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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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komisch. Mir haben sie gesagt, die Leute aus der Erd-Gilde seien ein bisschen seltsam.«
    Sie kicherte und ließ mich nicht aus den Augen. »Man sollte sich immer selbst eine Meinung bilden. Ich finde, du bist richtig süß.«
    Süß? Wer? Ich? Brackwasser, das war ja noch schlimmer, als hübsch genannt zu werden. Na ja, Hauptsache, ich gefiel ihr ...
    Leider rief in diesem Moment jemand in der Schänke ihren Namen. Nellis zuckte zusammen. »Ich muss gehen. Wohnst du auch hier? Vielleicht sehen wir uns ja noch. Ich könnte noch mal her kommen, wenn mein Onkel und meine Tante schlafen ...«
    Bei Isendre, das klang gut! In heiterer Stimmung kehrte ich in die Schänke zurück. Aber Joelle war richtig finsterer Laune. Als Merwyn aufstand, um einem natürlichen Bedürfnis zu folgen, zischte sie mir zu: »Und was sollte das jetzt, wenn ich fragen darf?«
    »Was?«
    »Das mit dem Mädchen.«
    Ich war verblüfft. »Was geht dich eigentlich mein Liebesleben an?« Interessierte Joelle sich jetzt, da es praktisch zu spät war, doch wieder für mich?!
    »Eigentlich geht es mich nichts an, aber wir sind jetzt Agenten, und deine Herumflirterei könnte uns schneller in Schwierigkeiten bringen, als uns lieb ist!«
    Eingeschnappt schwieg ich. Na toll. Nun wollte sie in die Rolle der Übermutter schlüpfen, ganz so, als wären Merwyn und ich keine Meister ersten Grades, sondern grüne Jungs, die man unter Kontrolle halten musste. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie immer auf ihre Geschwister hatte aufpassen müssen.
    Joelle war noch nicht fertig. »Gilias Gnade, das Mädchen gehört zu den Erd-Leuten. Wenn ihr zusammen erwischt werdet, dann haben wir eine Gildenfehde am Hals!«
    »Na gut, du hast Recht«, gab ich zu und beschloss mit Bedauern, das Treffen mit Nellis sausen zu lassen. »Weißt du, ich ...«
    In diesem Moment merkte ich, dass Joelle den Tränen nahe war. Was lief denn hier ab? »Komm, wir gehen woanders hin«, forderte ich sie rasch auf, legte einen Arm um sie und lotste sie aus der Gaststube in den Vorraum. Spätestens jetzt war meine Verabredung mit Nellis sowieso geplatzt – wer das eben mit angesehen hatte, musste denken, dass Joelle mir gerade eine Eifersuchtsszene machte.
    »Was ist los, Jo?«, fragte ich, als wir schließlich unter uns waren. Merwyn würde sich wundern, wo wir abgeblieben waren, vielleicht hätte ich ihm einen Zettel hinlegen sollen.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich euch ... dir die Wahrheit sage«, sagte Joelle und wischte sich eine Träne ab.

Geheimnisse und Fabeltiere
    Einige Tage nach der Sache mit der Brosche wollte sich Mi‘raela wieder mit Jini treffen – diesmal bei den Speicherseen tief unter der Burg, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Dort fand es Mi‘raela zwar zu kühl und nicht sonderlich gemütlich, aber zumindest würden sie keinem der Brüder über den Weg laufen. Sie waren abweisend zu ihr, seit sie sich mit der Menschenwelpin traf, und auf den nächtlichen Versammlungen ließ Mi‘raela sich nur noch selten blicken.
    Mi‘raela ging es gut an diesem Tag. Ihre Schritte waren kraftvoll und federnd, ihre Augen klar. Sie fühlte sich wieder wie die große Raubkatze, die sie war. Jedes Mal, wenn sie es irgendwie schaffte, Spinnenfinger zu trotzen, ging es ihr ein Stückchen besser, fühlte sie sich mehr wie ihr früheres Selbst.
    Auf dem Weg in die Tiefen der Burg kam sie erst an dem streng riechenden Raum vorbei, in dem ein paar hundert Wühler als Botentiere gehalten wurden, dann an Materiallagern und den Werkstätten, in denen Reparaturen und Steinmetzarbeiten durchgeführt wurden. Die Felsenburg war so groß, dass immer irgendetwas erneuert werden musste.
    Ein Stockwerk tiefer passierte Mi‘raela die Übungsräume. Sie witterte Schweiß und das Stroh der Matten, hörte das Aufeinanderprallen von hölzernen Übungsschwertern, Flüche und Befehle. Doch dann drangen andere Laute an ihr Ohr, und sie fuhr zusammen. War das eben Schrillstimme gewesen? Ja, tatsächlich, und gleich darauf hörte sie Jini. O je, waren sich die beiden über den Weg gelaufen?
    Vorsichtig lugte Mi‘raela um die Ecke des Ganges. Bei den Schnurrhaaren des Großen Katers, das sah schlecht aus. Die beiden Mädchen standen sich gegenüber.
    »Du bist also Hetta«, sagte Jini neugierig. »Wir haben uns noch nicht gesehen, oder? Dabei bist du doch auch oft bei der Regentin.«
    Nimm dich in Acht! wollte Mi‘raela ihr zurufen. Du bist viel zu nett zu ihr, sie wird es dir mit Zähnen und

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