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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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besseren Ergebnissen. Ich habe mich immer nur feige durchgemogelt.«
    »Wie gefällt es Ihrer Tochter, ein Jahr in New York zu verbringen?«
    »Recht gut, eine interessante Abwechslung zu Atlanta. Sie würde sich übrigens sehr freuen, Sie kennenzulernen. Wären Sie bereit, eine Dinnerparty über sich ergehen zu lassen? Ich verspreche Ihnen auch, daß die Paare nicht aufgehen werden. Vielleicht sollte ich den Adams-Sohn dazu einladen und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie das schreckliche Sprichwort heißt.«
    Sie wäre entzückt, PC’s Tochter kennenzulernen, sagte Kate, würde mit Adams’ Sohn aber doch lieber unter vier Augen sprechen.
    PC stimmte ihr zu, und sie kehrten mit etlichen Abschweifungen zum Zustand der englischen Ökonomie unter der eisernen und ihrer Meinung nach höchst bedauerlichen Margaret Thatcher zurück.
    »Der lange Marsch durch die Institutionen.« Kate dachte in den folgenden Tagen oft an den Slogan. Das Wetter vollführte seine üblichen New Yorker Kapriolen: Nach drei Tagen Eiseskälte folgten trügerische Vorboten des Frühlings. Kate, die den Winter liebte und den Frühling als die deprimierendste Jahreszeit empfand, war glücklich, wenn die Kälte die Studenten das Freie scheuen ließ und sie es eilig hatten, von einem Gebäude zum anderen zu kommen. Aber wenn die Sonne schien und die Studenten sich auf jeder erreichbaren Treppenstufe und jedem Fleckchen Gras ausbreiteten, überall ihren Müll und oft auch ihre Habseligkeiten hinterließen, wurde sie mür-risch und reizbar.
    Kate hatte sich angewöhnt, in der Wachzentrale vorbeizuschauen, wenn Butler Dienst hatte. Sie stellte ihm Fragen und bekam langsam ein Gefühl dafür, wie das Sicherheitssystem an dieser großen Universität funktionierte. Butler sprach es zwar nie aus, aber um diese Sicherheit war es schlecht bestellt. Die meisten Diebstähle, und es gab viele, gingen auf das Konto des Wachpersonals, das sich der Schlüssel bediente. Alkoholismus war ein großes Problem unter den Wachmännern: Sie tranken enorme Mengen Bier, eher aus Lange-weile als aus Sucht. Fernsehgeräte, Computer und andere Ausrüs-tungsgegenstände wurden oft an den schlafenden Wachmännern 70

    vorbei aus den Gebäuden transportiert. Nicht, daß Butler das formuliert hätte. Er zitierte lediglich statistische Angaben. Und Kate inter-pretierte sie.
    Butler wuchs ihr von Mal zu Mal mehr ans Herz. Er war ein Mann mit klaren Ansichten. Recht und Unrecht waren für ihn unverrückbare Dinge. Für ihn gab es läßliche Sünden und Todsünden. Zu den Todsünden gehörte Homosexualität, wofür, seiner Meinung nach, Aids die gerechte Strafe Gottes war. Butler hütete sich, rassis-tische Ansichten zu äußern, obwohl er sie ganz offensichtlich hatte.
    Aber er ließ es nicht zu, daß sie sein Handeln diktierten, was Kate für ihn einnahm. Sie hatte bei ihm das Gefühl, eines Tages würde er vielleicht, wie Hamlet, aufwachen und feststellen, daß er die Tugen-den, die er bisher nur vorgespiegelt hatte, wirklich besaß. Butler kannte viele Gedichte auswendig und rezitierte sie gern. Seiner Ansicht nach, das wußte Kate, konnte man von Leuten wie ihr keine Literatur lernen, sondern nur von Lehrern, wie er sie gehabt hatte, die einen die ›großen Werke‹ auswendig lernen ließen und mit dem Stock drohten, wenn man ins Stolpern kam. Seine Ansichten über Geschlechterrollen konnte Kate nur erahnen: Er war zu taktvoll, sie zu äußern, oder, anders ausgedrückt: Da er Kate inzwischen so zuge-tan war wie sie ihm, wußte er, daß sie alle seine Vorurteile tolerierte, nur die gegen Frauen nicht. Als Kate in einem Brief an Reed versuchte, ihm ihre wachsende Zuneigung zu Butler zu erklären, schrieb sie, er sei engstirnig, wenn nicht gar rigide. Aber er respektiere die Spielregeln, auf die sie sich festgelegt hätten. Sie zitierte Reed eine Bemerkung von John Kenneth Galbraith über William F. Buckley, auf die sie gerade gestoßen war. »Wie für alle andern Menschen«, schrieb Galbraith, »ist das Denken für mich oft eine qualvolle Angelegenheit. Aber im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, daß, wenn Buckley zu irgendeiner Frage eine bestimmte Position einnimmt, ich ohne die geringste Anstrengung meines Hirns genau die entgegengesetzte vertreten kann und damit immer richtig liege.« Buckley war Galbraith’ Nachbar und Freund, so wie Butler der ihre.
    Während all jener Begegnungen lernte Kate, wie leicht jeder, der es darauf anlegte, in verschlossene

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