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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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fühlte, wie ihre Tränen den Kragen meiner Tunika durchnässten. Ich streichelte ihre kurzen, blonden Haare und küsste ganz zart ihren Nacken.
    Manchmal ist es verdammt schwer, sich nicht zu verlieben. Ich ging mit fliegenden Fahnen unter.
    Als wir in die Schänke zurückkehrten, zeigte Merwyn sich natürlich beleidigt. »Zarbas Rache, wo wart ihr? Es macht keinen Spaß, sich alleine zu besaufen!«
    Besser, ich verriet ihm nicht, dass wir in meinem Zimmer gewesen waren. Sonst zog er alle möglichen falschen Schlüsse. »Es ging Joelle nicht gut, wir waren kurz draußen.«
    Ich blickte zu Joelle hinüber, überließ es ihr, Merwyn von Ynea zu erzählen oder es für sich zu behalten. Schließlich war auch Merwyn Sucher, und wahrscheinlich kein schlechterer als ich. Doch sie schwieg, nickte nur und trank einen Schluck von ihrem Polliak.
    Eine Welle des Glücks durchflutete mich. Nur mir hatte sie von ihrem Geheimnis, ihrem großen Ziel erzählt. Nun gab es wieder ein Band zwischen uns, wie damals nach diesen kurzen Begegnungen in Xanthu!
    Die nächsten Tage, von denen wir einen völlig pflichtvergessen im See verbrachten, waren herrlich. Wir waren alle drei übermütig und froh, selbst Merwyn hielt sich mit fiesen Bemerkungen zurück. Ich genoss es, bei Joelle zu sein, und musste mich zurückhalten, um sie nicht auffällig oft anzublicken. Ob es Joelle ähnlich ging? Es war schwer, das herauszufinden, wenn man gleichzeitig darauf achtete, sich nichts anmerken zu lassen. Denn Merwyn durfte nichts davon ahnen, was ich für sie empfand, sonst bot ich ihm eine Zielscheibe so groß wie eine kleine Insel.
    Es ging uns so lange gut, bis wir unser Ziel erreichten. »Nicht viel los hier«, meinte Joelle, als wir vor Jallaks Tür standen, die das Symbol der drei Wellen zierte. »Er wird sich freuen, dass er endlich Verstärkung auf seinem Außenposten bekommt ...«
    Merwyn nickte grinsend und stieß den Begrüßungsruf aus. »Hoffentlich ist er überhaupt da, er hat uns bestimmt nicht so früh erwartet.«
    In der Wüste hatte Merwyn bald angefangen, eine Tunika zu tragen, um sich vor der Sonne zu schützen. Aber nun präsentierte er sich wieder in vollem Kampfaufzug: nackter Oberkörper, vor der Brust gekreuzte Lederriemen, Salisar-Klaue am Gürtel. Wen genau wollte er damit eigentlich beeindrucken?
    Jallak öffnete. Er war ein mittelgroßer, dünner Mann mit einem verkniffenen Gesicht; seine graublonden Haare trug er am Hinterkopf zusammengebunden. Er seufzte tief, als er uns sah, und musterte uns vom Scheitel bis zur Zehenspitze. »Garioch verschone mich«, stöhnte er. »Schon wieder drei Neulinge. Was soll ich denn mit euch anfangen, gequirlte Schnepfengalle?«
    »Äh, ich und Merwyn ... wir sind Sucher ... Das könnte nützlich sein«, stammelte ich.
    »Gerade erst Meister geworden, was? Sieht man. Euch kleben ja noch Eierschalen hinter den Ohren.« Jallak blickte angewidert drein. »Wie alt seid ihr? Doch höchstens siebzehn. Los, steht nicht so blöd herum, kommt rein. Und nennt mich gefälligst Meister Jallak, wenn ihr mit mir redet, verstanden?«
    Ein paar Atemzüge später hockten wir verschüchtert auf seinem Teppich, nur um wieder aufgescheucht und auf Stühle befördert zu werden.
    »Das mit dem Boden könnt ihr euch gleich abgewöhnen, so was macht man in Alaak nicht, und ihr seid hier nicht in einer verdammten Luftkuppel«, schimpfte Jallak und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Merwyn. »Und überhaupt, in was für einem Aufzug läufst du rum? Willst du, dass jeder Wasserfloh in der Gegend sich erinnert, dich gesehen zu haben? Ein guter Agent ist vor allem eins: unauffällig!« Er wandte sich Joelle zu. »So wie du. Wahrscheinlich wirst du die einzige brauchbare Agentin von euch verdammtem Pack!«
    Mich jagte er in die Küche, damit ich Cayoral kochte, Merwyn verdonnerte er dazu, sich im Nebenzimmer sofort etwas anderes anzuziehen, nur Joelle durfte im Wohnraum bleiben. Wenn er versucht, sie zu betatschen, dann bekommt er seinen heißen Cayoral an eine ganz empfindliche Stelle serviert, schwor ich mir und postierte mich zwischen den einzelnen Arbeitsschritten am Kücheneingang, wo ich die Situation im Auge behalten konnte.
    »... und dabei habe ich im Moment wirklich genug Probleme am Hals«, meckerte Jallak, als wir endlich zu seiner Zufriedenheit zusammensaßen. »Hier in der Gegend ist nämlich gerade irgendwas sehr, sehr Merkwürdiges im Gange!«
    »Aber Ihr habt es sicher schon fast aufgeklärt,

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