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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Blutung aufgehört zu haben. Benjamin hatte mit seinem Schal das Bein oberhalb der Wunde abgebunden. Er kauerte neben dem Hund auf dem Boden und hörte nicht auf, ihn zu streicheln. »Schafft er es?«, fragte er Chris. »Wo fühlt man denn bei so einem Hund den Puls?«
    Chris zuckte nur hilflos mit den Schultern.
    Endlich blinkte die Zahl Zwei an der Leuchtanzeige auf und knarrend kam die Kabine zum Stehen. Und wieder schien es ewig zu dauern, bis sich die Aufzugtüren öffneten.
    Als Chris den Lift verließ, traf ihn das Wüten des Sturms wie ein Schock. Er hatte fast vergessen, dass draußen der Wintersturm tobte. Irgendwie hatte er sich sogar eingebildet, das Wetter hätte sich beruhigt. Vielleicht war es auch der Fall, doch dort unten war es so totenstill gewesen, dass er jetzt jedes Geräusch umso deutlicher wahrnahm. Wie der Wind kreischte, wie die Äste der Bäume rasselnd gegeneinanderschlugen. Wie die Fensterläden klirrten und Dachziegel klapperten. Und das Schlimmste war, dass Chris nun wusste, dass dieses Gebäude ihnen keinen Schutz bot.
    Irgendwo lief jemand durch diese Gänge, der Ted erschossen hatte. Abgeknallt wie eine Ratte.
    Aber warum?
    Was war der Grund? Ted Baker war ein einfacher Wachmann aus Fields gewesen und – Chris’ Eindruck von ihm war eher erbärmlich und mitleiderregend gewesen. Umso brutaler erschien ihm das Ganze. Da ging jemand buchstäblich über Leichen. Und er musste hier im Gebäude sein. Jemand, der sich nicht beherrschen konnte, sich nicht in der Gewalt hatte. Und Chris war sich nun nicht mehr sicher, ob es nicht besser war, dort draußen herumzuirren als hier im Innern etwas oder besser jemandem ausgeliefert zu sein, dessen Identität er nicht kannte.
    Er trat durch die Glastür, hinter der der Flur mit dem Apartment 213 lag. Beruhigt registrierte er, dass die Tür geschlossen war.
    Er klopfte.
    Keine Reaktion.
    Er drückte den Türgriff nach unten und stellte fest, dass abgeschlossen war. Der Sturm heulte laut auf, als er jetzt mit der Faust gegen die Tür hämmerte. Shit! Die Mädchen hörten ihn bei dem ohrenbetäubenden Lärm nicht!
    »Mach auf, Julia! Ich bin’s, Chris!«, schrie er. »Mach die Tür auf!«
    Endlich hörte er, wie der Schlüssel sich drehte, und im nächsten Moment stand sie vor ihm.
    »Gott sei Dank! Du bist hier!«
    Er wollte sie in die Arme ziehen, doch sie entzog sich ihm. Ihr Gesicht war blass. »Wo warst du denn so lange? Ich bin fast verrückt geworden vor Angst! Ich dachte, dir sei etwas passiert!«
    »Es ist...«
    Julias Blick ging über seine Schulter und dann erstarrte sie. »Was ist los? Was ist mit Ike?«
    Er wandte sich um.
    Benjamin hatte es geschafft, Ike auf den Flur bis zur Glastür zu schleppen.
    »Er ist verletzt.«
    Julia rannte wortlos an ihm vorbei und half Benjamin, den Hund bis zum Apartment zu ziehen. Gemeinsam trugen sie ihn in den Vorraum. Julia deutete auf ihr Zimmer. »Legt ihn auf den Teppich vor meinem Bett.«
    Julia holte ein Handtuch, auf das sie das Tier betteten, das inzwischen vollkommen lethargisch wirkte.
    »Was ist passiert?«, fragte Julia.
    »Wir haben ihn im Keller gefunden«, erwiderte Benjamin. Er wollte noch mehr sagen, doch mit einem Blick auf Chris schwieg er.
    Julia sah zu Benjamin hoch: »Sieh zu, dass du irgendwo Verbandszeug herbekommst. Entweder aus Davids Zimmer oder aus dem Sanitätsraum. Wir müssen die Kompresse erneuern. Und die Wunde verbinden. Habt ihr Steve benachrichtigt?«
    Chris überlegte keine Sekunde. »Er ist nicht aufzufinden«, sagte er schnell.
    »Und sein Kollege?«
    Weder Chris noch Benjamin gaben eine Antwort, aber Julia achtete auch nicht auf sie. Sie legte eine Decke über den Hund und Ike winselte leise. Julia strich mit der linken Hand über seinen Kopf.
    Wieder musste Chris daran denken, dass der Hund überhaupt nicht hier sein durfte. Er war mit Professor Brandon weggefahren. Oder? Er hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Er spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. War Brandon tatsächlich weggefahren? Plötzlich war er sich nicht mehr sicher.
    Die Augen des Hundes flackerten und dann schloss er sie wieder.
    »Wo ist Rose?«, fragte Chris.
    »Noch unten.«
    »Okay, Ben, du suchst Verbandszeug und ich geh Rose holen. Wir treffen uns alle wieder hier. Beeil dich!«
    »Irgendetwas stimmt doch nicht!« Julia musterte Chris durchdringend.
    Um ihrem Blick auszuweichen, schaute er zu Debbies Zimmer. »Was ist mit ihr?«
    Julia hob die Schultern. »Alles ruhig. Das

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