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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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zuckte. Wenige Atemzüge später hatte sie festgestellt, was sie störte. In einer Nische der Wand saß jemand, bewegungslos wie eine Statue. Ein Mensch!
    »Hallo«, sagte eine helle Mädchenstimme, die ein wenig zittrig klang. »Du hast mich ganz schön erschreckt. Ich bin übrigens Jini.«
    Mi‘raela antwortete nicht, witterte nur misstrauisch. Was wollte dieses Mädchen von ihr? Elegant drehte sie sich auf dem schmalen Sims, um zu verschwinden. Sie erinnerte sich dunkel, dass sie schon einmal etwas über dieses Mädchen gehört hatte. Es war erst seit ein paar Wochen in der Burg. Es war einfach hier gelassen worden von den Männern, die es mitgebracht hatten.
    »He, warte doch!«, rief ihr das Mädchen hinterher. »Ich kenne dich. Du bist doch Staubflocke, oder? Dienerin dieser Kerle in den schwarzen Kutten?«
    Nein, nein, nein, dachte Mi‘raela wütend. Bei ihren nächtlichen Ausflügen war sie nicht Staubflocke , und sie wollte auch nicht daran erinnert werden, dass sie in dieser verwünschten Burg Sklavendienste verrichten musste. Sie machte kehrt und huschte davon.
    Trotzdem zog es sie in der nächsten Nacht wieder zu dem unterirdischen Teich. Nur mal schauen , dachte sie. Sie konnte ja gleich wieder verschwinden, wenn das Mädchen da wäre.
    Schon von weitem hörte sie Geräusche – ein Planschen, das hohl von den Wänden widerhallte. Mit entsetzt zuckenden Schnurrhaaren sah Mi‘raela, dass das Mädchen in den Teich gefallen war und nun mit den Armen ruderte, um sich daraus zu retten. Das sonst so spiegelglatte Wasser war in Aufruhr, schwappte an den dunklen Steinwänden hoch. Das Mädchen verschwand unter der Wasseroberfläche.
    Ich muss ihr helfen , dachte Mi‘raela, aber ihr Körper war wie gelähmt beim Gedanken an dieses furchtbar nasse Zeug. Gerade, als sich ihre Muskeln doch noch zum Sprung spannten, tauchte das Mädchen wieder auf. Unmittelbar vor ihr. Und es wirkte keineswegs, als sei es in Not.
    »Du wirst mich doch nicht verpetzen, oder?«, fragte das Mädchen verlegen. »Ich weiß, dass es nicht erlaubt ist, im Speichersee zu schwimmen, aber es macht einfach so viel Spaß ...«
    Mi‘raela war entsetzt. Spaß? »Das hier Trinkwasser«, sagte sie und tat so, als spräche sie nur ein paar Worte Daresi.
    »Ach, du weißt doch selber, dass die meisten Leute sowieso aus den Tiefbrunnen trinken, das hier ist nur für den Notfall oder einen Brand gedacht.«
    Das stimmte. Mi‘raela verlor das Interesse. Sie wandte sich ab, um davonzuschleichen. Noch hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben, heute einen Nachtwissler zu erbeuten ...
    »Warte doch!«, rief das Mädchen hinter ihr her. »Wollen wir nicht noch ein bisschen reden?«
    »Nein«, gab Mi‘raela zurück. Aber sie blieb trotzdem stehen. Sie kannte den Ton, der in der Stimme des Mädchens mitgeklungen hatte. Einsamkeit. Dieser Ton berührte ihr Herz einen kurzen Moment und ließ sie zögern. Doch dann trugen ihre Pfoten sie davon. Nein, so leicht würde sie sich nicht einwickeln lassen. Wer wusste, was dieses Mädchen vorhatte! Trau den Dörflingen nie – sie werden dich tausendmal enttäuschen und dann noch einmal mehr .
    * * *
     
    Den ersten Tag mit verbundenen Augen verbrachte ich drinnen und erforschte Udikos Wohnkuppel mit Ohren, Fingerspitzen und Nase. Was nicht immer angenehm war. In einer Ecke meines Zimmers fand ich die Leiche eines Flusskrebses, der anscheinend aus Neugier hier hereingekrochen war, den Ausgang nicht mehr gefunden und sein Leben ausgehaucht hatte. Er stank schon. Auch die anderen abgelegenen Ecken der Kuppel hatten eine Grundreinigung dringend nötig.
    Zu Anfang lief ich oft gegen die Wände der Kuppel, die zum Glück federnd nachgaben. Ich gewöhnte mir an, die Arme auszustrecken, wenn ich mich durch die Gegend bewegte. »Das machen nur Anfänger«, schalt mich Udiko. »Wenn du so rumläufst, siehst du aus wie ein Wanderprediger.«
    »Gequirlte Schnepfengalle, ich bin ein Anfänger ...«
    »Dann hör gefälligst zu, weil ich dir jetzt etwas beibringe!«, knurrte mein Meister – und erklärte mir, wie man auf das feine Echo von Geräuschen lauschen und so feststellen kann, wie groß der Raum ist, in dem man sich befindet, wo die Wände sind und wo Hindernisse lauern. In jeder Umgebung klingen Geräusche anders, mal flach, mal dumpf, mal hallend – wer das nutzen lernt, kann sich mit etwas Übung in völliger Dunkelheit orientieren.
    Trotz dieser Schulung holte ich mir Beulen. Als ich Udikos Sammlung von

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