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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wollen.«
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    »War an jenem Samstag jemand mit Ihnen im Büro, der vielleicht hinausging, im Haus herumwanderte und wieder zurückkam – oder auch nicht?«
    »Jeder hätte zurückkommen müssen, weil ich ihn zum Haupteingang hinauslassen und danach wieder hätte abschließen müssen. Das Abschließen nehme ich wirklich sehr ernst, vor allem deshalb, weil ich nicht will, daß jemand sich an uns heranschleicht. Und nein: Niemand hat den Raum lang genug verlassen, um Adams aus dem Fenster zu stoßen. Außerdem hätte das niemand gewollt. Wir wollen mehr schwarze Dozenten, mehr schwarze Studenten und uns nicht wie das kleine Waisenkind Annie verhalten müssen. Vielleicht wünschen wir uns, manche Leute würden vom Erdboden verschwinden, genau wie Sie wahrscheinlich auch, aber wir unternehmen keine praktischen Schritte in der Richtung.«
    Und damit mußte Kate sich zufriedengeben. Mit der nochmaligen Mahnung »Nehmen Sie’s nicht so schwer«, die bei Kate genau das Gegenteil bewirkte, brach Arabella auf. Leider war unklar, ob Arabella zwischen Herablassung von Professorin zu Studentin, älterer zu jüngerer Frau, weiß zu schwarz, vermeintlich konservativ zu vermeintlich radikal unterscheiden konnte. Viel war unklar. Kate, die unverdiente, gegen sie persönlich gerichtete Feindseligkeit haßte und sich selbst dafür verachtete, daß es so war, verfluchte wieder einmal die ganze verdammte Untersuchung. Aber ohne die Untersuchung wäre sie Arabella nie begegnet. Trotz allem – sie war froh, Arabella begegnet zu sein.
    Das sagte sie auch Humphrey, als sie ihn, nachdem Arabella gegangen war, anrief. Er schlug vor, auf einen Drink bei ihr hereinzu-schauen und über alles zu sprechen. »Du klingst, als brauchtest du jemand, der dir die Hand hält«, sagte er.
    »Tut mir leid, daß es so offensichtlich ist«, sagte Kate. »Aber es stimmt. Arabella gibt mir das Gefühl, als hätte ich persönlich im Bürgerkrieg auf der falschen Seite gekämpft. Ich habe mich ertappt, wie ich ihr unbedingt erzählen wollte, daß ich 1964 in Mississippi dabei war. Da war das kleine Ekel wahrscheinlich noch nicht mal geboren.«
    »Was du brauchst, ist eine Hand und ein Drink«, sagte Humphrey. »In einer halben Stunde bin ich bei dir. Du könntest natürlich auch herkommen, aber ich glaube nicht, daß Babygeschrei im Augenblick das richtige für dich ist.«
    91

Acht
    oder die Dinge zerbrochen zu sehen, denen du dein Leben gegeben hast,
    und dich zu bücken und sie mit abgenutztem Werkzeug wieder aufzubauen

    Kate kannte Humphrey Edgerton seit langem. Er hatte spät geheiratet und war noch später Vater geworden, aber für Kate blieb er unverändert der Freund und Verbündete. Sie hatte ihn kennengelernt, lange bevor er ihr Kollege an der Universität wurde. Zum ersten Mal begegnet war sie ihm in der Zeit der Bürgerrechtsbewegung, der Protestmärsche und der Geburt des Feminismus als Reaktion auf Stokeley Carmichael, der Frauen als von Natur aus passive Wesen sah. Kate hätte nicht sagen können, warum die Freundschaft zwischen ihr und Humphrey so viele Jahre überdauert hatte. Vielleicht weil sie sich beide verändert hatten, zwar nicht in ihren politischen Einstellungen, aber Kate war offener geworden für das Problem des Rassismus und Humphrey offener für die Anliegen des Feminismus.
    Kate bedauerte, daß sie mit keiner schwarzen Frau so eng befreundet war wie mit Humphrey. Schwarze Frauen schienen sie nicht an ihrem Handeln zu messen, sondern an ihrer Erscheinung, und die strahlte offenbar unausweichlich etwas Elitäres aus. Das Gespräch mit Arabella hatte Kate, was diesen Punkt betraf, nicht gerade glücklicher gemacht.
    »Edna zitiert gern Mr. Micawber«, sagte Kate, »und ich werde es ihr nachtun. Wie Mr. Micawber sagte: ›Willkommen Elend, willkommen Obdachlosigkeit, willkommen Hunger, Lumpen, Stürme und Bettelei! Unser Vertrauen ineinander wird uns bis ans Ende begleiten.‹ Mein Problem ist zweifellos, daß ich nie Obdachlosigkeit, Hunger, Lumpen oder Bettlertum erlebt habe. Aber die anderen Zustände, die er erwähnt, sind mir vertrauter als mir lieb ist.«
    »Laß gut sein, Kate«, sagte Humphrey. »Herumzusitzen und dich ungeliebt zu fühlen paßt nicht zu dir, selbst wenn du ungeliebt wärst, was du ja nicht bist. Vielleicht sollten wir Reed zurückbeordern.«
    »Es hat nichts mit Reed zu tun. Es hat mit Frauen zu tun, schwarzen Frauen, und warum sie mich nicht mögen.« Während Kate Humphrey betrachtete, wurde ihr

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