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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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abgeschlossen gewesen, und Butler mußte sie mit seinem Generalschlüssel öffnen. Das Fenster stand sperrangelweit auf, und durch den Luftzug, der beim Offnen der Tür entstand, waren die Vorhänge zum Fenster hinaus geweht und einige Papiere von Adams’ Schreibtisch geflattert. Die Polizei holte ihre Spezialisten, die den Raum nach Blutspuren, Fingerabdrücken oder worauf solche Leute sonst aus sind, absuchten. Offenbar hatten sie nirgends Blut gefunden, aber so viele Fingerabdrücke, daß man meinen konnte, die halbe Universität sei in Adams’ Zimmer ein- und ausgegangen. Die Polizei versiegelte das Büro; nach Abschluß der Spurensicherung wurden die Siegel zwar wieder entfernt, die Verwaltung jedoch aufgefordert, niemandem Zutritt zu gewähren. (Eine Anordnung, die Kate kannte und von der Butler wußte, daß Kate wußte, daß man ihr nicht Folge geleistet hatte. Mochte die Polizei auch ihre Anweisungen geben – er, Butler, unterstand der Universität.)
    »Sehen Sie, Frau Professor« (denn sie war nun mal Professorin, so wenig er das auch billigte), »das einzige, was in seinem Büro durcheinander war, hatte der Wind durcheinandergebracht. «
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    »Kein Anzeichen von einem Kampf?« fügte Kate hinzu. »Kein Hinweis darauf, daß sein Schreibtisch oder etwas anderes in seinem Zimmer durchsucht wurde?«
    »Keine Spur von einem Hinweis. Das heißt nicht, daß nichts durchwühlt wurde, halt nur, daß es keine Anzeichen dafür gab. Die Polizei zog die Schreibtischschubladen auf, und darin sah es so ordentlich aus, wie man’s eigentlich von keiner Schublade erwartet, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Können wir uns nicht setzen?« fragte Kate. Butler, der sich mit Widerwillen fügte – die Kraft, mit der er ihn unterdrückte, war verrä-
    terisch –, führte sie von der Wachdienst-Zentrale, wo sie sich unter-hielten, in ein kleines Hinterzimmer. Er schloß die Tür. Beide setzten sich, Butler hinter seinen Schreibtisch.
    »Mr. Butler«, fuhr Kate fort. »Ich bitte Sie, mir zu helfen. Sie brauchen mich nicht zu mögen und auch nicht lange zu ertragen.
    Ohne Ihre tatkräftige Hilfe jedoch müßten wir beide endlos miteinander reden, ohne daß etwas dabei herauskäme. Ich will alles wissen, was Ihnen aufgefallen ist, vor allem die Dinge, nach denen Sie bisher niemand gefragt hat. Erzählen Sie auch, was Sie denken, aber nicht aussprechen wollen – alles, was mit Professor Adams zu tun hat, ob Sie es für wichtig halten oder nicht –, wer weiß, vielleicht wirft es doch einen Lichtstrahl in das Dunkel. Ich will ganz offen zu Ihnen sein: Ohne Ihre Hilfe werde ich scheitern, ehe ich überhaupt angefangen habe. Und wenn Sie mich ganz und gar entmutigen wollen, bleiben Sie bloß weiter so korrekt, höflich und reserviert.«
    »Heilige Mutter Gottes«, sagte Butler.
    »Für deren Hilfe ich ebenfalls dankbar wäre«, antwortete Kate;
    »im Augenblick natürlich geht es mir ganz besonders um Ihre. Und hören Sie bitte auf, mich ›Frau Professor‹ zu nennen. Wenn ich Butler zu Ihnen sage, können Sie Fansler sagen, oder, wenn Ihnen das lieber ist, Kate.«
    »Wie in ›Der Widerspenstigen Zähmung‹«, sagte Butler. »Ich kenne meinen Shakespeare, auch wenn ich kein verflixter Professor bin. Ich heiße Patrick.«
    »Ja, beim Heiligen Patrick, aber wir haben es mit Horatio zu tun
    – ›Hamlet‹.«
    »Mit wem haben wir’s zu tun?« fragte Butler.
    »Mit sehr Schlimmem«, sagte Kate. »Ein Mann wurde ermordet.«
    »Vielleicht. Vielleicht hat er sich ja auch freiwillig aus dem Fens-31

    ter gestürzt. Schließlich war er kein Katholik.«
    »Er lehrte Islam. Ich glaube nicht, daß er ein Anhänger dieser Religion war. Wie es heißt, sind Religionsprofessoren die einzigen, die nicht an das glauben, was sie lehren. Meinen Sie denn, daß er’s getan hat – sich aus dem Fenster gestürzt?«
    »Wenn Gedanken töten könnten – ja.«
    »Allerorts unbeliebt – nicht wahr?«
    »Ich werde Sie nicht Kate nennen. Ich sage Frau Professor, und Sie sagen Butler. Aber ich werde Ihnen helfen, wenn ich kann.
    Nicht, weil Sie mich rumgekriegt hätten, das haben Sie nämlich nicht. Mir fällt nur wieder ein, was für ein erbärmlicher Kerl er war, dieser Professor Adams. Lieber würd’ ich mit einer Frau zusammenarbeiten als mit so jemand, und das ist die Wahrheit.«
    »Gut«, sagte Kate. »Was heißt es, stellvertretender Leiter des Wachdienstes zu sein? Was bedeutet dieser Posten?«
    »Er bedeutet, daß ich die Verantwortung

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