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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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vielleicht auch halb zwei, so genau habe ich nicht drauf geachtet, in der Levy Hall an«, begann Arabella zu Kates Erleichterung. »Wir haben einen Schlüssel für das Hauptportal und das Büro, das wir benutzen dürfen. Wir basteln keine Bomben dort, egal, was Sie und Ihresgleichen auch meinen. Wir reden miteinander, wir helfen uns, und wenn etwas Konkretes ansteht, dann organisieren wir. Wir versuchen zum Beispiel, diese und alle anderen Universitäten an Geschäften mit Südafrika zu hindern. Wir organisieren Demonstrationen und so weiter. Meistens quatschen wir einfach. In diesem lilienweißen Mausoleum als Schwarze herumzu-laufen, ist kein Sonntagsausflug, das kann ich Ihnen versichern.
    Manchmal wollen wir uns einfach in unsere schwarzen Gesichter gucken.«
    »Und an jenem Samstag? Wie viele von Ihrer Gruppe kamen und gingen?«
    »Nur ein paar. Die meiste Zeit war ich allein in dem Büro, außer, als Adams mich mit seinem Besuch beehrte. Das hatte er sich angewöhnt, war wie eine Art Zwang für ihn, ungefähr so, als wenn man mit der Zunge ständig an einem schmerzenden Zahn herumspielen muß.«
    »Was hielten Sie von ihm?«
    »Ich hielt ihn für einen Idioten; und was hielten Sie von ihm?«
    »Ich bekam ihn wahrscheinlich nicht so oft zu Gesicht wie Sie«, sagte Kate. »Nach dem, was ich von ihm sah, wirkte er auf mich wie ein Idiot. Man könnte auch sagen: Wir waren selten oder nie einer Meinung.«
    »Aber bei Ihnen nahm er sich nichts heraus, so wie bei vielen Studentinnen. Mich hat er sogar lüstern angeschielt, als ob er nicht wüßte, daß ich… nun, er wußte es.«
    »Und an besagtem Samstag?« erinnerte Kate.
    »Es war wie an den meisten Samstagen. Ich arbeitete dort, denn bei mir zu Hause ist wenig Platz, und in der Bibliothek herumzuhängen, bringt nicht viel, da trifft man dauernd Leute und kommt zu nichts. Falls Sie es genau wissen wollen, manchmal bin ich gern allein. Adams kam an besagtem Samstag wieder einmal vorbei. Er 89

    konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, daß ich, wir, einen Schlüssel zu seinem Gebäude hatten. Wir störten seinen Seelenfrie-den. Hören Sie, Kate, wenn ich Ihnen mit irgendeiner sensationellen Enthüllung über jenen Samstag dienen könnte, würde ich es gern tun.
    Ich bin nicht in Adams’ Büro gegangen, und ich weiß nicht, wie lange er dort war. Unser Büro liegt auch im siebten Stock, aber weit weg von seinem am anderen Ende des Flurs.«
    »War er, soweit Sie wissen, die ganze Zeit allein dort?«
    »Ich glaube, ja. Als ich den Flur entlangging, hörte ich ihn sprechen, aber ich nahm an, daß er telefonierte. Er war ein vielbeschäftigter Mann und erledigte viel per Telefon. Mit wem er an einem Samstag hätte telefonieren sollen, das fragen Sie bitte nicht mich.
    Gegen fünf bin ich gegangen, habe unser Büro und den Haupteingang abgeschlossen und das Gebäude erst am Montag wieder betreten. Den Schlüssel weitergegeben habe ich auch nicht«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu, obwohl Kate gar nichts gesagt hatte. »Mehr weiß ich nicht. Okay? Haben Sie versucht, die Faschisten vom Wachdienst auszufragen?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht«, sagte Kate. »Das habe ich. Die hassen mich, weil ich als Frau einen Lehrstuhl habe und weder ho-mophob noch eine Rassistin bin – zumindest nach deren Maßstäben nicht, auch wenn Sie, Arabella, da vielleicht ganz anderer Meinung sind. Ich habe versucht, die Männer vom Wachdienst dazu zu bewegen, offen zu mir zu sein, und genauso versuche ich jetzt, Sie zur Offenheit zu bewegen.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrem Pathos. Hören Sie, Kate, nehmen Sie’s nicht so schwer! Humphrey sagt, Sie sind in Ordnung, und ich bin bereit, ihm zu glauben. Wir beide haben Schwierigkeiten, miteinander zu reden, weil Sie zu feinfühlig sind und ich zu emp-findlich. Das habe ich begriffen. Ob Sie’s glauben oder nicht. Ich habe nichts gesehen, was ich Ihnen verschwiegen hätte. Ich halte Canfield Adams für ein Riesenarschloch, und daß er tot ist, tut mir nicht leid, aber ich habe ihn nicht zum Fenster hinausgestoßen. Seien Sie ehrlich, glauben Sie wirklich, ich hätte ihn zum Fenster und über den Sims befördern können, wenn er um sein Leben gekämpft hätte?
    So hart und zäh bin ich auch wieder nicht. Die Jungs aus der Verwaltung würden mir liebend gern was anhängen, denn dann könnten sie mich rausschmeißen. Ich mache nur Ärger und bin eine Aufrührerin.
    Sie müssen sich also entscheiden, bei welcher Mannschaft Sie mitspielen

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