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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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modischen Schriftstellerfotografen aufgenommen, die, mittels Weichzeichner oder anderer geheimnisvoller Techniken, ihren Objekten jenen ju-gendlichen Schmelz verliehen, den Hautcremes versprechen, aber nie bewirken. Und doch hatten die Fotos nicht wirklich gelogen: PC
    hatte etwas ausgesprochen Jugendliches an sich, worunter Kate Vita-lität, Offenheit und Interesse verstand. Das schwarze Haar war zweifellos gefärbt, trotzdem schien PC ganz und gar sie selbst zu sein.
    Kate war sehr angetan. Mantel und Kostümjacke über den Arm ge-hängt, betrat PC den Raum. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und fächerte sich mit einem Exemplar der Studentenzeitung, das sie irgendwo aufgelesen hatte, Luft zu. »Ich werde mich nie daran ge-wöhnen, daß die Amerikaner ihre Räume überheizen«, sagte sie lächelnd. »Als wir in England noch alle frieren mußten, haben wir euch Amerikaner um eure Zentralheizung beneidet. Aber warum müßt ihr sie immer ganz aufdrehen?«
    »Weil wir nicht wissen, was wir tun«, sagte Kate, »wie bei unserer Wirtschaft, Außenpolitik und an der Börse – ohne Sinn und Verstand preschen alle drauflos und niemand weiß, wohin. Mir ist es gelungen, die Hitze aus meinem Zimmer fernzuhalten, weil ich mit List den Thermostat ruiniert habe, so daß niemand daran herumdre-hen kann. Außerdem lasse ich das Fenster gekippt.«
    »Es wird schon besser«, sagte PC und legte die Zeitung neben sich. »Offen gestanden, ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich hier bin. Wahrscheinlich bin ich einfach als Schriftstellerin fasziniert davon, daß Adams ermordet wurde. Er war alles andere als liebens-wert, und die Nachricht von seinem Tod hat mich nicht besonders erschüttert, obwohl ich überrascht war. Darf ich pietätlos sein: Würden Sie mir bitte die Stelle zeigen, wo er landete, und am besten auch gleich das Fenster, aus dem er gefallen ist?«
    »Natürlich«, sagte Kate. »Möchten Sie jetzt gleich Ihren Rund-gang machen, der Sie an der Stelle, wo seine Leiche gefunden wurde, vorbeiführt?«
    »Eine Frau nach meinem Geschmack, ganz wie ich erwartet ha-be«, sagte PC und zog ihre Jacke an. Kate schnappte ihren Mantel, und fort waren sie.
    Als sie einige Zeit später den Pfad betrachteten, auf dem Canfield Adams’ Leiche gelegen hatte, sah PC erstaunt zu dem Fenster seines 64

    Büros auf. »Adams war der letzte Mensch, von dem ich erwartet hätte, daß er von einer solchen Höhe heruntergestürzt kommt, egal, aus welchem Grund«, sagte sie. »Er brachte entsetzlich viele Menschen gegen sich auf, aber doch nicht so sehr, daß man mit einem solch dramatischen Akt hätte rechnen müssen, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Man hätte ihn vielleicht gern in eine Ameise verwandelt, die man zertreten konnte, aber die Mühe, ihn aus einem Fenster zu stoßen, hätte man sich nicht gemacht. Dazu war er zu leicht zu ignorieren.«
    »So habe ich das bisher zwar noch nicht gesehen«, sagte Kate,
    »aber Sie haben völlig recht. So nervtötend und unangenehm ich ihn auch oft fand, auf gewalttätige Gedanken hat er mich nie gebracht.
    Ich wollte immer nur so schnell wie möglich verschwinden, wenn er auftauchte. Aber wenn Sie sich mit ihm trafen – was man wohl annehmen muß, denn Sie waren ja nicht gezwungen, in allen möglichen Komitees neben ihm zu sitzen –, dann muß er irgendwelche Reize besessen haben, die mir entgangen sind.«
    »Sein Hauptreiz«, sagte PC, »lag darin, daß er zu einer Zeit nett war, in der ich glaubte, kein Mann würde je nett zu mir sein. Das ist zwar etwas übertrieben, aber nicht sehr. Ich denke, Sie sollten wissen, was ich über ihn zu erzählen habe, aber ich brauche einen Moment Zeit, um meinen Mut zu sammeln. Wollen wir irgendwo etwas trinken oder essen gehen? Wenn Sie ein Restaurant vorschlagen, würde ich Sie mit Freuden einladen.«
    »Unsinn«, sagte Kate. »Dies ist mein Territorium, und Sie sind mein Gast. Aber sagen Sie ehrlich, wollen Sie in ein Restaurant oder lieber zu mir nach Hause kommen und die Beine hochlegen? Ich bin ziemlich allein dieser Tage, weil mein Mann auf Reisen ist. Ich kann Ihnen einen Drink anbieten, ein Steak – was heutzutage jeder, der auf sich hält, verpönt –, Salat und gebackene Kartoffeln. Damit wäre mein Küchenrepertoire erschöpft. Ich kann aber auch ein gutes Restaurant vorschlagen.«
    »Zuhause klingt wundervoll«, sagte PC. »Ich brauche ein Klo, einen bequemen Sessel, einen Whisky – und ein amerikanisches Steak klingt wie der siebte Himmel.

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