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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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trage, wenn der Boss von dem ganzen Laden nicht da ist.« Sein Ton machte deutlich, daß das selbst einer Professorin klar sein sollte. »Und außerdem bedeutet er, daß ich meistens an Wochenenden und Feiertagen Dienst habe, denn da nimmt der Boss frei. Das steht ihm zu, wozu ist er schließ-
    lich der Boss?«
    »Ich verstehe«, sagte Kate. »Aber können wir noch einmal ganz von vorn anfangen? Als Sie den Funkspruch von dem Wachmann bekamen, der die Leiche fand? Und von da gehen wir weiter zurück.
    Versuchen Sie, sich an alles zu erinnern, was Ihnen an Adams im Laufe der Jahre auffiel. Nicht alles auf einmal. Wir werden noch viele Gespräche führen müssen – ich fürchte, Ihrer Meinung nach viel zu viele.«
    Butler starrte sie an. »Der Funkspruch kam, wie Sie sehr genau wissen, am frühen Sonntagmorgen nach Thanksgiving. Adams lag auf dem Pflaster unter seinem Fenster. Ich erkannte ihn sofort, denn der Mensch war ’ne wahre Plage, daran gibt’s nichts zu rütteln. Aber ich habe nicht das kleinste Fitzelchen von Beweis gesehen, daß er hinausgestoßen wurde. Und das ist die Wahrheit.«
    »Im Büro nicht und nirgendwo sonst?«
    »Nirgends. Die Polizei hat nur eines gesagt – und das war verflixt nobel von ihr, das muß man ihr lassen –, nämlich, daß es keinen Hinweis auf ein Verbrechen gab: Er wurde nicht erschossen, nicht erstochen, nicht vergiftet und hatte nirgends blaue Flecken. Und wenn ihn jemand vorher bewußtlos geschlagen hatte, so war jeden-32

    falls keine Spur davon zu entdecken. Darf ich Ihnen mal ’ne persönliche Frage stellen? Zwei?«
    Kate nickte.
    »Sind Sie verheiratet?«
    Kate sah auf ihre unberingte Hand. »Ja, ich bin verheiratet. Ich trage keinen Ring und nicht seinen Namen, aber trotzdem bin ich verheiratet, sehr lange schon. Und Sie?«
    »Sie trägt meinen Ring und meinen Namen und lebt von dem, was ich nach Hause bringe.«
    »Sie sagten zwei Fragen.«
    »Warum machen Sie diesen Job? Wenn ich die Zeichen richtig deute, war Adams Ihnen so zuwider wie mir – wie allen. Warum wollen Sie seinen verflixten Mörder suchen?«
    »Gute Frage. Ich setze noch eins drauf. Warum sollte ich einer Universität helfen, die, seit ich hier bin, von Jahr zu Jahr in meiner Achtung gesunken ist? Was aber nicht heißt, daß ich sie verachte. Zu Anfang habe ich sie geradezu vergöttert.« Kate sah aus dem Fenster, von dem aus sie fast den ganzen Campus überblicken konnte. »Ich kann Mord nicht gutheißen und ihn nicht entschuldigen. Eleganter weiß ich es nicht auszudrücken. Und ich glaube, wenn wir nicht so nah wie möglich an die Wahrheit herankommen, wird ein anderer dafür leiden müssen, vielleicht sogar viele Menschen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Wahrheit existiert, aber ich werde nach ihr suchen. Tut mir leid, daß ich nicht überzeugender klinge. Ich hab nicht mal mich selbst überzeugt.«
    »Ich kann nicht finden, daß Mord so viel schlimmer ist als all die anderen Dinge, die hier vor sich gehen«, sagte Butler. »Homosexualität, Unzucht, Aufruhr – alles Todsünden. Wenn ein Schwarzer über den Campus streicht und aussieht, als wäre er auf Vergewaltigung, Messerstecherei und Einbruch aus, darf man ihn nicht aufgreifen, weil das seine Bürgerrechte verletzt. Und der Campuspriester darf gegen den Kardinal hetzen, ohne daß einer was sagt. Was ist der Mord an einem Ekel von Mann verglichen damit?«
    »Wir werden uns wohl darauf einigen müssen, daß wir uns in vielem nicht einig sind«, sagte Kate. »Trotzdem, ich brauche Ihre Hilfe und ich bitte Sie darum. Wenn Sie mir nicht helfen können oder wollen, dann sagen Sie es. Ich glaube nicht, daß ich ohne Sie weit komme und werde es erst gar nicht versuchen.«
    »Ich wette, Sie sind Demokratin. Ich wette, von Präsident Reagan haben Sie nichts gehalten.«
    33

    »Beidesmal getroffen. Trotz all unserer Unterschiedlichkeit – da wir uns gegenseitig beim Wort nehmen können und nichts vormachen, gelingt es uns vielleicht gemeinsam, die Geschichte zu klären –
    natürlich nur, wenn Sie dazu bereit sind. Denken Sie darüber nach.«
    »Ich denke immer nach. Die Antwort heißt Ja, nicht, weil Sie mich überredet hätten, sondern weil ich, wenn Sie meinen Anteil an der Aufklärung nicht unterschlagen, gut dastehe.«
    »Guter Grund«, sagte Kate. »Und können wir jetzt noch mal ganz von vorn anfangen, Mr. Butler?«
    »Schießen Sie los, Frau Professor.«
    Kate lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, streckte die Beine aus und sammelte ihre

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