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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Machen sich alle Amerikaner Tag und Nacht über ihren Cholesterinspiegel Sorgen?«
    »Alle. Sie glauben, damit das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt zu haben. Wollen wir laufen, die U-Bahn nehmen oder ein Taxi?«
    »Hätten Sie etwas gegen ein Taxi?«
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    »Kein bißchen«, sagte Kate und winkte eins heran. »Mit ein wenig Glück wird der Fahrer mindestens hundert Worte Englisch be-herrschen, nicht wie ein Wahnsinniger fahren und seinen Drogen-oder Alkoholkonsum auf den Feierabend verschieben.« Das Taxi hielt, und Kate öffnete PC die Tür.
    »Sie leben gern in New York«, sagte PC, während der Wagen an-fuhr. »Das ist unverkennbar. So, wie Sie kritisieren, kritisiert man nur etwas, das man liebt.«
    »Ja«, sagte Kate. »New York ist im Gegensatz zu London kein Ort, an dem man ab und an wohnt. Entweder man kann nicht in New York leben oder es nirgendwo anders aushalten.«
    Sie lächelten sich an, froh, einander begegnet zu sein, und voller Vorfreude auf ihr Gespräch und Zusammensein. Der Taxifahrer raste bei Rot über eine Ampel, nahm sich dann die Zeit, anzuhalten und einem alten Mann, den er um ein Haar umgefahren hätte, Obszönitä-
    ten entgegenzuschleudern. Kate lehnte sich zurück und verdrehte die Augen; PC lächelte. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln.
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Sechs
    wenn du Triumph und Katastrophe begegnen kannst und diese beiden Hochstapler gleich behandelst

    »Erzählen Sie mir von ihm«, sagte Kate, als sie gegessen, über vieles geredet und sich mit einem Brandy und dem Gefühl, einander schon ewig zu kennen, wieder ins Wohnzimmer gesetzt hatten. Über die verschiedensten Themen hatten sie gesprochen, angefangen von der zeitgenössischen Literatur bis hin zu den größeren Chancen für Freundschaften zwischen Frauen, die offenbar die Ungeduld der Frauen mit aufgeblasenen Männern gesteigert hatten. Gelandet waren sie schließlich beim Zustand Englands und seinem inzwischen ähnlich großen Gefälle zwischen arm und reich wie zu Königin Viktorias Zeiten. Ausgesprochen widerwillig brachte Kate das Gespräch auf den eigentlichen Grund ihres Treffens zurück. Wie ähnlich es Adams doch sähe, sagte sie zu PC, daß er ihnen die Erörterung eines so drögen Themas aufzwang – sehr unfair, denn ohne Adams wären sie sich schließlich nie begegnet. »Wie haben Sie ihn eigentlich kennengelernt?« fragte Kate.
    »Eine ziemlich peinliche Geschichte, fürchte ich. Wir lebten damals in Cambridge, das war vor – lassen Sie mich überlegen – genau fünfzehn Jahren. Als Schriftstellerin war ich noch völlig unbekannt –
    ich bin ein klassischer Spätzünder, wissen Sie. Die Kinder wurden größer, und mein Mann vertiefte sich immer mehr in einen Teilbe-reich der Physik – nun, er lehrte schließlich Physik, deswegen waren wir in Cambridge. Da schneite ausgerechnet Professor Canfield Adams als Gastdozent herein. Er hatte die Einladung, sein Freisemester dort zu verbringen, und der Verlockung kann kaum jemand widerstehen. Sie wissen schon, Dinner in erlauchter Runde, freie Unterkunft und dergleichen. Ich nehme an, er war recht einsam –
    viele Amerikaner fühlen sich in Cambridge und Oxford einsam.
    Sogar Auden, als er an die Christ Church zurückkehrte. Adams und ich trafen uns bei der denkbar konventionellsten aller Gelegenheiten, einer Dinnerparty. Er war ohne seine Frau da, und ich, wie so oft in jenen Tagen, ohne meinen Mann, und unsere Gastgeberin hätte Herzflattern gekriegt, wären die Paare an ihrem Tisch nicht aufge-gangen. Ich kann mich nicht erinnern, wer sonst noch dort war, nicht einmal, warum ich überhaupt hinging – wahrscheinlich, um mich nicht allein zu Haus zu langweilen. Jedenfalls waren er und ich, 67

    zumindest unserer Meinung nach, die zwei interessantesten Leute dort. Er brachte mich nach Hause, und von da an liefen wir uns ständig über den Weg. Er richtete es bewußt so ein, das war mir bald klar. Ich tat nichts dazu. Vielleicht war einfach der Teufel am Werk.
    Ich habe die Sache weiß Gott nicht forciert. Jedenfalls schlitterte ich in eine Affäre mit ihm, übrigens meine erste seit langer, langer Zeit.
    Sie reißen verblüfft die Augen auf.«
    »Wirklich?« fragte Kate. »Tut mir leid. Ich kann mir bloß einfach nicht vorstellen, daß Sie ihn auch nur für einen langen Spaziergang attraktiv genug fanden.«
    »Sie haben ihn wahrscheinlich nur als Quälgeist in Komitees erlebt. Natürlich merkte ich bald, wie unangenehm er sein konnte.
    Aber wie die meisten Männer konnte

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