkrad auffangen. Es waren kaum Fahrzeuge unterwegs, ein paar Autos kamen ihm entgegen, ein Sattelzug brummte vorbei, der Baumstämme geladen hatte, ein einsamer Motorradfahrer, der zu schlingern schien. Tief jagten die Wolken über den Himmel. Als er das Auto auf dem freien Platz vor Benignas Haus parkte, schaute er, dass es frei in ausreichender Entfernung zum nächsten Baum stand. Benigna hörte ihn zunächst nicht, als er klopfte, und als sie endlich die schwere Eingangstür aufmachte, wurde sie ihr durch den Wind aus der Hand gerissen und knallte gegen die Wand.
    »Furchtbares Wetter«, sagte Ronny und drückte mit Mühe die Tür zu.
    »Es soll noch schlimmer werden«, sagte Benigna, »ich habe gerade Nachrichten gehört. Für Halland, Nordschonen und Småland gibt es eine Sturmwarnung. Sie sagen, man soll zu Hause bleiben. Aber das sagen sie ja immer.«
    »Dann war es ja

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