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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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getan hatte. Sie würden keine Ruhe geben, ihn ausquetschen und dann . . . Fingerabdrücke. Sie mussten nicht wissen, dass er die Taschen untersucht hatte, oder? Nein, er sollte auf Nummer sicher gehen. Er sprang auf, trat an den Handtuchspender und zog mehrere Papiertücher heraus, mit denen er anschließend die Brieftasche und den Pass abwischte. Dann fischte er das Handy aus der Hülle und suchte den Menüpunkt Letzte Anrufe.
    Mehrere Anrufe und die angezeigte Uhrzeit verrieten ihm, dass sie noch nicht lange her waren.
    Es waren keine Namen angegeben, sondern Nummern.
    Und einige Anrufe kamen von einer unterdrückten Rufnummer.
    War das Steve gewesen?
    Er wusste es nicht.
    Langsam brach ihm der Schweiß aus.
    Mit jeder Minute, die er hier unten war, verstärkte sich das Gefühl, dass jemand plötzlich hinter ihm stehen könnte.
    Jemand, der nur darauf wartete, jeden Mitwisser mundtot zu machen.
    Was tust du hier eigentlich, Chris?
    Mich konzentrieren, sagte er sich. Die State Police kann dir jetzt in diesem Moment nicht helfen, dich nicht schützen. Das hier ist jetzt Wildnis. Das hier oben ist rechtsfreier Raum. Der Sturm bestimmt die Regeln.
    Er wischte das Handy ab und steckte es zurück in die Gürteltasche.
    Sein Herz raste.
    Abrupt erhob er sich. Im Luftzug bewegte sich der Duschvorhang und Chris’ Blick fiel auf die schwarzen Schuhe von Ted Baker. Noch nie hatte er Schuhe gesehen, die so blank geputzt waren wie diese.
    Dann kam ihm noch eine Idee. Mit einem Ruck riss er den Duschvorhang ab und dachte nur noch: Nichts wie weg hier!

    Bei Benjamin angekommen, blieb er stehen und warf ihm den Duschvorhang zu.
    »Geht’s noch, Mann? Kannst du mir mal sagen, wo du gesteckt hast?« Benjamin rastete fast aus.
    Statt einer Antwort befahl Chris: »Wir legen Ike da drauf, dann können wir ihn leichter tragen.«
    Benjamin breitete den Vorhang auf dem Boden aus, dann hoben sie den Hund in die Höhe. Ein klagender Laut drang aus Ikes Kehle, als sie ihn behutsam auf die Jacke legten. Schwarze Hundeaugen starrten Chris an und er wandte sich ab.
    Es war unerträglich, in diese Augen zu sehen. Augen, die um Hilfe flehten.
    Und jetzt wusste er auch, dass Ben recht gehabt hatte. Sie konnten Ike nicht im Stich lassen. Was war nur los mit ihm, dass er das vorhin nicht gesehen hatte? Was für ein Mensch war er, dass ihm das Leben eines Hundes so gleichgültig sein konnte?
    Vorsichtig transportierten sie den verletzten Hund Schritt für Schritt und noch zweimal mussten sie die Last absetzen. Jedes Mal streichelte Benjamin Ikes Kopf und murmelte: »Halte durch, alter Junge. Wir brauchen dich noch.«
    Doch endlich hatten sie es geschafft und standen vor dem Aufzug. Statt eines Aufzugknopfes war ein Schloss neben den Türen angebracht. Chris zog das Schlüsselbund hervor.
    »Woher hast du die Schlüssel?«, hörte er Benjamin fragen, doch Chris gab keine Antwort. Der kleine Schlüssel passte tatsächlich.
    Sie hörten, wie der Fahrstuhl sich über ihnen in Bewegung setzte, und wenig später signalisierte ihnen ein Ping, dass er die dritte Tiefebene erreicht hatte.
    Chris hielt den Atem an, als die Türen aufgingen.
    Was, wenn der Mörder zurückgekommen war? Wenn er wusste, dass sie hier unten waren? Wenn er ihnen gefolgt war?
    Benjamin schien auf die gleiche Idee gekommen zu sein, denn er machte instinktiv einen Schritt zurück. Doch der Fahrstuhl war leer.
    »Okay, nichts wie los!«, knurrte Chris. Und er meinte es so.
    Denn ihm war aufgefallen, dass er etwas übersehen hatte. Wenn tatsächlich etwas mit Steve nicht stimmte, musste Julia es sofort wissen. Sie vertraute diesem Typen! Außerdem war er Sicherheitsmann – ihn würde sie ins Apartment lassen!
    Chris fühlte, wie die Panik in ihm hochstieg. Er musste dafür sorgen, dass Julia das Apartment nicht verließ, bis der Sturm nachließ und sie die State Police benachrichtigen konnten.
    Rose...und Debbie auch. Die beiden letzten Namen dachte Chris nur der Vollständigkeit halber.
    Die Türen schlossen sich.
    Ächzend und vibrierend stieg die Kabine im Schacht nach oben.
    »Kein Wort über den Mord zu den Mädchen«, sagte Chris. »Verstanden?«
    »Schade«, murmelte Benjamin und starrte auf den Hund zu ihren Füßen.
    »Kein Wort oder...«
    »Oder was?«, fragte Benjamin.
    »Nichts.« Chris schwieg. Oder ich bringe dich um, hatte er sagen wollen.

21. Kapitel
    D er Aufzug schien eine Ewigkeit nach oben zu brauchen. Ike bewegte sich kaum noch, aber wenigstens schien die

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