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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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ihrem Dinner mit Edna Nobles Nachricht erhalten und am folgenden Tag überall, angefangen bei Humphrey Edgerton, verkündet, sie wünsche gegen vier Uhr desselben Tages Arabella zu sprechen. Wie immer hatte auch diesmal die studentische Flüster-propaganda hervorragend funktioniert. Arabella saß vor ihr, ge-wappnet für alles, wie es schien.
    »Ich nehme an, Sie wissen von meiner Funktion bei der Untersuchung des Todes von Professor Adams«, begann Kate.
    »Ich weiß, wer Sie sind und was Sie tun«, antwortete Arabella und beendete das Eröffnungsgeplänkel damit.
    »Nun gut. Sie wurden während des Samstags, an dem Professor Adams starb, in der Levy Hall gesehen. Würde es Ihnen etwas aus-machen, mir zu erzählen, warum Sie dort waren und was Sie dort taten?«
    »Wenn ich es Ihnen nicht erzähle, muß ich es der Polizei erzählen«, sagte Arabella. »Das habe ich begriffen. Keine Ahnung, weshalb die so lange gebraucht haben, um auf mich zu kommen. Dut-zende von Leuten haben mich an dem Samstag in der Levy Hall gesehen. Ich war fast den ganzen Tag dort, jedenfalls den ganzen Nachmittag. Weshalb?« fragte sie sich selbst, ehe Kate dazu kam.
    »Ich habe gearbeitet, in einem Büro, das wir zur Verfügung gestellt bekommen haben – mich dort mit Genossen getroffen und Aufstände und revolutionäre Umtriebe geplant. Immer, wenn Adams mich sah, kam er echt ins Schwitzen. Ich meine, ich war ihm ein Dorn im Au-ge; unsere ganze Gruppe machte ihm zu schaffen. Er sehnte sich nach den guten alten Zeiten zurück, als nur feine Herrschaften auf 87

    seine Universität durften und noch eindeutig feststand, wer das Sagen hat. Damals hätten wir ›farbiges Gesocks‹ die Universität nur durch den Dienstboteneingang betreten dürfen, und jetzt sind wir in den heiligen Hallen. Er konnte nicht verstehen, warum wir nicht einfach fleißig studieren und uns anstrengen, damit was aus uns wird. Wieso haben wir bloß nichts anderes im Sinn, als Unruhe zu stiften? Und so weiter. Soll ich auf der Schiene weitermachen?«
    »Wenn Sie wollen«, sagte Kate.
    Arabella hatte zweifellos mit einer anderen Antwort gerechnet, fuhr aber fort, als habe sie das erwartete Stichwort bekommen. »Warum können wir uns nicht mit den Fortschritten, die wir erreicht haben und die doch so beachtlich sind, zufriedengeben und endlich aufhören, immer mehr zu verlangen? Schließlich durften wir vor dreißig Jahren in Mississippi und einer Menge anderer Orte nicht einmal wählen!«
    »Ich weiß nicht viel«, sagte Kate, »aber eines doch: Wenn die Unterdrückten nicht mehr auf ›ihren Platz‹ verwiesen werden, wollen sie immer mehr, sogar, und davor sei Gott, Gleichheit mit dem Unterdrücker! Das wissen alle Tyrannen, sei es in Mississippi, Südafrika oder, was Frauen betrifft, überall auf der Welt. Deshalb sträuben sie sich so, auch nur die fundamentalsten Rechte einzuräumen.
    Ich will einfach nur genau wissen, was Sie an jenem Samstag taten.
    Das interessiert mich, aber nicht deshalb, jedenfalls im Augenblick nicht, weil ich mit Ihnen über die Geschichte der Schwarzen oder gar die Geschichte von Institutionen diskutieren möchte, sondern weil ich mit dieser schrecklichen Ermittlung festsitze, von der ich, wenn Sie’s genau wissen wollen, am liebsten nie gehört hätte.«
    »Ich glaub’, Sie haben sich mehr aufgeladen, als Sie schaffen können«, sagte Arabella mit einer gewissen Befriedigung. Kate spür-te eine Welle von Ärger in sich aufsteigen, die sie sofort unterdrück-te, nicht nur, weil Zorn hier nicht weiterhalf und Arabella nur eine überflüssige Angriffsfläche böte, sondern weil Arabella recht hatte: Kate hatte sich in der Tat mehr aufgeladen, als ihr gut tat, und, wie sie fürchtete, eine ganze Menge mehr, als sie verkraften konnte.
    »Versuchen Sie doch bitte, mir Schritt für Schritt zu berichten, was Sie an jenem Samstag taten. Ich werde nur das weitergeben, was für die Untersuchung unbedingt notwendig ist. Hat Humphrey Ihnen übrigens gesagt, daß – nun, daß Sie sich weigern können, mit mir zu sprechen?« Das Schlimme ist, dachte Kate, daß ich entweder servil klinge oder autoritär; wir haben noch keine gemeinsame Sprache 88

    gefunden. Oder übertreibe ich? Würde es mit jeder anderen Studentin in der gleichen Situation genauso sein? Kate fiel ein, daß Toni Morrison irgendwo gesagt hatte, weiße Frauen seien völlig anders als schwarze Frauen, aber weiße und schwarze Männer seien sich gleich.
    »Ich kam gegen ein Uhr,

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